44.407 Euro verdienen deutsche Arbeitnehmer pro Jahr im Median, das hat das Jobportal Stepstone für 2023 ermittelt. Das Durchschnittsgehalt 2023 liegt dabei mit 53.318 Euro sogar noch ein gutes Stück darüber. Branche, Wohnort und Unternehmensgröße sind entscheidende Faktoren dafür, wie viel Mitarbeiter in der gleichen Position im Mittel verdienen können. Je nach Standort liegen die Jahreseinkommen um bis zu 19.000 Euro auseinander, bei einem kleinen Betrieb und einem Großkonzern sind die Unterschiede sogar noch höher.
Die wesentlichen Erkenntnisse unterscheiden sich damit kaum zu denen, die das Gehaltsportal gehalt.de bereits 2021 ermittelt hat. Für den „Gehaltsatlas 2021“ hat Gehalt.de die Daten von 220.502 Arbeitnehmern von Januar bis Dezember 2020 ausgewertet.
Vorab ist die Unterscheidung zwischen Medianeinkommen und Durchschnittseinkommen wichtig: Beim Median wird der mittlere Wert einer Grundgesamtheit betrachtet. Wenn also 1000 Arbeitnehmer ihr Gehalt angeben, ist das Medianeinkommen der 500-höchste Wert. Beim Durchschnittseinkommen wird das Gehalt aller 1000 Arbeitnehmer zunächst addiert und dann durch 1000 geteilt. Der Nachteil ist, dass Ausreißer stärker ins Gewicht fallen. Deshalb ist das Durchschnittseinkommen in der Regel auch höher als das Medianeinkommen und wird allgemein als das schlechtere Maß wahrgenommen. Der Medianlohn liegt deutlich näher am realistischen Mittel als das Durchschnittseinkommen. Ein weiterer wichtiger Maßstab ist zum Beispiel das Nettoäquivalenzeinkommen, bei dem das verfügbare Einkommen eines Haushalts durch die Zahl der Haushaltsmitglieder dividiert wird. Es werden also nicht nur Einkommensbezieher betrachtet, sondern auch etwaige Kinder. Zuletzt lag dieses Nettoäquivalenzeinkommen bei etwa 25.000 Euro.
Baden-Württemberg zahlt am meisten
Baden-Württemberg liegt im Gehältervergleich ganz vorn. Mit einem Medianeinkommen von 46.600 Euro im Jahr rangiert das Bundesland fast acht Prozent über dem Bundesschnitt. Bei den Führungskräften nimmt dagegen Hessen mit einem Medianeinkommen von 100.378 Euro den ersten Platz ein. Das Gehalt von Führungskräften liegt in Hessen von 5,5 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Schlusslicht beim Medianentgelt ist Mecklenburg-Vorpommern. Führungskräfte verdienen hier rund ein Fünftel weniger als der Durchschnittswert des Medianlohns, Arbeitnehmer ohne Personalverantwortung sogar 22 Prozent weniger.
In den Landeshauptstädten liegt das Jahreseinkommen in den meisten Fällen etwas höher als im gesamten Bundesland. Auch hier landet Stuttgart mit einem Medianeinkommen von 54.012 Euro pro Jahr an der Spitze. Am zweithöchsten liegt das Einkommen in München mit 53.662 Euro – also nur unwesentlich niedriger. In Schwerin verdienen Arbeitnehmer dagegen 34.500 Euro im Jahr – und damit, gemessen an den südlichen Landeshauptstädten, fast mehr als 19.000 Euro weniger.
Auch bei Berufseinsteigern bestätigt sich das Gehaltsgefälle: In ihren ersten zwei Berufsjahren verdienen Akademiker in Baden-Württemberg ein Einkommen von rund 52.100 Euro jährlich. Nach der Lehre sind es 32.700 Euro. In Mecklenburg Vorpommern kommen Akademiker dagegen auf ein Jahreseinkommen, das fast ein Drittel unter dem liegt, was ein Hochschulabsolvent im Südwesten einnimmt. Nach einer Lehre, bzw. Ausbildung mit Gesellenbrief, verdienen Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich mehr als ein Viertel weniger.
Lohnt sich deshalb aber in jedem Fall ein Umzug? „Vor einem berufsbedingten Umzug sollten Beschäftigte auch immer die Lebenshaltungskosten einkalkulieren. In Stuttgart sind die Gehälter zwar am lukrativsten, aber auch die Mieten deutlich höher als im Bundesdurchschnitt“, sagt Philip Bierbach, Geschäftsführer von Gehalt.de.
Je größer das Unternehmen, desto höher das Gehalt
Noch stärker als der Firmenstandort beeinflusst die Unternehmensgröße das Gehalt und damit den Medianlohn. Unabhängig vom Bundesland verdienen Mitarbeiter mit gleicher Position bei Unternehmen mit 5000 Mitarbeitern fast doppelt so viel wie bei Firmen mit unter 20 Beschäftigten. „Beschäftigte in großen Unternehmen werden oft nach Tarif bezahlt, weshalb das Gehaltsniveau hier höher ist“, sagt Bierbach. „Allerdings geht der Wechsel in einen großen Konzern auch mit erhöhtem Konkurrenzdruck einher. Lange Bewerbungsphasen mit mehreren Tests und Gesprächen sind nicht selten.“
Der Branchenvergleich der Einkommensverteilung zeigt: Die höchsten Gehälter winken Chef- und Oberärzten mit einem Jahreseinkommen zwischen 121.700 und 196.300 Euro. Deutlich abgeschlagen kommen auf Platz zwei mit 94.800 Euro Medianlohn leitende Positionen im Vertrieb und Verkauf von Investitionsgütern.
Im Branchenvergleich machen sich auch (immer noch) die Corona-Pandemie und ihre Folgen bemerkbar. Zu den Top-Branchen zählte in 2020 die Biotechnologie mit einem Jahresgehalt von 67.500 Euro. Direkt danach folgt die Industrie für Produktionsgüter (Medianlohnn von 66.600 Euro) und für Halbleiter (Medianlohn von 65.600 Euro).
Die Branchen, die am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen waren, zählten dagegen zu den Schlusslichtern des Rankings. In der Touristik lag der Medianlohn bei 34.600 Euro, bei Hotels- und Gaststätten lag das Medianeinkommen nur bei knapp 29.000 Euro – das niedrigste Einkommen im Branchenvergleich. Auch die systemrelevanten Berufe im Lebensmitteleinzelhandel sind nicht gut dotiert. Mit einem Medianeinkommen von 31.212 Euro haben sie das drittniedrigste Einkommen im Branchenvergleich.