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Pleitewelle Die Zahl der Insolvenzen steigt weiter – auch Haba betroffen

Das Familienunternehmen Haba sieht im Insolvenzverfahren „die einzige Möglichkeit“, sich neu aufzustellen
Das Familienunternehmen Haba sieht im Insolvenzverfahren „die einzige Möglichkeit“, sich neu aufzustellen
© picture alliance/dpa | Daniel Vogl
Mit viel Geld und Sonderregelungen hat der Staat in den Krisen der vergangenen Jahre eine Pleitewelle verhindert. Nun rutschen wieder mehr Unternehmen in Deutschland in die Insolvenz, auch der Spielwarenhersteller Haba

Der Trend der Firmenpleiten in Deutschland zeigt weiter nach oben. In den vergangenen Jahren hatten staatliche Hilfen sowie teilweise ausgesetzte Antragspflichten für Insolvenzverfahren die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland auf niedrigem Niveau gehalten, trotz Corona- und Energiekrise. Doch in diesem Jahr gibt es den von Experten prognostizierten Anstieg.

Im August dieses Jahres lag die Zahl der beantragten Regelinsolvenzverfahren um 13,8 Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Im Juli 2023 hatte es bereits einen Anstieg um 23,8 Prozent gegeben. Die Verfahren fließen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein, wie die Wiesbadener Statistiker erklärten. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liege daher in vielen Fällen annähernd drei Monate davor.

Endgültige Zahlen liegen dem Bundesamt inzwischen für das erste Halbjahr 2023 vor: In den sechs Monaten meldeten die Amtsgerichte hierzulande 8.571 Unternehmensinsolvenzen und damit 20,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger bezifferten die Gerichte demzufolge auf rund 13,9 Mrd. Euro. Im ersten Halbjahr 2022 waren es rund 8,2 Mrd. Euro.

Traditionsunternehmen Haba hat Insolvenz beantragt

Erst diese Woche meldete auch der traditionsreiche Spielwarenhersteller Haba aus Oberfranken Insolvenz an. Das Amtsgericht Coburg gab einem Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung statt. Das Unternehmen kann dabei weiter selbst handeln, trotzdem ist es die größte Umstrukturierung in der mehr als 85-jährigen Geschichte des Familienunternehmens. „Der Antrag auf Eigenverwaltung ist uns alles andere als leicht gefallen“, sagte Geschäftsführer Mario Wilhelm am Dienstag. Das Verfahren sei aber die einzige Möglichkeit das Unternehmen bei laufendem Betrieb neu aufzustellen und in der angespannten wirtschaftlichen Situation zu alter Stärke zurückzufinden.

Haba ist vor allem für Holzspielzeuge, Gesellschaftsspiele und Möbel bekannt, die in über 50 Ländern vertrieben werden. Zuletzt hatte das Familienunternehmen aber mit stark gestiegenen Materialkosten sowie Problemen in der IT und Lieferkette zu kämpfen. Die drei zur Haba Familygroup gehörigen Marken Haba für Holzspielzeug, Haba Pro für Schulmöbel und Jako-o für Kleidung sollten enger miteinander verzahnt werden. Dies gelang jedoch nicht, es kam zu Verzögerungen bei Onlinebestellungen und zu Umsatzeinbrüchen. Auch intern soll der Widerstand gegen die Zusammenführung der Marken groß gewesen sein. Chef Wilhelm räumte ein, dass sich einige Entscheidungen der vergangenen Jahre „im Nachhinein als falsch herausgestellt haben“. Bereits im August hatte er bekanntgegeben, dass die Kindermarke Jako-o Anfang 2024 eingestellt werden soll.

Wie Haba mitteilte, soll der Betrieb nun erstmal „wie gewohnt“ weiterlaufen. Es dürfte allerdings zu einem größeren Stellenabbau kommen. Haba, mit Sitz in Bad Rodach in Oberfranken, ist mit rund 2000 Arbeitsplätzen einer der größten Arbeitgeber in der Region. Aktuell sollen Verhandlungen mit dem Betriebsrat stattfinden.

mit dpa

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