Viele Modehändler befinden sich in einer Dauerkrise. In der Coronapandemie brach das Geschäft massiv ein, jetzt sparen die Kunden wegen der Inflation. Und dann gibt es ja noch den allgemeinen Trend zum Online-Shopping, der stationären Händlern das Wasser abgräbt. Selbst Big Player wie H&M dünnen seit einigen Jahren ihr Filialnetz aus, andere müssen sich in der Insolvenz neu aufstellen oder ganz aufgeben.
2022 haben 102 Händler und Hersteller von Textilien ein Insolvenzverfahren beantragt, berichtet das Branchenmagazin „Textilwirtschaft“. Auch in diesem Jahr gibt es mit dem Moderiesen Peek & Cloppenburg oder Schuhhändler Reno schon wieder einige prominente Pleitefälle – von der Tragödie um Galeria mal ganz abgesehen. Welche bekannten Ketten alle in letzter Zeit in Schutzschirmverfahren flüchten oder Insolvenz anmelden mussten, zeigt unsere Fotostrecke.
Diese Mode- und Schuhketten sind insolvent
Der fränkische Mode-Versandhändler hat am 14. August 2023 Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen mit Sitz in Zirndorf bei Fürth verkauft seit 40 Jahren Damenbekleidung und gehört zur TriStyle Group. Als Grund für die Existenzkrise nennt Madeleine eine Kombination aus Preissteigerungen und inflationsbedingtem Umsatzrückgang. Im Rahmen eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung soll nun nach Investoren gesucht werden. Der Geschäftsbetrieb läuft weiter, die Löhne der rund 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zunächst für drei Monate gesichert.
Die Münchner Modekette Hallhuber hat Ende Mai 2023 Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Das Unternehmen mit seinen bundesweit rund 200 Filialen ist schon länger eine Sorgenfall. In der Corona-Krise 2020 wurde ein Schutzschirmverfahren eingeleitet, Mitte 2021 kaufte das Management die Firma aus der Insolvenz. Hallhuber existiert seit 1977 und verkauft Damenoberbekleidung. Nun wird dringend ein Investor gesucht
Der fränkische Spielwarenhersteller Haba hat im August angekündigt, die Kindermarke Jako-o einzustellen. Es handelt sich zwar nicht um einen Insolvenzfall, da Haba weiter besteht, für Jako-o ist es aber das Ende. Das Unternehmen hatte Jako-o 1987 ins Leben gerufen und verkaufte unter der Marke vor allem Kleidung, Möbel und Schulbedarf für Kinder. Haba steckt in wirtschaftlichen Problemen will sich nun auf die Spielzeugsparte konzentrieren.
Der Osnabrücker Schuhhändler Reno hat Ende März Insolvenz angemeldet. Ein halbes Jahr zuvor hatte noch ein neuer Eigentümer übernommen, um das kriselnde Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Reno betrieb zum Zeitpunkt der Insolvenzmeldung nach eigenen Angaben rund 180 Filialen und beschäftigte 1000 Mitarbeitende. Ende April meldeten auch die Tochtergesellschaften in Österreich und der Schweiz Insolvenz an. Der Verkauf an einen Investor gelang in den Folgemonaten nicht, Konkurrenten übernahmen lediglich einige wenige Filialen.
Fast zeitgleich mit Reno beantragte auch die norddeutsche Kette Schuhkay ein Insolvenz-Schutzschirmverfahren. Schuhkay blickt auf 140 Jahre Unternehmensgeschichte zurück, zuletzt gab es unter den Namen„Schuhkay“ und „Schuhkay 1882“ noch zwei Dutzend Geschäfte. Das Unternehmen hofft, Filialen und Arbeitsplätze durch die Sanierung erhalten zu können.
Anfang März rutschte Peek & Cloppenburg in die Insolvenz. Das Düsseldorfer Unternehmen gilt als größter Modehändler Deutschlands. Die 67 Filialen bleiben im Rahmen des Schutzschirmverfahrens weiter geöffnet, 7000 Beschäftigte bangen um ihre Jobs. Nicht betroffen ist P&C Nord mit Sitz in Hamburg, das eine von P&C Düsseldorf unabhängige Kette ist.
Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof ist seit Jahren ein Dauerpatient. Nach der Insolvenz 2020 musste 2022 erneut ein Schutzschirmverfahren beantragt werden. Im März 2023 wurde bekannt gegeben, dass 47 der verbliebenen 129 Warenhäuser geschlossen werden und Tausende Beschäftigte ihren Job verlieren. Die Häuser sollen in zwei Wellen zu Ende Juli 2023 und Ende Januar 2024 geschlossen werden.
Auch kleinere Ketten sind betroffen. Mitte März erwischte es den Schuhhändler Shoepassion, der neben einem Onlineshop auch einige Ladengeschäfte in deutschen Großstädten betreibt. Ende Februar meldete der Siegburger Modehändler TK Fashion Group mit 135 Mitarbeitenden Insolvenz an. Neben einem Onlineshop betrieb TK Fashion in NRW 14 Läden unter den Namen Lieblingsplatz und Comma. Einige Filialen mussten dicht machen, im Juli stimmten die Gläubiger dem Insolvenzplan von TK Fashion zu.
Der Hamburger Schuhhändler Görtz ist bereits im September 2022 in ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren geflüchtet. Das 1875 gegründete Unternehmen hatte in der Corona-Pandemie trotz Staatshilfen massiv gelitten. Von 160 Filialen hat etwa die Hälfte dicht gemacht. Von 1800 Mitarbeitenden blieben nur 1300 übrig. Mittlerweile ist ein privater Investor gefunden, der Görtz fortführt.
Der baden-württembergische Modehändler Orsay musste nach Schutzschirmverfahren und Insolvenz Mitte 2022 alle Läden schließen und fast alle der rund 2500 Angestellten entlassen. Die Marke wird nur noch mit einem Rumpfteam über externe Partner vertrieben.
Die Adler Modemärkte waren schon 2021 am Ende. Im Zuge der Insolvenz wurden 40 deutsche Filialen geschlossen und rund 500 Arbeitsplätze abgebaut. Der neue Investor, die Logistikfirma Zeitfracht, betreibt heute rund 130 Adler-Märkte in Deutschland, Österreich und Schweiz.
Dieser Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen