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Reiseveranstalter FTI-Insolvenz kostet Sicherungsfonds dreistelligen Millionenbetrag

Die Zentrale von FTI Touristik in München
Die Zentrale von FTI Touristik in München
© Revierfoto / IMAGO
Gute Nachrichten für alle, die von der FTI-Insolvenz betroffen sind: Der Deutsche Reisesicherungsfonds beginnt mit der Rückzahlung für abgesagte Pauschalreisen

Rund zwei Monate nach der Insolvenz des deutschen Reiseveranstalters FTI bekommen Kundinnen und Kunden das Geld für ihre Pauschalreisen zurück. Der Deutsche Reisesicherungsfonds DRSF teilte am Donnerstag mit, dass der Erstattungsprozess begonnen hat – wohl einer der größten überhaupt.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher sind das gute Nachrichten: Für 215.000 im Zusammenhang mit der Insolvenz stornierte Pauschalreisen und verbundene Reiseleistungen soll im Laufe der kommenden Woche das Geld zurückfließen. Voraussetzung ist, dass über FTI Touristik und Bigxtra Touristik gebucht wurde und die Kontaktdaten bereits vorliegen. Wer seine Kontaktdaten noch nicht hinterlegt hat, wird in einem gesonderten Verfahren noch die Chance bekommen, sich zu registrieren.

Damit hält der DRSF, bei dem Reiseveranstalter verpflichtend eine Sicherheitsleistung hinterlegen müssen, sein Versprechen, Pauschalreisende gegen Zahlungsunfähigkeit von Reiseveranstaltern abzusichern – selbst wenn der Urlaub ausfallen musste. Wer nur eine Einzelleistung, also etwa nur ein Hotel oder einen Mietwagen über eine FTI-Marke gebucht hat, fällt jedoch in der Regel nicht unter den gesetzlichen Absicherungsschutz für Pauschalreisen.

FTI-Insolvenz kostet DRSF dreistelligen Millionenbetrag

Nun ist auch klar, wie teuer die FTI-Insolvenz wird. Wie der DRSF mitteilt, beläuft sich das Erstattungsvolumen auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag. „Wir starten heute vermutlich einen der größten Erstattungsprozesse zur Erfüllung des Verbraucherschutzes in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“, sagt Ali Arnaout, einer der beiden Geschäftsführer des DRSF. Dazu, was nach dieser hohen Ausschüttung im DRSF noch übrig bleibt und ob sich die Beiträge oder Einlagen für noch einzahlende Reiseunternehmen nun erhöhen werden, will der DRSF noch keine Angaben machen. 

Für den Bund und die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler dürfte die FTI-Insolvenz einen ähnlich großen finanziellen Schaden bedeuten: Das Unternehmen hat während der Coronapandemie 595 Mio. Euro an Hilfsmitteln aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) erhalten. Während die ebenfalls unterstützten Firmen Tui und Lufthansa ihre Schulden bereits beglichen haben, hat FTI laut „Handelsblatt“ erst 93 Mio. Euro zurückgezahlt. Aus Regierungskreisen war nach Bekanntwerden der Insolvenz zu hören, dass sich der Ausfall nach der Insolvenz und unter Berücksichtigung der bereits erfolgten Rückflüsse voraussichtlich auf rund 84 Prozent beläuft. Das würde 500 Mio. Euro entsprechen. Für eine konkrete Schlussrechnung sei das weitere Verfahren abzuwarten, hieß es.

Fraglich ist weiterhin, warum für die FTI-Übernahme durch den Finanzinvestor Certares kein Kartellverfahren angemeldet war. Eigentlich hatte FTI im April verkündet, mit dem US-Unternehmen Certares einen Investor gefunden zu haben, der frisches Kapital ins Unternehmen stecken wollte. Doch wie Capital als erstes berichtete, war vor der Insolvenz im Juni gar kein kartellrechtliches Prüfverfahren angemeldet worden.

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