Die Pläne für ein Stahl-Joint-Venture von Thyssenkrupp mit dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky sind gescheitert. Beide Seiten hätten sich einvernehmlich darauf geeinigt, die Gespräche zu beenden, teilte Thyssenkrupp am Donnerstag mit.
Kretinskys Holding EPG respektiere den Wunsch von Thyssenkrupp, sich auf die Gespräche mit dem indischen Konzern Jindal Steel International über dessen indikatives Angebot für Thyssenkrupp Steel Europe zu konzentrieren. Die EPG werde ihren 20-prozentigen Anteil an Thyssenkrupp Steel Europe zurückgeben und eine Rückerstattung des Kaufpreises erhalten. Thyssenkrupp hatte angekündigt, die Offerte von Jindal intensiv zu prüfen.
Thyssenkrupp-Aktie steigt
Die Aktie des Ruhrkonzerns kletterte am Donnerstag zeitweise fast auf den höchsten Stand seit sechs Jahren. Ein Sprecher Kretinskys in Deutschland bestätigte, dass dieser und ein Mitstreiter ihre Mandate im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp Steel Europe niedergelegt haben. Kretinskys EP Group hatte Ende Juli 2024 einen Anteil von 20 Prozent an Thyssenkrupp Steel Europe übernommen. Pläne über den Erwerb weiterer 30 Prozent wurden nicht umgesetzt.
Die IG Metall und der Betriebsrat hatten den Vorstoß der Inder begrüßt. Sie hatten Kretinsky mangelnde Transparenz vorgeworfen - und weinen ihm nun auch keine Träne nach. „Es ist gut, dass in diesem Punkt nun Klarheit herrscht“, sagte der zweite Vorsitzende der IG Metall und stellvertretende Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp, Jürgen Kerner. Nun könne sich der Konzernvorstand voll und ganz auf die Gespräche mit Jindal konzentrieren. Insbesondere die Detailfragen der Finanzierung müssten zügig, aber vor allem gründlich geklärt werden. „Die lange Hängepartie ist beendet“, betonte auch Konzernbetriebsratschef Tekin Nasikkol. „Ein Finanzinvestor, der nicht bereit ist, in Stahl zu investieren, ist kein guter Eigentümer für uns.“
Die Zukunft der Stahlsparte von Thyssenkrupp ist seit Jahren ungewiss. Überkapazitäten sollen abgebaut werden. Zudem sollen bis zu 11.000 der rund 27.000 Stellen gestrichen oder ausgelagert werden. Die Schwerindustrie kämpft seit Jahren auch mit hohen Energiepreisen und Billiganbietern aus Fernost. Der Umbau auf eine grüne Produktion verschlingt Milliardensummen.