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Familienunternehmen Hima: In Krisenzeiten hat das Geschäft mit der Sicherheit Konjunktur

Steffen Philipp (links) ist Geschäftsführender Gesellschafter des Automatisierungsspezialisten Hima, Jörg de la Motte CEO
Steffen Philipp (links) ist Geschäftsführender Gesellschafter des Automatisierungsspezialisten Hima, Jörg de la Motte CEO
© Hima
Unsicherheit ist eigentlich Gift fürs Geschäft, der Sicherheitsspezialist Hima jedoch profitiert von den vielen Krisen. Steffen Philipp, Geschäftsführender Gesellschafter, und CEO Jörg de la Motte sprechen über Innovation, Geschäfte in China und vermeintlichen Machtverlust

Die Systeme des Automatisierungsspezialisten Hima sind dazu da, das Schlimmste zu verhindern: Sie balancieren Steamcracker in Chemiewerken aus, sorgen dafür, dass in der berühmten Londoner Tube die Türen auf der richtigen Seite aufgehen, und schützen Stromnetze vor Hackern. Die Hima-Gruppe sitzt heute in Brühl bei Mannheim und hat über 50 Standorte auf der ganzen Welt. Das Unternehmen beschäftigt 1100 Menschen und hat 2024 knapp 190 Mio. Euro umgesetzt

Capital: Herr de la Motte, Hima ist seit über hundert Jahren im Geschäft mit Sicherheit. Wie verändert sich dieses Geschäft durch die multiplen Krisen der vergangenen Jahre?
JÖRG DE LA MOTTE: Das Bewusstsein für die Bedeutung der kritischen Infrastruktur hat in der Bevölkerung stark zugenommen. Die Arbeit von Hima wird heute anders verstanden in ihrer Relevanz. Das hat schon mit Corona angefangen und geht jetzt zum Beispiel beim Thema Cybersecurity weiter, dem Schutz vor Angriffen durch Menschen oder vielleicht sogar durch staatliche Organisationen. 

Sie sind in äußerst sensiblen Bereichen unterwegs, steuern Maschinen und fahren sie im Notfall herunter, unter anderem in Fabriken in China. Wie baut man da als deutscher Mittelständler Vertrauen auf? 
STEFFEN PHILIPP: Als Gesellschafter habe ich versucht, auf den Märkten ganz früh anzufangen, die aus meiner Sicht relevant waren. Es ist jetzt 25 Jahre her, dass ich das erste Mal in China war. Es ist für uns gar nicht so schwierig gewesen, dort zu starten, weil unsere Kunden Möglichkeiten gesucht haben, in China Produktionen aufzubauen. Insofern sind wir in China eher organisch eingestiegen und haben sehr klein angefangen. Es war ein langer Prozess. Richtig zum Tragen gekommen ist es erst sehr viel später, in den 2020er-Jahren, kurz vor der Krise.

JÖRG DE LA MOTTE: China treibt ja sehr stark eigene technische Normungen voran. Insofern müssen wir heute die Fähigkeit entwickeln, nach diesen chinesischen Vorgaben Systeme auszulegen, zu entwickeln, zu liefern und in Betrieb zu nehmen. Beim Einstieg in China haben uns am Anfang sicherlich das Image der deutschen Technologie geholfen und die Unterstützung durch Kunden, bei denen wir in Europa schon gute Referenzen hatten.

Wie wirkt sich die zweite Präsidentschaft Donald Trumps auf Ihr US-Geschäft aus?
JÖRG DE LA MOTTE: Auf globaler Ebene spüren wir die Unsicherheit. Anhaltende Unsicherheit ist natürlich schlecht für Investitionen und alles, was schlecht für Investitionen ist, ist schlecht für Technologielieferanten.

Die Zölle sind also kein großes Thema für Sie?
JÖRG DE LA MOTTE: Wir liefern den Kunden komplette Lösungen und haben deswegen immer einen hohen Wertschöpfungsanteil im Land. Das ist ein recht robustes Modell mit Engineering- und Serviceleistungen, das wir eher mal gezielt mit Experten ergänzen. Dadurch können wir in den Projekten für einen guten lokalen Anteil sorgen.

Herr Philipp, Sie haben nach einer USA-Reise verschiedene Dinge bei Hima angestoßen, zum Beispiel ein Innovationslab. Was hat es damit auf sich?
Ich hatte die Möglichkeit, 2016 nach Amerika zu reisen und im Silicon Valley zwei, drei Tage Beobachtungen zu machen. Für mich war das damals ein einschneidendes Erlebnis in vielerlei Hinsicht. Es war interessant, zu sehen, wie man sich als Arbeitgeber attraktiv hält. Wir haben damals sehr schnell eine Idee umgesetzt, wie eine Kantine zu einem Ort der Begegnung wird, und auch neu gedacht, wie bei uns Büros aussehen. Das Innovationlab kam allerdings aus einer anderen Motivation heraus.

Aus welcher?
STEFFEN PHILIPP: Ein Kunde sagte mir, dass Hima überhaupt nicht innovativ sei. Das hat mich ins Mark getroffen. Denn als Familienunternehmer habe ich den dynastischen Gedanken, und wenn wir nicht innovativ sind, können wir nicht überleben. Ich habe mir damals überlegt: Wie können wir eine Struktur schaffen, die uns den innovativen Gedanken als Innovation darstellen und den Kunden zeigen lässt? Die Idee war, einen Platz zu schaffen, an dem wir beginnen können, außerhalb der Hima Gedanken zu entwickeln. Es ist immer schlecht, wenn man in der eigenen Unternehmung sitzt und beginnt, über etwas nachzudenken. Da wird man nicht sehr viel weiterkommen. Unser Innovation Lab ist deswegen nicht in Brühl, sondern in Mannheim.

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Wie war es für Sie als Familienunternehmer, Hima in die Hände eines externen CEOs zu geben? 
STEFFEN PHILIPP: Die Veränderung in der Unternehmensgröße führt dazu, dass Sie irgendwann überlegen müssen: Können Sie die nächsten Schritte gehen? Ich habe das für mich persönlich mit Nein beantwortet. Ich habe eine Ausbildung und Erfahrung, die für ein Unternehmen mit ungefähr 1000 Mitarbeitern reichen. Danach kommen Strukturen und Prozesse, die ich nicht mehr begleiten kann, weil ich es schlichtweg nicht gelernt habe. Das Beste ist, man umgibt sich mit Menschen, die besser sind als man selbst. Ich bin ein sehr rationaler Mensch. Ich habe in diesen Dingen wenig Emotionen. Es ist mein Job, und mein Job ist es, Arbeitsplätze zu erhalten. Es ist ja öfter vom Machtverlust die Rede. Das ist nicht mein Problem. Sie verlieren die Macht nicht, sie haben sie nur woanders, nämlich als Gesellschafter. 

Herr da la Motte, wo sehen Sie für Hima beim Thema KI Chancen – oder auch Risiken?
JÖRG DE LA MOTTE: Mit Risiken tue ich mich schwer. Klar ist, dass wir keine halluzinierende KI in den Sicherheitssystemen implementieren können. Ansonsten reicht die Liste unserer KI-Projekte vom Entwicklungsbereich über die Auftragsannahme und das Angebotswesen und Chatbot-Funktionen bis hin zu Machine-Learning-Algorithmen, die wir nutzen, um bei der vorausschauenden Wartung weiterzukommen. Ich sehe also vor allem die Chancen. 

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