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Heimtextilien Fall einer Meme-Aktie: Bed Bath & Beyond meldet Insolvenz an

Eingang einer Filiale von Bed Bath & Beyond in den USA
Noch sind die 360 Filiale von Bed Bath & Beyond in den USA geöffnet
© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Mark Thiessen
Der einst größte US-Einzelhändler für Heimtextilien erlebte in den vergangenen Jahren einen Abstieg: Erst wurde er zur Meme-Aktie, jetzt ist das Unternehmen pleite

Schließungen, Entlassungen, Investorensuche: So wollte Bed Bath & Beyond (BBBY) seine drohende Pleite noch abwenden, doch die Maßnahmen blieben ohne Erfolg. Der einst größte US-Einzelhändler für Heimtextilien musste jetzt Insolvenz beantragen. Im November standen Vermögenswerten von 4,4 Mrd. Dollar bereits Schulden von 5,2 Mrd. Dollar gegenüber.

Dass BBBY sich auf eine Insolvenz zubewegt, zeichnete sich deshalb spätestens seit Ende vergangenen Jahres ab. Im vierten Quartal 2022 lag der Umsatz vorläufigen Ergebnissen zufolge 40 bis 50 Prozent unter dem des Vorjahres, vor allem das Weihnachtsgeschäft fiel schlechter aus. Deutliche Umsatzeinbrüche gab es aber schon zuvor im Sommer, was für kurze Zeit wieder einen Meme-Stock-Wahn um das Unternehmen auslöste: Der Kurs der BBBY-Aktie stieg im August 2022 sprunghaft von 5 auf knapp 27 Dollar an.

Bekannt wurde BBBY als Meme-Aktie

Als sogenannte Meme-Aktie war BBBY 2021 international bekannt geworden. Der Kurswert der Aktie einiger angeschlagener Unternehmen wurde dabei über Social-Media-Kanäle künstlich nach oben getrieben. Meme-Aktien sind dafür bekannt, starken Kursschwankungen zu unterliegen.

Den erneuten Hype um BBBY im August 2022 beendete BBBY-Großaktionär Ryan Cohen aber schon nach kurzer Zeit wieder, als er verkündete, seine gesamten Anteile in Höhe von zehn Prozent verkaufen zu wollen. BBBY stieß daraufhin ein Drittel seiner Eigenmarken ab. Das Unternehmen hatte in einer 2021 ausgegebenen Strategie eigentlich auf diese gesetzt, aber Kundinnen und Kunden damit nicht überzeugen können.

Die Schwierigkeiten des Unternehmens liegen zum einen in seinem ungeordneten Warenbestand begründet: Von Teppichen über Bettlaken bis hin zu Haushaltswaren hat BBBY alles im Angebot, was im weitesten Sinne mit Inneneinrichtung zu tun hat. Zum anderen zeigte sich während der Pandemie verschärft, wie mangelhaft die Online-Strategie des Einzelhändlers ist. Trotz boomender Online-Verkäufe konnte das Unternehmen nicht mehr mit der Konkurrenz mithalten. Zuletzt waren Konsumentinnen und Konsumenten wegen der Inflation zudem zurückhaltender.

Rettungsversuche ohne Erfolg

Somit verzeichnete BBBY schon Ende 2022 Schulden in Höhe von mehr als 1 Mrd. Dollar, eine Insolvenz wurde öffentlich in Betracht gezogen. Durch eine Kapitalerhöhung konnten dann aber nochmal 225 Mio. Dollar aufgebracht werden. Geschäfte wurden geschlossen und Mitarbeitende entlassen. Außerdem seien Maßnahmen ergriffen worden, „um das Warensortiment zu verbessern, die Lieferkette zu rationalisieren und die Präsenz des Geschäfts zu optimieren“, teilte BBBY jetzt mit. Nach weiteren Umsatzeinbrüchen versuchte das Unternehmen mit dem Verkauf von über 100 Millionen Aktien bis zu 300 Mio. Dollar einzunehmen. Der Verkauf brachte aber lediglich 48. Mio. Dollar ein – bei Weitem nicht genug, um eine Insolvenz abzuwenden.

Man könne die Rückzahlung seiner Kredite nicht mehr sichern, hieß es jetzt vom 1971 gegründeten Einrichtungsunternehmen mit Sitz in New Jersey. Deswegen habe man Insolvenz nach „Chapter 11“ beantragt. Bei einer Insolvenz nach diesem Regelwerk geht es darum, das zahlungsunfähige Unternehmen begrenzt zu verkaufen oder weiterzuführen.

Für zwei seiner Marken hat BBBY einen Antrag auf Versteigerung gestellt, für die namensgebende Marke Bed Bath & Beyond und die Babyartikelkette BuyBuy Baby, die das Unternehmen 2007 für 67 Mio. Dollar gekauft hatte. BuyBuy Baby auszugliedern oder zu verkaufen, hatte Großaktionär Cohen bereits im März 2022 vorgeschlagen. Er schrieb damals, die Marke sei mehr wert als die gesamte Marktkapitalisierung der Muttergesellschaft. BBBY teilte außerdem mit, „den Bestand strategisch zu verwalten, um den Wert zu erhalten.“ Im Falle eines erfolgreichen Verkaufs wolle man „von Ladenschließungen Abstand nehmen, die zur Durchführung einer Transaktion erforderlich sind“.

Seinen Höhepunkt hatte das Einrichtungsunternehmen in den 2010er Jahren, bevor Amazon in den Markt eindrang. Damals gab es in den USA mehr als 970 BBBY-Filialen. Momentan sind noch 120 Geschäfte der Babyartikelkette BuyBuy Baby und 360 eigene Stores geöffnet. Löhne und Sozialleistungen der Mitarbeitenden werden weiterbezahlt. Um den laufenden Geschäftsbetrieb zu finanzieren hat BBBY nach eigenen Angaben rund 240 Mio. Dollar vom Kreditanbieter Sixth Street Specialty Lending erhalten und hofft darauf, einen Käufer zu finden. Sollte sich diese Hoffnung jedoch nicht erfüllen, drohen 14.000 Arbeitsplätze zu verschwinden.

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