Mögliche Investoren von Galeria Karstadt Kaufhof
Die Filialen der Düsseldorfer Peek & Cloppenburg KG prägen die Fußgängerzonen von 66 großen und mittelgroßen deutschen Städten. Zu dem Unternehmen gehören außerdem der Herrenausstatter Anson‘s und Online-Shops in Deutschland, Österreich, Polen und den Niederlanden. Als Investor bei Galeria wurde die P&C-Modekette von der „Bild“-Zeitung ins Spiel gebracht. Sie ist aber kein ernstzunehmender Kandidat. Peek & Cloppenburg Düsseldorf hatte erst im Frühjahr 2023 selbst Insolvenz angemeldet, das Verfahren wurde zum 1. Oktober beendet. Die Spekulationen über ein Interesse an Galeria könnten möglicherweise damit zusammenhängen, dass bei Peek & Cloppenburg der frühere Galeria-Chef Stephan Fanderl als Strategiechef tätig war – allerdings hat Fanderl das Unternehmen kurzfristig zum Jahresende verlassen. Er habe laut gelacht, als er von dem angeblichen Interesse von P&C gelesen habe, sagt ein Handelsexperte. Zwei Kranke machten bekanntlich keinen Gesunden.
Falls sich kein Investor finden lässt, der Galeria komplett übernimmt, könnten Käufer für Pakete aus einzelnen Standorten zum Zuge kommen – etwa die Central Group. Der Konzern aus Thailand ist seit Jahren Partner von Signa bei mehreren Luxuskaufhausketten – bei der Gruppe um das Berliner KaDeWe (siehe Foto), den Schweizer Globus-Warenhäusern und bei der britischen Selfridges-Kette. Zudem steht Central auch hinter der italienischen Kaufhausgruppe La Rinascente. Das Unternehmen der Familie Chirathivat, die zu den reichsten Familien Thailands gehört, steht finanziell stark da. Nach dem Zusammenbruch des Partners Signa könnte es nicht nur dessen Anteile an den gemeinsamen Luxuskaufhausgruppen übernehmen – sondern zumindest auch einzelne Galeria-Standorte, vorzugsweise die Filialen in attraktiven Großstädten wie Frankfurt, Berlin und Hamburg.
Der Droege Holding aus Düsseldorf, die bereits vor Jahren die Buchhandelsgruppe Weltbild mit ihren Filialen übernommen hat, wurde von Medien ein Interesse an Galeria nachgesagt. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, soll die Beteiligungsgesellschaft des Unternehmers Walter Droege an der Übernahme von rund 30 Filialen interessiert sein, die restlichen der noch verbliebenen 92 Galeria-Standorte wolle man schließen. Offiziell dementierte eine Sprecherin der Droege Group ein Interesse. Allerdings hält man das bei Galeria nicht unbedingt für das letzte Wort – zumal es auch eine interessante persönliche Verbindung gibt: An Weltbild hielt, neben Droege, zeitweise auch der Sanierungsexperte Arndt Geiwitz einen Minderheitsanteil – jener Geiwitz, der in den zurückliegenden zwei Insolvenzverfahren bei Galeria von Signa-Gründer und Galeria-Eigner René Benko als Generalbevollmächtigter installiert wurde. Diese Verbindung könnte einen Deal erleichtern.
Schon bei der zweiten Galeria-Insolvenz im Jahr 2022 bekundete der Schreibwaren-Handel Buero.de Interesse an Filialen der Warenhauskette und auch im vergangenen Herbst kam es zu Gesprächen. Das Unternehmen für Bürobedarf und Galeria verhandelten über die Verkaufsflächen für Büroartikel von 90 Galeria-Filialen, in die buero.de nach und nach investieren wollte. Mitarbeiter und vorrätige Waren sollten übernommen werden. Doch Galeria dementierte Verhandlungen in einem Mitarbeiterschreiben, woraufhin Buero.de sein Angebot zurückzog.
