Der kriselnde Industriekonzern Thyssenkrupp hat nach Einbußen im Quartal seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr gesenkt und will weniger investieren. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 (per Ende September) habe das Unternehmen unter dem Strich einen Fehlbetrag von 255 Mio. Euro eingefahren, teilte der Ruhrkonzern am Donnerstag mit. Ursache hierfür seien unter anderem Abschreibungen in der Stahlsparte gewesen. Eine schwächere Nachfrage und niedrigere Preise hätten den Umsatz auf 8,2 Mrd. Euro von zuvor 9,0 Mrd. Euro gedrückt.
Damit bleibt das Stahlgeschäft das Sorgenkind von Thyssenkrupp. Das Unternehmen strebt eine Abspaltung der seit Jahren kriselnden Sparte an. Konzernchef Miguel López hob hervor, dass im Juli mit einem Sanierungstarifvertrag „die Basis für eine erfolgreiche Zukunft“ gelegt worden sei.
Vorerst sorgt das Stahlgeschäft aber weiter für Belastungen. Das bereinigte Ebit von Steel Europe schrumpfte im Quartal auf 31 Mio. Euro von zuvor 100 Mio. Euro. Zudem drückten erneut Abschreibungen von rund 100 Mio. Euro auf das Ergebnis des Gesamtkonzerns.
TKMS kann die Thyssenkrupp-Bilanz nicht retten
„Das zurückliegende Quartal war von enormen makroökonomischen Unsicherheiten geprägt“, sagte López. „Das schwache Marktumfeld in wichtigen Kundenindustrien wie der Automobilindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau und der Bauwirtschaft sind für uns deutlich zu spüren.“
López betonte im Gegenzug „große Fortschritte“ bei „strategischen Themen“. Die Thyssenkrupp-Aktionäre hatten am vergangenen Freitag mit großer Mehrheit für die Abspaltung der Marinesparte TKMS gestimmt. TKMS, einer der Gewinnbringer des Konzerns, soll noch in diesem Jahr an die Börse gehen.
Im dritten Quartal wuchs der Auftragseingang dank TKMS um gut ein Fünftel auf 10,1 Mrd. Euro. Die Marinesparte, die U-Boote sowie Fregatten und Korvetten produziert, profitierte vom laufenden Rüstungsboom und steuerte 3 Mrd. Euro bei. Alle anderen Geschäftssparten verzeichneten durchweg weniger Neugeschäft.
Für das Gesamtjahr erwarte der Konzern bei den Erlösen einen Rückgang zwischen fünf und sieben Prozent statt eines Minus von bis zu drei Prozent. Das bereinigte operative Ergebnis werde nun am unteren Ende der Bandbreite von 600 Mio. Euro bis zu 1 Mrd. Euro erwartet. Als Reaktion reduziere Thyssenkrupp die Investitionen für das Geschäftsjahr auf 1,4 bis 1,6 Mrd. Euro nach bislang geplanten 1,6 bis 1,8 Mrd. Euro.
Am Aktienmarkt wurden die Zahlen nicht gut aufgenommen: Die Thyssenkrupp-Aktie verlor am Morgen mehr als sieben Prozent und war damit neben Hellofresh der größte Verlierer im MDax.