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Donald Trump Nervosität an den Märkten und weiterer Streit vor Fed-Zinsentscheid

US-Präsident Donald Trump (links) und Fed-Chef Jerome Powell im Juli
US-Präsident Donald Trump (links) und Fed-Chef Jerome Powell im Juli
© White House / Picture Alliance
Die Fed dürfte zum ersten Mal seit Langem die Zinsen wieder senken. An den Märkten sorgt das für Unruhe. Parallel dazu läuft der Machtkampf zwischen Donald Trump und der Notenbank um wichtige Personalien weiter

Die Sitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch ist das wichtigste Ereignis dieser Woche für die Finanzmärkte – und wirft schon jetzt ihre Schatten voraus: Analysten erwarten auf breiter Front, dass Fed-Chef Jerome Powell die Leitzinsen um 25 Basispunkte senkt, womöglich sogar um 50 Basispunkte. An den Märkten sorgt das für Aufruhr: Anleger verkaufen derzeit vor allem zinssensitive Aktien wie europäische Banken – darunter Deutsche Bank und Commerzbank – sowie Versicherer. Der Dollar gerät unter Druck, gleichzeitig steigt der Goldpreis abermals auf einen Rekord von 3694,07 Dollar je Feinunze.

Parallel dazu geht der Machtkampf zwischen US-Präsident Donald Trump und der Fed weiter: Der Republikaner erlitt im Streit um die Entlassung der Fed-Vorständin Lisa Cook am Montagabend (Ortszeit) zwar einen weiteren Rückschlag. Doch sein Berater Stephen Miran wird als temporäres Mitglied in den mächtigen Vorstand der Notenbank einziehen und Trump kann dort fortan auf einen engen Verbündeten zählen. Dazu läuft die Suche nach Powells Nachfolger. Dafür läuft sich der ehemalige Fed-Notenbanker James Bullard warm. Die US-Regierung führt derzeit Gespräche mit Kandidaten für das Amt des Fed-Vorsitzenden.

Bei dem Streit zwischen Trump und der Fed geht es im Kern um zwei Dinge: die geldpolitische Ausrichtung der Fed und deren Unabhängigkeit von politischem Einfluss. Trump hatte in den vergangenen Monaten auf Zinssenkungen gepocht, die Fed folgte dieser Forderung nicht. Erst am Montag forderte Trump Powell erneut zu einer größeren Zinssenkung auf: „,Zu spät' MUSS DIE ZINSEN SENKEN, JETZT, UND DEUTLICHER ALS ER ES VORHATTE. DER IMMOBILIENMARKT WIRD DURCH DIE DECKE GEHEN!!!“, schrieb Trump in einem Social-Media-Beitrag mit Blick auf Notenbankchef Powell.

Gericht weist Trumps Einspruch gegen Cook ab

Nachdem sich Powell und das Fed-Gremium wiederholt gegen eine Zinssenkung entschieden hatten, versuchte der Präsident, Druck auf Fed-Chef Jerome Powell und die Fed-Gouverneurin Cook auszuüben. Trump hatte im vergangenen Monat mitgeteilt, Cook mit sofortiger Wirkung aus ihrem Amt zu entlassen. Seine Begründung: Es gebe hinreichende Gründe für die Annahme, dass sie in einem oder mehreren Hypothekenverträgen falsche Angaben gemacht habe. Cook hatte daraufhin über ihre Anwälte rechtliche Schritte angekündigt. Die Vorwürfe stritt sie ab.

Cook sagte weiter, selbst wenn sie unwissentlich falsche Angaben gemacht haben sollte, sei dies Jahre vor ihrem Amtsantritt bei der Fed bei der Aufnahme einer privaten Hypothek geschehen. In der vergangenen Woche hatte eine untere Gerichtsinstanz in der US-Hauptstadt Washington dem Vorhaben des Präsidenten vorübergehend einen Riegel vorgeschoben. 

Die Richterin der unteren Instanz hatte unter anderem argumentiert, der US-Präsident dürfe ein Mitglied des Fed-Vorstands nur „aus triftigen Gründen“ entlassen. So könne jemand nicht allein aufgrund von Verhaltensweisen aus der Zeit vor dem Amtsantritt entlassen werden. Sie schrieb zudem, das öffentliche Interesse an der Unabhängigkeit der Fed spreche für Cooks Wiedereinsetzung. Ein Berufungsgericht wies dazu am späten Montagabend einen Berufungsantrag Trumps ab. 

US-Medien berichteten, dass Cook nach der jüngsten Gerichtsentscheidung an der am Dienstag beginnenden, zweitägigen Fed-Sitzung teilnehmen dürfte. 

Fed vor erster Zinssenkung seit Monaten

Analysten gehen davon aus, dass die Notenbank dabei erstmals seit Dezember 2024 den Leitzins senken dürfte – allerdings nicht aus politischem Druck, sondern weil der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten zuletzt hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Konkret bedeutet das, dass deutlich weniger Stellen in den Vereinigten Staaten geschaffen wurden als gedacht. Die Wirtschaft wächst also nicht so schnell wie erhofft.

In der vergangenen Woche hatte sich etwa der Internationale Währungsfonds (IWF) optimistisch zu einer möglichen Zinssenkung geäußert. Die Fed könne mittlerweile beginnen, die entsprechende Spanne vorsichtig zu senken, sagte IWF-Kommunikationsdirektorin Julie Kozack. Seit Dezember 2024 verharrt der Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent.

Stephen Miran: „Trumps Marionette“

Für weitere Zinssenkungen dürfte sich der Trump-Berater Miran aussprechen. Trotz starker Bedenken an seiner Unabhängigkeit stimmte der US-Senat am Montagabend mit knapper Mehrheit für die Besetzung. Miran nimmt damit den Platz der ausgeschiedenen Fed-Vorständin Adriana Kugler bis Ende Januar 2026 ein. 

Politiker hatten sich zuvor bei einer Anhörung besorgt gezeigt, ob Miran während seiner viermonatigen Amtszeit tatsächlich unabhängig von Trumps Wunsch agieren würde. „Niemand, weder die amerikanische Öffentlichkeit noch Investoren hierzulande, noch die weltweiten Finanzmärkte, werden ihm als unabhängiger Stimme vertrauen“, kritisierte etwa die demokratische Abgeordnete Elizabeth Warren. Sie bezeichnete ihn als „Trumps Marionette“. Miran versprach dagegen, die Unabhängigkeit der Notenbank „bewahren“ zu wollen.

Die Fed setzt sich zum Ziel, zur Finanzstabilität der USA beizutragen. Die Fed legt etwa Zinssätze fest, was einen großen Einfluss auf Kreditkosten hat. Die Auswirkungen sind auch in Deutschland zu spüren – beim Wirtschaftswachstum und auf den Finanzmärkten im Euroraum.

Geschäftsbanken können sich zum Leitzinssatz von der Zentralbank Geld leihen. Für Verbraucher und Unternehmen kann ein niedriger Leitzins attraktiv sein, wenn sie Kredite zu besseren Konditionen aufnehmen möchten. Mehr Geld im Umlauf kann wiederum die Wirtschaft ankurbeln – eines der Argumente von Trump. Zu niedrige Zinsen könnten aber dafür sorgen, dass sich die Inflation – die sich zuletzt ohnehin schon verstärkte – weiter anheizt, weswegen Fed-Chef Powell einen restriktiveren Kurs befürwortete.

dpa/rtr/ess

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