Der Schreibwaren-Handel kommt nach eigenen Angaben auch jetzt nicht als Geldgeber in Frage. „Das Ende des Warenhaus-Gedankens in Deutschland ist erreicht“, sagt der Vorstandsvorsitzende von Buero.de Markus Schön zu Capital. „Wenn zwischen zwei Insolvenzen gerade mal ein Jahr liegt, kann man das Geschäftsmodell als gescheitert ansehen.“ Dafür will Buero.de Mitarbeitende von Galeria Karstadt Kaufhof abgreifen: Das Unternehmen suche Angestellte und könne einige Hunderte beschäftigen, teilte die Firma mit. Um die Übernahme von Filialen geht es Schön dieses Mal ausdrücklich nicht.
Das 1881 gegründete Unternehmen Breuninger betreibt unter eigenem Namen 13 Warenhäuser, unter anderem in Stuttgart (siehe Foto), Düsseldorf und München und beschäftigt 6500 Mitarbeitende. Seit 2021 ist Breuninger auch stationär im Ausland vertreten. Mit Übernahme der Konen Bekleidungshaus GmbH & Co. KG kam ein Laden in Luxemburg hinzu. In diesem Jahr plant Breuninger ein weiteres Haus in Hamburg zu eröffnen. Dem Fashion- und Lifestyle-Unternehmen und seinen Filialen im Premium- und Luxus-Segment scheint es gut zu gehen, wirtschaftliche Schwierigkeiten sind nicht bekannt.
Ob Breuninger weiter expandieren will, und in Zuge dessen dem angeschlagenen Galeria-Konzern finanziell beispringt, ist nicht bekannt. Eine Capital-Anfrage dazu ließ das Unternehmen unbeantwortet.
Corona-bedingte Filialschließungen hinterließen Spuren: Während der Pandemie war das Traditionsunternehmen Sinn mit seinen 34 Modehäusern selbst in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Im April 2020 meldete die Hagener Modekette ein Insolvenzverfahren im Schutzschirmverfahren an. Die Unternehmenssanierung war nach wenigen Monaten abgeschlossen.
Erholt verkündete Sinn im vergangenen Jahr, sein Filialnetz ausbauen zu wollen. Auf dem Expansionskurs gerieten auch Galeria-Standorte ins Visier. Sinn bezog Galeria-Kaufhof-Flächen etwa in Kassel in der Königsgalerie. Dieses Jahr sollen weitere Sinn-Filialen zum Beispiel in Bielefeld und Mönchengladbach hinzukommen. Auf eine Capital-Anfrage, ob Sinn auch die Übernahme von Galeria-Karstadt-Kaufhof-Häusern erwäge, reagierte das Unternehmen zunächst nicht. Eine Investition erscheint aber unwahrscheinlich. Nachdem Sinn mehrmals die eigene Firmenpleite abwenden konnte, wird es sich eher nicht mit einer Galeria-Rettung verheben wollen.
Galeria-Insider halten es auch für denkbar, dass sich Finanzinvestoren für das Unternehmen interessieren könnten. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Warenhauskette ihre Mietbelastungen reduzieren kann – vor allem an jenen Standorten, an denen die Immobilien heute noch der bisherigen Konzernmutter Signa gehören.
An den 18 Signa-Standorten bezahlt Galeria nach Angaben von Konzerninsidern Mieten, die teils deutlich über dem Marktniveau liegen. Dies führe dazu, dass umsatzstarke Top-Filialen in attraktiven Städten wie Frankfurt und Hamburg (siehe Foto) nicht profitabel seien – was auf das Ergebnis des Gesamtunternehmens drückt. Für den Fall, dass sich an den Mietverträgen im Zuge der eigenen Insolvenz und des laufenden Sanierungsverfahren bei Signa etwas ändert, wäre Galeria auch für Private-Equity-Investoren interessant, glaubt man in Essen.