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Debatte um Arbeitszeit „Eine Viertagewoche ist kein Ausdruck für Faulheit“

Weniger arbeiten: viele Beschäftigte träumen von einer Viertagewoche.
Weniger arbeiten: viele Beschäftigte träumen von einer Viertagewoche.
© blyjak / Getty Images
Viele Beschäftigte träumen von einer Viertagewoche. Doch die Wirtschaftslage ist schlecht – Politiker und Arbeitgeber pochen auf Mehrarbeit. Eine Karriereberaterin verrät, wie es trotzdem klappen kann

Nun also ausgerechnet auch noch die IG Metall: Die mächtige Gewerkschaft hat sich in die öffentliche Debatte über Arbeitszeit in Deutschland eingeschaltet – und sich von der aktiven Forderung nach einer Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich vorerst zurückgezogen. Laut Gewerkschaftschefin Christiane Benner steht das Modell derzeit nicht auf der Agenda konkreter Tarifverhandlungen. Hintergrund sei die schlechte Wirtschaftslage in Deutschland.

Zuvor hatten hochrangige Politiker zu Mehrarbeit aufgefordert, allen voran Bundeskanzler Friedrich Merz: Er verlangte eine „gewaltige Kraftanstrengung“ von den Menschen, um das Land wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Dazu sei es nötig, „wieder mehr und vor allem effizienter“ zu arbeiten. 

Merz berief sich dazu auf eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), wonach die Deutschen deutlich weniger Stunden arbeiten als die Bewohner der meisten anderen Wirtschaftsnationen. Laut IW kam Deutschland 2023 auf rund 1.036 jährlich geleistete Arbeitsstunden je Einwohner im Erwerbsalter zwischen 15 und 64 Jahren. Auch mehrere Wirtschaftsbosse aus Bayern teilen Merz' Ansicht: sie forderten, gleich mehrere gesetzliche Feiertage ersatzlos abzuschaffen. Sogar von mehr Überstunden ist die Rede.

Viertagewoche: fast jeder will sie

Im Diskurs um Arbeitsmodelle vollzieht sich damit in Deutschland eine Kehrtwende: Es ist noch nicht lange her, da überboten sich Arbeitgeber im Kampf um Fachkräfte nahezu gegenseitig mit Angeboten für eine bessere Work-Life-Balance. „76 Tage frei – volles Gehalt“, warb etwa eine IT-Firma auf einer Jobmesse noch im vorletzten Jahr. Vor allem eine Viertagewoche stand bei vielen Unternehmen auf der Benefit-Liste. Schließlich träumen laut einer Umfrage knapp drei Viertel aller Beschäftigten davon. Müssen sich viele diesen Wunsch nun abschminken?

Der Wind bei Unternehmen dürfte sich inzwischen jedenfalls gedreht haben. Für viele Beschäftigte stellt sich daher die Frage, ob sie Modelle wie die Viertagewoche überhaupt noch realistisch mit dem Arbeitgeber verhandeln können – und wenn ja, mit welcher Strategie. Antworten hat Karriereberaterin Elke Wagenpfeil, im Interview mit Capital:

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