Donald Trump hat die Kosten eines Visums für ausländische Fachkräfte dramatisch erhöht. Von rund 1000 US-Dollar steigt der Preis für das sogenannte H1B-Visum durch einen Präsidentenerlass auf 100.000 US-Dollar. Insbesondere die Tech-Unternehmen des Silicon Valley stellen über das Visum Ingenieure, Wissenschaftler und Programmierer aus dem Ausland ein.
„Viele Unternehmen sind in Panik, ich hatte heute Morgen schon dutzende Anfragen im Postfach“, sagt eine deutsche Fachanwältin für Visumsrecht, die in den USA lebt, zu Capital. Klare Aussagen könne sie aber noch keine treffen, die Lage und das weitere Vorgehen seien noch unklar. Bisher setzte sich der Preis für das H1B-Visum aus einer Registrierungsgebühr für die Visa-Lotterie (215 US-Dollar) und zusätzlichen Kosten von 780 US-Dollar für die Arbeitgeber der Fachkräfte zusammen.
Die Fachanwältin, die aus Angst vor Ausweisung nur anonym sprechen will, gibt zumindest für deutsche Unternehmen eine vorläufige Entwarnung. Diese verlassen sich größtenteils nicht auf das H1B-Visum. „Mitarbeiter von deutschen Unternehmen sind meist mit Handels- oder Investitionsvisa hier.“ Diese sind auch als E1- und E2-Visum bekannt. „Richtige Probleme für deutsche Unternehmen wird es erst geben, wenn diese Visa angefasst werden“, sagt die Fachanwältin.
Teureres Visum: Arbeitskräfte aus Indien betroffen
Mit der jetzigen Änderung sind vor allem Tech-Unternehmen betroffen, da diese Fachkräfte mithilfe der H1B-Visa anwerben. Auch spezialisierte Branchen wie Wirtschaftsprüfer oder Gesundheitsunternehmen verlassen sich auf H1B-Visa. Laut „Financial Times“ entfallen 70 Prozent der neu ausgestellten Visa auf Arbeitskräfte aus Indien.
Unternehmen wie Amazon und Microsoft haben Notfallrichtlinien für ihre Mitarbeiter veröffentlicht. Sie forderten H1B-Inhaber auf, das Land nicht zu verlassen, bis die neuen Regeln geklärt seien. Die beiden Tech-Giganten haben gemeinsam laut „Financial Times“ mehr als 15.000 Mitarbeiter mit H1B-Status.
Gebühr nur bei Antragstellung
Außerdem baten die Tech-Unternehmen ihre derzeit im Ausland tätigen Mitarbeiter, vor Inkrafttreten der Maßnahmen am Sonntag in die USA zurückzukehren. Flüge von Indien in die USA verdoppelten am Wochenende stellenweise ihre Preise. Auf dem umstrittenen Online-Forum „4chan“ riefen Nutzer die „Operation Toilette verstopfen“ („Operation clog the toilet“) aus. Sie reservierten Sitze in den Flügen, ohne zu buchen, schränkten so die Verfügbarkeit ein und trieben die Preise weiter nach oben.
Inzwischen stellte Trump klar, dass die 100.000 Dollar nur einmal bei der Antragstellung für das sogenannte H-1B-Visum und nicht jährlich erhoben würden. Medien hatten zuvor den US-Handelsminister Howard Lutnick zitiert, der von einer jährlichen Gebühr sprach.
Im letzten Jahr hat die USA etwas mehr als 100.000 neue H1B-Visa in einer Lotterie ausgegeben. Wer einmal Glück hatte, kann das Visum im Anschluss verlängern – ist damit aber an seine Arbeitgeber gebunden. Im vergangenen Jahr bewilligte die USA insgesamt 400.000 H1B-Visa, der Großteil davon waren Verlängerungen.
Trumps „Gold Card“ für Millionäre
Neben der Erklärung zu den H1B-Visa unterzeichnete Trump am Freitag außerdem eine Durchführungsverordnung für ein „Gold Card”-Visaprogramm. Wer als Einzelperson 1 Mio. Dollar an das US-Finanzministerium zahlt, oder als Unternehmen 2 Mio. Dollar für die Förderung eines Mitarbeiters, soll mit dem Programm ein Visum erhalten.
„Auf diese Weise ... ähnlich wie bei einem Signing Bonus im Baseball oder Football ... können Unternehmen sie dazu bewegen, im Land zu bleiben, und ich denke, dass dies ein großer Erfolg werden wird“, zitiert die „Financial Times“ den US-Präsidenten.
Diese Verordnung und die H1B-Gebühren sollen die US-Unternehmen dazu bringen, möglichst viele US-Bürger unter Vertrag nehmen. Außerdem fließt so mehr Geld in die Staatskassen: Legt man die neu ausgestellten Visa von vergangenem Jahr zugrunde, winken den USA 14 Mrd. US-Dollar zusätzlich.