18.10 Uhr. Laut Arbeitsschutzgesetz müsste Bauingenieur Sven Diecks* schon lange seinen Rechner heruntergefahren und sich vom Schreibtisch verabschiedet haben. Nicht nur sprichwörtlich, sondern ganz konkret, per Mausklick in der Zeiterfassungs-App Clockify. Daran erinnert ihn sein Vorgesetzter jetzt per Nachricht. „Du musst dich noch abmelden“, ploppt da auf dem Computerbildschirm auf, denn Sven macht gerade Überstunden, die er nicht machen soll. Heute Morgen ging sein Arbeitstag um 7 Uhr los. Schon im Auto während der Fahrt zu einer seiner Großbaustellen telefonierte er mit dem Bauleiter, suchte nach einem Nachunternehmer und war um Punkt 8 Uhr in der ersten Besprechung – mit seinem Vorgesetzten. Der weiß also ganz genau, dass Sven länger arbeitet als vertraglich erlaubt. Nur Clockify weiß davon nichts – denn offiziell zählbare Überstunden werden bei dem Bauunternehmen, in dem Sven Diecks arbeitet, nicht gern gesehen.
Arbeitszeit Illegale Überstunden: Das gilt für Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Die Uhr nicht im Blick? Wer die Arbeitszeit nicht richtig notiert, hat keinen Anspruch auf das Abfeiern oder die Vergütung von Überstunden
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Seit 2022 ist die Erfassung der Arbeitszeit Pflicht. In manchen Unternehmen werden die Stunden deshalb offiziell reduziert, während heimlich weitergearbeitet wird.