Ende November 2023 hat die Signa Holding Insolvenz angemeldet, seitdem zerbröckelt das Imperium des österreichischen Milliardärs René Benko immer weiter. Neben der Muttergesellschaft des Immobilien- und Handelskonzerns haben auch zahlreiche Tochterfirmen und deren Beteiligungen Insolvenz angemeldet. Die Zukunft der insolventen Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, der Signa-Beteiligung KaDeWe und weiterer Unternehmungen ist ungewiss. Auch SportScheck musste kurz vor einem geplanten Verkauf Insolvenz anmelden.
In Deutschland ist Benko vor allem durch die Übernahme der Galeria-Kaufhauskette bekannt geworden. Im Kern ist Benko aber ein Immobilieninvestor, der bei zahlreichen Großprojekten mitmischte. Vor allem die gestiegenen Zinsen sorgten im vergangenen Jahr dafür, dass viele Rechnungen nicht mehr aufgingen und sich die Liquiditätsprobleme bei Signa zuspitzten.
Zum Signa-Portfolio gehören Kaufhäuser in Deutschland und Österreich, Luxushotels in Venedig und am Gardasee sowie weitere Prestigeobjekte in besten Innenstadtlagen. In Hamburg versuchte er sich zuletzt am Bau des spektakulären Elbtowers. Die Fotostrecke zeigt einige der Groß-Projekte von Signa, die nun vor einer ungewissen Zukunft stehen.
Das Pleite-Imperium von René Benko
KaDeWe
Die zum Signa-Imperium gehörende Luxuskaufhausgruppe KaDeWe ist offenbar nun auch insolvent. Nach Informationen von Capital wurde der Insolvenzantrag bereits am Freitagabend eingereicht. Die KaDeWe-Gruppe rund um das namensgebende Kaufhaus des Westens in Berlin erwirtschaftete 2023 rund 800 Mio. Euro Umsatz. Signa betrieb diese als Minderheitsgesellschafter mit einem Anteil von 49,9 Prozent. Im Jahr 2015 hatte Benko 50,1 Prozent an die thailändische Central Group verkauft.
Alsterhaus
Zur KaDeWe-Gruppe gehört auch das Hamburger Alsterhaus. Das Prestigeobjekt in Bestlage am Jungfernstieg hat Benko schon vor Jahren von Karstadt abgespalten und in die KaDeWe-Gruppe überführt. Die KaDeWe-Group ist wie Galeria Teil der Signa-Handelssparte, die Immobilien wiederum sind Teil der Immobiliensparte Prime Selection, die bereits Ende Dezember Antrag auf Insolvenz gestellt hat.
Oberpollinger
Das dritte Prunkstück im KaDeWe-Portfolio ist der Münchener Oberpollinger. Eigentlich sollte die KaDeWe-Gruppe bis 2025 noch um zwei weitere Prestigeobjekte ergänzt werden: das derzeit im Umbau befindliche Carsch-Haus in Düsseldorf sowie das Luxuskaufhaus Lamarr in Wien.
Galeria
Nach der Insolvenz der Signa-Muttergesellschaft hat die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof am 9. Januar 2024 Insolvenz angemeldet – zum dritten Mal in weniger als vier Jahren. Signa hatte ab 2012 zunächst Karstadt und 2018 auch Kaufhof übernommen und fusioniert. Doch der vermeintliche Retter Benko musste trotz diverser Schutzschirmverfahren und Staatshilfen immer mehr Häuser schließen – 2023 kam das Aus für 42 weitere Standorte. Im Zuge eines Regelinsolvenzverfahrens wird nun ein neuer Eigentümer für die verbliebenen 92 Kaufhäuser gesucht.
SportScheck
Zur Warenhaus-Sparte von Signa gehörte auch SportScheck. Eigentlich war der Verkauf der Kette mit bundesweit 34 Filialen an den britischen Modehändler Frasers im vergangenen Jahr bereits beschlossen. Dann kam die Insolvenz der Signa Holding dazwischen. Da die Übernahme noch nicht vollzogen war, meldete SportScheck Ende November ebenfalls Insolvenz an. Nun ist der Prozess wieder offen: Laut dem zuständigen Insolvenzverwalter sind zahlreiche Investoren aus dem In- und Ausland an einer Übernahme interessiert.
