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Benko-Imperium Signa-Insolvenz: Drohen jetzt Bauruinen in den Innenstädten?

Alte Akademie in der Münchner Fußgängerzone: Hinter dem Bauzaun herrscht Stille
Alte Akademie in der Münchner Fußgängerzone: Hinter dem Bauzaun herrscht Stille
© Frank Hoermann/SVEN SIMON / Picture Alliance
Viele große Bauprojekte in deutschen Innenstädten werden vo René Benkos Signa-Konzern verantwortet. Was wird nach der Insolvenz aus den Baustellen?

Hinter dem Bauzaun an der Alten Akademie in der Münchner Fußgängerzone herrscht Stille. In Düsseldorf ruhen die Arbeiten am Carsch-Haus, einem Shopping-Tempel nahe der Einkaufsmeile Kö. Am Rand der Hamburger Hafencity pfeift der Wind durch den Stumpf des nicht einmal halbfertigen Elbtowers. In vielen Großstädten, in denen sich der früher als „Immobilienkönig“ gefeierte Investor René Benko breit gemacht hatte, sind die Spuren der dramatischen Finanzkrise seiner Signa-Gruppe zu besichtigen.

Nachdem die Dachgesellschaft von Benkos Konzern aus Immobilien und Handelsketten vergangene Woche Insolvenz anmelden musste und nun ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung durchläuft, hat sich die Lage auch für die Signa-Projekte hierzulande verschärft. Experten gehen davon aus, dass die Arbeiten auf den Baustellen sobald nicht wieder aufgenommen werden. Denn für die Baufirmen ist in der aktuellen Lage völlig unklar, ob und wann ihre Rechnungen bezahlt werden. Nicht ausgeschlossen ist zudem, dass im Signa-Konzern in den kommenden Wochen noch weitere Insolvenzen folgen – auch von Gesellschaften, die Bauprojekte in Deutschland verantworten.

Längeres Stillstehen der Signa-Baustellen führt zu höheren Kosten
Je länger die Unsicherheit andauert, umso größer droht der Schaden zu werden. Ein Baustopp wirft die Kalkulation für Bauprojekte über den Haufen, nach Schätzung von Brancheninsidern können sich die Gesamtkosten dadurch um 30 bis 50 Prozent erhöhen – insbesondere im Winter, wenn Frost und Feuchtigkeit den Baustellen zusetzen. Erst wenn klar ist, wie diese Mehrkosten finanziert werden sollen, dürften die Auftragnehmer bereit sein, die Arbeiten fortzusetzen, was derzeit aber kaum der Fall sein dürfte. Vom Bauunternehmen Lupp etwa, das von Signa mit dem Rohbau des Elbtowers beauftragt wurde, hieß es zuletzt, es gebe keinen Termin für die Wiederaufnahme der Bauarbeiten.

Hoffnung auf erfolgreiche Sanierung

Eine „schwere Hypothek für die Stadtentwicklung“ nennt der Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller deshalb die Signa-Pleite. Die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey nannte die Situation „sehr, sehr ernst“ – auch wenn die Folgen des Sanierungsverfahrens für die deutschen Signa-Gesellschaften noch nicht klar seien.

Die Hoffnung der Politiker in München, Hamburg, Berlin oder Stuttgart ruht nun darauf, dass die Sanierung des insolventen Unternehmens tatsächlich gelingt. Noch mehr aber hoffen sie auf etwas anderes: dass sich neue, solidere Investoren finden lassen, die Benkos Projekte übernehmen und zu Ende bauen. Für den Elbtower halten sich Spekulationen, dass der aus Hamburg stammende Logistikmilliardär Klaus-Michael Kühne einspringen könnte. Kühne ist Aktionär bei Benkos wichtigster Immobiliengesellschaft und könnte mit der Übernahme nicht zuletzt versuchen, sein Investment zu sichern. Für Immobilien in anderen Städten sind dagegen noch keine Retter in Sicht.

Zuerst erschienen bei stern.de

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