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Der Wirtschaftspodcast Autoindustrie: „Bei den Batterien hat Europa keine Chance mehr“

Andreas Herrmann ist Experte für die Autoindustrie.
Andreas Herrmann ist Experte für die Autoindustrie.
© Andreas Herrmann
Während die deutsche Autoindustrie in der Krise ist, drängen chinesische Hersteller auf den europäischen Markt. Andreas Herrmann, Direktor des Instituts für Mobilität der Universität St. Gallen, über einen Wettkampf, der für Volkswagen & Co. immer schwieriger wird

Capital: Die Zulassungszahlen der chinesischen Hersteller in Europa steigen. Kommt die Konkurrenz aus China jetzt wirklich hier an?
ANDREAS HERRMANN: Ja, das ist mein Eindruck. Die chinesischen Hersteller haben einiges an Lehrgeld bezahlen müssen. Es wurden verschiedene Vertriebskonzepte ausprobiert, manches verworfen und anderes weitergeführt. Aber sie sind dabei, die Besonderheiten des europäischen Marktes zu verstehen und werden auch Erfolg haben. Die Testphase ist beendet.

Haben die Europäer denn überhaupt noch einen Standortvorteil?
Ja, und das ist die Marke. Wir sehen in vielen Studien, dass die Kunden immer noch von chinesischen Anbietern sprechen, ohne einzelne Marken zu nennen, während VW, BMW oder Mercedes immer noch sehr prägnant daherkommen. So etwas lässt sich nicht innerhalb eines Jahres aufbauen.

Ein Argument waren auch immer die Qualitätsvorsprünge bei der Verarbeitung. Spielen die noch eine Rolle?
Ja, wenn man einen Mercedes nimmt und ein chinesisches Fahrzeug daneben stellt, dann würde man sicher auf der Hardware-Seite noch viele Unterschiede feststellen. Das ist auch kein Wunder, Europa hat ja 100 Jahre Vorsprung. Es wäre schlimm, wenn es diese Unterschiede nicht gäbe. Die Frage ist nur, wie wertvoll das noch für den Kunden ist. Schaut der sich noch genau das Spaltmaß an oder geht es mehr um Infotainment und Software? Da sind die Chinesen extrem stark und gleichen möglicherweise den Hardware-Nachteil aus.

Haben die deutschen und europäischen Hersteller in diesem Wettlauf noch eine Chance?
Die Produktionsprozesse müssten umgestellt werden, das könnten sie aber auch. Dafür braucht es Radikalität, wir kommen da nicht mehr schrittweise weiter. Mehr Sorgen macht die Batterie, zumindest bei der derzeitigen Technologie. Alles was ich höre, sagt mir: Da haben wir keine Chance mehr, den Zug haben wir verpasst. Wir können nur darauf hoffen, dass irgendwann ein technologischer Sprung kommt, bei dem wir wieder einsteigen können.

Warum ist die Batterie so zentral?
Sie macht bei Elektroautos 35 Prozent der Wertschöpfung aus. Das ist der neue Fahrzeugkern, der Motor und Getriebe ersetzt. In Europa ist das ein Zukaufteil, das in Asien beschafft wird. Mit allen Konsequenzen. Das finde ich sehr dramatisch für die europäische Automobilindustrie.

Hören Sie in der neuen Folge von „Capital – der Wirtschaftspodcast“:

  • Was Herrmann unter „China Speed“ versteht
  • Welche Rolle Tesla noch spielt
  • Wie Europa industriepolitisch reagieren sollte

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