Elbtower
Mit dem Elbtower an den Hamburger Elbbrücken wollte René Benko der Hansestadt ein 950 Mio. Euro teures Wahrzeichen bauen (siehe Modell im Bild). Mit 64 Etagen und 245 Metern Höhe wäre es bei Fertigstellung der höchste Wolkenkratzer Hamburgs und der dritthöchste Deutschlands. Doch nach der Insolvenz der Signa Prime Selection meldete am 19. Januar auch die Entwicklungsgesellschaft und Grundstückseigentümerin Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG Insolvenz an.
Elbtower
Der Bau des Elbtowers ruht aufgrund unbezahlter Rechnungen schon seit Oktober 2023. Wer den derzeit etwa 100 Meter hohen Rohbau fertigstellt und bis wann, ist offen. Die Stadt Hamburg pocht auf ein vertragliches Rückkaufrecht, das nach der Insolvenz greife. Dabei gibt es aber offene Fragen. Das Hochhaus in der Hafen City soll unter anderem Büros, ein Hotel und eine Aussichtsplattform beherbergen. Auch bei einem weiteren Hamburger Signa-Projekt, den Flüggerhöfen in der Innenstadt, ruhen die Bauarbeiten.
Goldenes Quartier
Signa hat in den vergangenen Jahren zahlreiche teure Gebäude erworben, zum Beispiel im Goldenen Quartier im 1. Bezirk Wiens, um sie in hochpreisige Büro- und Einzelhandelsflächen umzubauen. Doch das Geschäftsmodell von Signa geht unter anderem wegen veränderter Finanzierungsbedingungen nicht mehr auf.
Park Hyatt Vienna
In einer weiteren Tochtergesellschaft hat Signa zudem Luxushotels wie das Park Hyatt Vienna gebündelt. Das historische Gebäude in bester Wiener Lage beherbergte einst die Zentrale der Länderbank und der Bank Austria. Wie es mit der Hotelsparte von Signa weitergeht, ist unklar.
Hotel Bauer Palazzo
Im Jahr 2020 übernahm Signa auch das Hotel Bauer Palazzo in Venedig, ein Fünf-Sterne-Hotel am Canale Grande. Der Wert des Hotels wurde laut österreichischen Medien zuvor auf 400 Millionen Euro geschätzt. Bis 2025 sollte das Traditionshaus eigentlich aufwendig renoviert werden und 90 Luxussuiten entstehen.
Eden Reserve, Gardasee
Im Eden Reserve am Gardasee bietet Signa Luxusurlaub im Boutique-Hotel oder den umliegenden Villen und Apartments. Für Aufsehen sorgte, dass das Prestigeobjekt im August 2023 – also kurz vor der Signa-Pleite – an eine Stiftung von Benko übertragen wurde. Ein Signa-Sprecher sprach gegenüber österreichischen Medien von einer „ganz normalen Transaktion zu einem marktüblichen Preis“.
Chalet N
Zum Luxushotel-Portfolio gehört außerdem das Chalet N in Lech. Für 38 Mio. Euro hat Benko den Berggasthof in den österreichischen Alpen in eine Wellness-Oase umbauen lassen. Ausgewählte Gäste können sich hier Medienberichten zufolge für 270.000 Euro die Woche einmieten. Der Name ist ein Verweis auf Benkos Frau Nathalie, die genauen Eigentumsverhältnisse – Teil von Signa oder Privatstiftung? – sind laut österreichischen Medien aber unklar.
Chrysler Building
Sogar das berühmte Chrysler Building in New York gehört Signa zur Hälfte. 2019 hat der Konzern es gemeinsam mit einem amerikanisch-deutschen Immobilienentwickler gekauft. Wegen starker Renovierungsbedürftigkeit soll das Objekt „nur“ 150 Mio. Euro gekostet haben. Signa-Insolvenzverwalter Christof Stapf kündigte kurz vor Weihnachten an, die Beteiligung verkaufen zu wollen, um Geld in die Kasse zu holen.
Der Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen