Die neuen Eigentümer von Galeria Karstadt Kaufhof sind überzeugt, die insolvente Warenhauskette zurück auf die Erfolgsspur bringen zu können. „Wir sind froh, dass unser Plan einstimmig angenommen und unterstützt wird. Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus“, das teilte einer der Investoren, der Unternehmer Bernd Beetz, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Essen mit.
Weiter betonte der 73-Jährige: „Wir wollen langfristig investieren, entwickeln und wachsen.“ Die nächsten Wochen seien entscheidend, um die Voraussetzungen für ein solides Geschäftsmodell zu schaffen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, „können wir Galeria auf einen erfolgreichen Kurs bringen“, so Beetz.
Galeria Karstadt Kaufhof war Anfang Januar in die Insolvenz gerutscht. Die Schieflage ist die Folge der Pleite des Signa-Imperiums des österreichischen Investors Rene Benko, zu dem Galeria gehörte. Auch einige der Warenhaus-Immobilien gehören einer insolventen Signa-Firma. Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus hatte zuletzt noch mit zwei Bietern verhandelt.
„Was uns verbindet, ist die Liebe zum Warenhaus“
Die neuen Eigentümer werden voraussichtlich mehr als 70 der 92 Filialen fortführen, sagte Denkhaus. Damit sei es möglich, eine große Mehrheit der Arbeitsplätze zu erhalten. „Wir wollen für jede Filiale ein Konzept haben“, sagte Beetz. Aber: „Alle Schiffe müssen profitabel sein.“ Die Zahl der Filialen, die erhalten bleiben sollen, ist Teil der Investorenvereinbarung, die am Dienstag notariell beurkundet wurde.
Bei den neuen Eigentümern handelt es sich um ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC des Unternehmers Richard Baker und der Gesellschaft BB Kapital SA von Beetz. Über sein Verhältnis zu Baker sagte Beetz: „Was uns verbindet, ist die Liebe zum Warenhaus. Es ist Teil der deutschen Lebenskultur.“
Baker ist ebenso wie Beetz bei Galeria kein Unbekannter. Vor der Fusion mit Karstadt war er über die zu seinen Beteiligungen gehörende kanadische Handelskette Hudson's Bay (HBC) für einige Jahre Miteigentümer von Galeria Kaufhof. HBC verkaufte seinen Anteil an der Kette und den Immobilien 2019 für 1 Mrd. Euro an Benkos Signa-Gruppe. HBC hatte Kaufhof eigentlich als Sprungbrett für eine breit angelegte Expansion in Europa nutzen wollen. Doch der Plan schlug trotz Investitionen in die Warenhäuser und in das Online-Geschäft fehl, Kaufhof litt unter der HBC-Regie unter schrumpfenden Umsätzen und Verlusten.
Der 73-jährige Beetz hat breite Erfahrung im Handel. Bis 2012 stand er elf Jahre lang an der Spitze des Kosmetik-Konzerns Coty und schraubte dort den Umsatz in die Höhe. Zuvor war er beim Luxus-Konzern LVMH Manager für Dior. Auch für den Konsumgüterriesen Procter & Gamble hat Beetz gearbeitet. Beetz ist über seine Beteiligungsfirma BB Kapital bereits als Unternehmer im Luxus- und Konsumgütersegment aktiv. Er ist auch Präsident des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim.
Verdi fordert Investitionen vom neuen Eigentümer
Die unterzeichnete Vereinbarung über die Übernahme tritt nur dann in Kraft, wenn das Amtsgericht Essen und die Gläubigerversammlung dem von Denkhaus erstellten Insolvenzplan zustimmen. Wenn sie das nicht tun, kommt der Verkauf nicht zustande. Denkhaus will den Insolvenzplan bis Ende April vorlegen. Die Gläubiger kommen am 28. Mai in der Messe Essen zusammen, um darüber abzustimmen.
Die Gewerkschaft Verdi zeigte sich verhalten optimistisch: „Wir begrüßen, dass offensichtlich ein finanzstarker Investor gefunden wurde, der Galeria als Ganzes erhalten will und über Kompetenz im Einzelhandel verfügt, wenngleich unsere Erfahrungen in der Vergangenheit durchaus zwiespältig waren“, sagte Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer. „Wir erwarten deshalb, dass der neue Eigentümer in das Unternehmen investiert, die Standorte erhält und für die Beschäftigten langfristig die Arbeitsplätze sichert.“
Das Insolvenzverfahren war in der vergangenen Woche eröffnet worden. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Der bislang zur Signa-Gruppe gehörende Konzern beschäftigt rund 12.800 Menschen. Durch eine weitere Reduzierung der Anzahl der Filialen dürften Stellen wegfallen. Wie viele das sein werden, ist noch offen.