Deutschland ist reich an Licht. Die Zahl der Sonnenstunden ist in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Insgesamt scheint die Sonne im Schnitt an 4,56 Stunden am Tag auf die Dächer deutscher Häuser und Wohnungen. Das macht zusammengenommen rund 1665 Sonnenstunden pro Jahr. Manch ein Hausbesitzer dürfte sich im Zuge der Klimadebatte fragen, ob er die Sonnenenergie für sich nutzbar machen kann.
Photovoltaik-Anlagen versprechen günstigen und sauberen Strom aus Eigenproduktion. Wer seinen Strom selbst produziert, tut nicht nur etwas Gutes für Umwelt, sondern schont auch den Geldbeutel, werben die Verkäufer. Viele Eigentümer sind indes skeptisch, ob die Rechnung wirklich so simpel ist. Schließlich sind die Anschaffungskosten für eine solche Anlage hoch. Zwar erhalten PV-Anlagenbesitzer vom Energieversorger noch eine sogenannte Einspeisevergütung, wenn sie die Energie ins öffentliche Netz einspeisen. Doch in den vergangenen Jahren ist dieser Zuschuss kontinuierlich gesunken. Viele Hausbesitzer zweifeln deshalb daran, dass sich die Kosten in angemessener Zeit amortisieren.
Wenig einspeisen, viel selber nutzen
Die gute Nachricht: Sonnenenergie vom eigenen Hausdach kann sich durchaus lohnen – wenn man den Großteil des produzierten Stroms selbst verbraucht. Studien zeigen: Je nach Größe und persönlichem Stromverbrauch hat sich eine Photovoltaik-Anlage nach zehn bis 14 Jahren amortisiert. „Neben den signifikant gesunkenen Anschaffungskosten für die Anlagen liegt dies auch am deutlich höheren Strompreis“, sagt Florian Munder, Regionalmanager Energie bei der Verbraucherzentrale Berlin. Denn der Strompreis ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen – von 23 Cent je Kilowattstunde auf knapp 41 Cent pro Kilowattstunde im September 2022.
Bei einer PV-Anlage ist der selbst erzeugte Strom dagegen kostenlos, sobald die Installation abbezahlt ist. Fließt die selbst produzierte Kilowattstunde nicht in die eigene Steckdose, sondern ins öffentliche Netz, erhalten PV-Anlagenbesitzer allerdings nur die Einspeisevergütung von derzeit rund 7,8 Cent pro Kilowattstunde. Deshalb lautet die Devise laut Munder: wenig einspeisen, viel selber nutzen.
Speicher lohnen sich häufig nicht
Mit dem richtigen Modell sind Renditen von 3,4 Prozent drin, zeigt eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin im Auftrag der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen aus 2019. Kommt ein E-Auto hinzu, können es sogar 4,7 Prozent sein. Die Experten haben den Durchschnittswert für Solaranlagen mit zehn Kilowatt Nennleistung auf Einfamilienhäuser untersucht. Ihr Fazit: Für Hausbesitzer lohnt es sich, in Photovoltaik zu investieren und die Dachfläche voll auszunutzen. „Konto und Klima profitieren gleichermaßen“, sagt Energieberater Ralf Siegmund. Wie hoch die Rendite im Einzelfall ausfällt, können Eigentümer am einfachsten über Online-Rechner herausfinden, wie zum Beispiel den der Energieagentur NRW .
Wer das Maximum aus seiner PV-Anlage herausholen will, sollte auf einen Speicher erst einmal verzichten. Batterien sorgen zwar dafür, dass Eigentümer rund um die Uhr auf den selbst produzierten Strom zurückgreifen können. Doch die Systeme sind oft so teuer, dass die eingesparten Stromkosten auch nach Jahren nicht ausreichen, um die Anschaffungskosten zu decken. Zudem ist ihre Lebensdauer begrenzt und die Wahl der richtigen Batterie kompliziert. Eigentümer müssen die Größe des Speichers exakt an die Höhe ihres individuellen Stromverbrauchs und die Größe der PV-Anlage anpassen, damit sich die Investition lohnt. Andernfalls erzeugt der Speicher nur unnötige Kosten, bei geringem persönlichem Nutzen.