Als Martino Pessina Anfang 2024 bei der Modehandelskette Takko Fashion anfing, fand er noch einige weiße Flecken auf der Landkarte. In manchen Bundesländern ist der Discounter aus Nordrhein-Westfalen wenig vertreten, in vielen mittelgroßen Städten nur mit einer Filiale, wo es auch zwei seien könnten. „Und wir haben noch zu wenige Filialen in großen Städten“, sagt Pessina.
Der Manager, der sich zuvor schon beim Moderiesen H&M und beim dänischen Schmuckanbieter Pandora um Expansionsthemen kümmerte, ist angetreten, das zu ändern. Bis 2028 will Takko rund 300 neue Filialen in seinen wichtigsten Märkten eröffnen: in Deutschland, Österreich und den Niederlanden.
Der Markt für Discountmode in Deutschland ist hart umkämpft – und stagniert bestenfalls. Doch während andere Billiganbieter Umsätze verlieren, fuhr Takko zuletzt Rekorderlöse ein. Zudem leistete sich die Modekette, die es in der Coronakrise hart traf, in jüngerer Zeit keine markenschädigenden Skandale – anders als manch Wettbewerber. Dabei hat Pessina festgestellt, dass heute Kundschaft in seine aktuell fast 1100 Märkte in Deutschland kommt, die früher nicht kam – wohl auch wegen der trüben Wirtschaftslage. „Die Barrieren für Discountfashion sind niedriger geworden“, sagt er. Dabei profitiert Takko unter anderem davon, dass es dort ein breiteres Modesortiment gibt als bei anderen Discountern.
Für die Expansion hat Pessina mit seinem Team eine Roadmap aufgestellt – mit Wunschstandorten, Prioritäten und Zieldaten. Dabei soll der Fokus voll auf dem Kerngeschäft bleiben. „Wir wollen in den Bereichen wachsen, die wir bereits gut kennen“, sagt er. Statt etwa auch Heimtextilien oder Beautyprodukte zu verkaufen, soll Takko reiner Modeanbieter bleiben. Auch sollen die Filialen nicht größer werden als bisher – dafür teils an anderen Standorten entstehen, etwa verstärkt in Innenstadtlagen und Metropolen wie Berlin, Hamburg oder Köln. Bisher ist Takko häufig in Fachmarkt- und Einkaufszentren präsent.
Anders als bei vielen Firmen, die ihr Wachstum im Ausland suchen, setzt die Expansionsstrategie bei Takko vor allem auf den Heimatmarkt. Die Marktanalyse zeige sehr viel Potenzial in Deutschland, das man bisher nicht ausgeschöpft habe, sagt Pessina. Der Vorteil: Für Takko ist es günstiger, Filialen im Inland zu eröffnen. Auch die Profitabilität ist hier höher. Von den 300 geplanten neuen Filialen werden weit mehr als 200 in Deutschland entstehen.
Zugleich will Pessina in die Marke investieren, um die jüngst gewonnenen Marktanteile zu verteidigen. Dabei geht es um die Entwicklung neuer Produkte – vor allem aber um die Preise: Im Discountgeschäft ist es entscheidend, dass die Ware günstig bleibt – selbst wenn die Kosten steigen. Auch von seinen bestehenden Filialen erwartet der Takko-Chef daher, dass sie ihre Umsätze steigern: „Es reicht nicht, nur durch die Expansion zu wachsen.“
Unternehmen
Die heutige Marke Takko Fashion wurde 1982 von der Hettlage-Gruppe gegründet. 1990 übernahm Tengelmann die Mehrheit. Später ging das Unternehmen mit Sitz in Telgte durch die Hände mehrerer Finanzinvestoren. Seit 2023 wird Takko von einer Gruppe vorheriger Anleihegläubiger kontrolliert. Der Umsatz lag zuletzt bei rund 1,3 Mrd. Euro.