Das Signa-Imperium
Mit dem Elbtower an den Hamburger Elbbrücken wollte René Benko der Hansestadt ein 950 Mio. Euro teures Wahrzeichen bauen. Mit 64 Etagen und 245 Metern Höhe wäre es bei Fertigstellung der höchste Wolkenkratzer Hamburgs und der dritthöchste Deutschlands. Doch Ende November meldete die verantwortliche Signa-Tochter in Deutschland Insolvenz an. Der Bau des Elbtowers ruht aufgrund unbezahlter Rechnungen schon seit Wochen.
Wer den derzeit etwa 100 Meter hohen Elbtower-Rohbau fertigstellt und bis wann, ist offen. Zuletzt hatte der Hamburger Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne Interesse bekundet. Das Hochhaus in der Hafen City soll unter anderem Büros, ein Hotel und eine Aussichtsplattform beherbergen. Auch bei einem weiteren Hamburger Signa-Projekt, den Flüggerhöfen in der Innenstadt, ruhen derzeit die Bauarbeiten.
Die Signa-Pleite verschärft auch die Probleme der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Signa hatte ab 2012 zunächst Karstadt und 2018 auch Kaufhof übernommen und fusioniert. Doch der vermeintliche Retter Benko musste trotz diverser Schutzschirmverfahren und Staatshilfen immer mehr Häuser schließen – 2023 kam das Aus für 42 weitere Standorte. Wenn sich keine anderen Investoren finden, sieht es nun auch für die verbliebenen Häuser düster aus. Denn die Signa-Tochter, zu der Galeria zählt, hat Gläubigerschutz vor Gericht angemeldet.
Zur Warenhaus-Sparte von Signa gehört auch SportScheck. Eigentlich war der Verkauf der Kette mit bundesweit 34 Filialen an den britischen Modehändler Frasers bereits beschlossen. Da die Übernahme aber noch nicht vollzogen ist, meldete SportScheck nun Insolvenz an. Der Prozess ist jetzt wieder offen, Frasers soll weiter an einer Übernahme interessiert sein.
Der Immobiliensparte von Signa gehören einige Galeria-Häuser selbst. Besonders wertvolle Objekte wie das Hamburger Alsterhaus am Jungfernstieg hat Benko allerdings schon vor Jahren von Karstadt abgespalten und in die KaDeWe-Gruppe überführt.
Die Geschäfte der KaDeWe-Gruppe, zu der auch das namensgebende Kaufhaus des Westens in Berlin zählt, betreibt Signa wiederum mit einer anderen Tochtergesellschaft in dem komplizierten Firmengeflecht. Zudem hat Benko im Jahr 2015 die KaDeWe-Gruppe zu 50,1 Prozent an einen thailändischen Investor verkauft.
Signa hat noch bei weiteren Kaufhaus-Projekten die Finger im Spiel. Gemeinsam mit der thailändischen Central Group baut Benko etwa ein Luxus-Kaufhaus in Wien. Noch ist das Lamarr, benannt nach der Hollywood-Schauspielerin Hedy Lamarr, allerdings eine Baustelle. Eröffnet werden soll der Komplex, der auch ein Hotel beinhaltet, eigentlich 2025.
Signa hat in den vergangenen Jahren zahlreiche teure Gebäude erworben, zum Beispiel im Goldenen Quartier im 1. Bezirk Wiens, um sie in hochpreisige Büro- und Einzelhandelsflächen umzubauen. Doch das Geschäftsmodell von Signa geht unter anderem wegen veränderter Finanzierungsbedingungen nicht mehr auf.
Sogar das berühmte Chrysler Building in New York hat Signa 2019 gemeinsam mit einem amerikanisch-deutschen Immobilienentwickler gekauft. Wegen starker Renovierungsbedürftigkeit soll das Objekt „nur“ 150 Mio. Euro gekostet haben. In Zukunft muss Benko wohl kleinere Brötchen backen.
Das Imperium des österreichischen Milliardärs René Benko wankt seit Wochen. Nun hat mit der Signa Holding die Muttergesellschaft des Immobilien- und Handelskonzerns Insolvenz angemeldet. Auch verschiedene Tochtergesellschaften sind pleite. Die Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof und anderen Signa-Beteiligungen ist ungewiss. SportScheck musste kurz vor einem geplanten Verkauf Insolvenz anmelden.
In Deutschland ist Benko vor allem durch die Übernahme der Galeria-Kaufhauskette bekannt geworden. Im Kern ist Benko aber ein Immobilieninvestor. Zum Signa-Portfolio gehören Kaufhäuser in Deutschland und Österreich, Luxushotels in Venedig und am Gardasee sowie weitere Prestigeobjekte in besten Innenstadtlagen. In Hamburg versuchte er sich zuletzt am Bau des spektakulären Elbtowers. Die Fotostrecke zeigt einige der Groß-Projekte, bei denen Signa mit diversen Tochtergesellschaften die Finger im Spiel hat.
Dieser Text erschien zuerst bei stern.de.