Hier geht René Benko zum Gericht
Die Gläubiger von Signa-Gründer René Benko wollen endlich Geld sehen: Bei einem Gerichtstermin haben sie rund 2 Mrd. Euro an Forderungen gegen ihn angemeldet, wie Gläubigerschutzverbände berichten. Zu dem Termin im Rahmen von Benkos Insolvenzverfahren erschien der österreichische Immobilien- und Handelsunternehmer zur sogenannten Prüfungstagsatzung beim Landesgericht Innsbruck persönlich – sein erster öffentlicher Auftritt seit Monaten und der Insolvenz seines Konzerns.
Benko, hier mit seinem Anwalt Georg Eckert (r.), wirkt angespannt und darum bemüht, die alte Fassade als großer Geschäftsmann aufrechtzuerhalten. Ein überwiegender Teil der Forderungen stammt laut dem Gläubigerschutzverband KSV1870 von Gläubigern von Signa-Teilgesellschaften. Sie wollen demnach Hunderte Millionen Euro von dem 46-jährigen Ex-Milliardär. Ihre Begründung: Der Investor habe zwar seit Jahren keine offiziellen Funktionen mehr in den Gesellschaften ausgeübt, aber dennoch wesentliche Entscheidungen getroffen.
Der Insolvenzverwalter hat bislang nur etwa 47 Mio. der Forderungen anerkannt. Sie stammen hauptsächlich von Benkos Familienstiftung und der Signa Holding, die beide ebenfalls insolvent sind. Das Finanzamt hat nach Angaben des Verbandes Creditreform Steuerrückstände von 8 Mio. Euro angemeldet. Abgewiesene Gläubiger können nun in einem Zivilprozess um ihr Geld kämpfen. Hier ist Benko mit Insolvenzrichter Hannes Seiser zu sehen.
Wie der KSV1870 berichtete, stellte sich bei Gericht in Innsbruck heraus, dass Benko nicht nur als „Berater“ von Signa-Gesellschaften zwischen 200.000 und 300.000 Euro jährlich verdiente, sondern in den vergangenen Jahren auch zweistellige Millionenbeträge als Darlehen aus der Signa-Gruppe erhalten hatte.
Benko zeigte sich am Mittwoch im Gericht gegenüber anwesenden Medien schweigsam. Am 22. Mai hat er Gelegenheit, erstmals öffentlich zu der Insolvenzwelle bei den Signa-Firmen Stellung zu nehmen. An dem Tag werde Benko als Zeuge vor einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss erscheinen, teilte sein Anwalt der Deutschen Presse-Agentur mit. Der Ausschuss nimmt die mutmaßliche Bevorzugung von Großunternehmern wie Benko durch die konservative Kanzlerpartei ÖVP unter die Lupe. Die Immobilien- und Handelsgruppe hatte während der Tiefzinsphase kräftig expandiert und ein Portfolio aufgebaut, zu dem etwa der Elbtower in Hamburg, das Luxuskaufhaus KaDeWe oder die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehören. Mit dem Anstieg von Zinsen, Baukosten und Energiepreisen brach Benkos Firmenkonstrukt zusammen.