Bei der insolventen KaDeWe-Gruppe kommt es im Zuge der Komplettübernahme durch die neue Eigentümerin Central Group zu einem größeren Personalabbau als bislang bekannt. Wie aus internen Unterlagen hervorgeht, sollen bei der Luxuskaufhausgruppe kurzfristig weitere rund 100 Stellen gestrichen werden. Ziel der neuen Betreiberin sei es, das Geschäft zum 1. August mit dann noch 1370 Beschäftigten zu übernehmen, heißt es in einer aktuellen Information an die Mitarbeiter, die Capital vorliegt. Somit stehe man „noch in der Pflicht, vor der Übergabe der Vermögenswerte und des Geschäftsbetriebs kurzfristig Personalstärken beziehungsweise Personalstrukturen anzupassen“, heißt es weiter. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters über die Pläne berichtet.
Bereits bekannt war, dass die KaDeWe-Gruppe den Bereich E-Commerce schließt und ihren Onlineshop einstellt. Davon betroffen waren rund 30 Stellen.
Die KaDeWe-Gruppe, zu der neben dem Nobelkaufhaus in Berlin auch das Hamburger Alsterhaus und der Münchner Oberpollinger sowie ein Head Office in Berlin gehören, war Anfang des Jahres infolge der Pleitenserie bei der Signa-Gruppe von René Benko in die Insolvenz gerutscht. Mitte Juni wurde dann mitgeteilt, dass Benkos langjähriger Joint-Venture-Partner bei der KaDeWe-Gruppe, die Central Group aus Thailand, die Signa-Anteile in Höhe von 49,9 Prozent übernimmt.
Die Übernahme soll nun zum 1. August erfolgen. Dafür geht der Betrieb von der bisherigen The KaDeWe Group GmbH auf eine neu gegründete Gesellschaft namens KaDeWe GmbH über. Der alleinige Geschäftsführer der neuen KaDeWe GmbH, einer über eine Luxemburger Retailholding gehaltenen hundertprozentigen Tochter der Central Group, wird der langjährige KaDeWe-Topmanager und bisherige Chief Retail Officer Timo Weber. Als Chefsanierer an der Spitze der Gruppe hatte seit Mai zuletzt der externe Restrukturierungsexperte Josef Schultheis gestanden. Bei der insolventen Altgesellschaft wiederum soll auch nach dem 1. August das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung weiterlaufen, die Firma wird abgewickelt.
Durchbruch bei den Mieten
Vor dem Vollzug der Übernahme hat die Central Group darüber hinaus bei einem anderen wichtigen Thema einen Durchbruch erzielt, um die Kaufhausgruppe mit allen drei Stores fortführen zu können. Wie es in den internen Unterlagen heißt, hat die künftige Eigentümerin der KaDeWe-Gruppe die seit Monaten laufenden Verhandlungen über die Mieten für das Alsterhaus und den Oberpolllinger zwischenzeitlich „erfolgreich abgeschlossen“.
Die drei Kaufhausimmobilien, in denen die KaDeWe-Gruppe Mieterin ist, gehörten über Jahre zu den Schmuckstücken von Benkos wichtigster Immobiliengesellschaft Signa Prime. Nach deren Insolvenz Ende 2023 hatte die Central Group in diesem Jahr bereits die Berliner KaDeWe-Immobilie für einen Kaufpreis von rund 1 Mrd. Euro übernommen. Die jeweiligen Objektgesellschaften, über die Signa das Alsterhaus sowie das Oberpollinger hielt, befinden sich dagegen seit Monaten in separaten Insolvenzverfahren.
Unter Benko hatte die KaDeWe-Gruppe für die Nutzung der drei Immobilien extrem hohe und stark steigende Mieten bezahlen müssen. Nun hat sich die Central Group mit dem Insolvenzverwalter von Alsterhaus und Oberpollinger auf neue Mieten verständigt – wohl zu günstigeren Konditionen. Wegen des zähen Ringens um die Miethöhe soll es sogar fraglich gewesen sein, ob die KaDeWe-Gruppe alle drei Standorte fortführen kann, also auch das Alsterhaus und den Oberpollinger. Bei beiden Immobilien spielt der Versicherer Signal Iduna eine wichtige Rolle, weil er über Sicherheiten aus lang laufenden Darlehen verfügt. Eine Sprecherin der Central Group wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
Die KaDeWe-Gruppe ließ Fragen von Capital zunächst unbeantwortet. Später teilte das Unternehmen mit: „Wir haben einen weiteren Schritt zur Übergabe des Geschäftsbetriebs an den künftigen Betreiber getan.“ Laut der aktuellen Mitarbeiterinformation sollen die betriebsbedingten Kündigungen noch in diesem Monat ausgesprochen werden. „Rund 100 Mitarbeitende, für es keine Aufgaben in der Gruppe mehr geben wird, wurden bereits oder werden derzeit persönlich angesprochen“, heißt es darin. Dazu sei diese Woche auch ein Sozialplan verhandelt worden. Die Beschäftigten, die ihre Kündigungen erhalten, sollen bis zu ihrem Ausscheiden Ende Oktober dabei helfen, die insolvente Altgesellschaft abzuwickeln.