Inhaltsverzeichnis
Kurzbeschreibung
Immobilien sind in Bochum deutlich günstiger als im Rest des Ruhrgebiets. Die Nachfrage ist groß, das Angebot überschaubar, vor allem in der Innenstadt. Das hat jetzt auch die Stadt erkannt. Sie fängt an, mit Bauprojekten gegenzusteuern Auf den ersten Blick passen die Markteinschätzungen nicht zusammen. Der eine, Makler Ralf Lapan, Chef des Bochumer Büros von Engel & Völkers, spricht davon, dass die Inflationsangst das Immobiliengeschäft auch in Bochum kräftig ankurbele, und von einem „Nachfrageboom, der die Preise für Wohnimmobilien nach oben treibt“. Der andere, der örtliche Gutachterausschuss für Grundstückswerte, behauptet genau das Gegenteil: Mieten und Kaufpreise hätten sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert.
Beide haben recht. Sie sprechen von unterschiedlichen Segmenten. Die Gutachter werten den gesamten Bochumer Grundstückshandel aus. Engel & Völkers-Mann Lapan bezieht sich lediglich auf einen kleinen Teil des Marktes: Wohnungen und Häuser ab einem Preis von 250.000 Euro. Im Klartext: Der Markt ist gespalten.
Bochum zählt zu den preiswerteren Wohnstandorten im Revier. In Dortmund etwa beginnt die Preisklasse der besseren Lagen und hochwertigen Immobilien bei 500.000 Euro. Grund für das Gefälle ist Bochums im Vergleich zum Rest des Ruhrgebiets schwache Wirtschaft. Laut dem Wohnungsmarktreport der LEG NRW lag das verfügbare Einkommen der Bochumer 2011 im Schnitt bei 19.285 Euro. Unter den Städten Nordrhein-Westfalens rangiert der frühere Kohle- und Stahlstandort damit im unteren Drittel. Zudem ist die Einwohnerzahl in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken. Diese Entwicklung setzt sich fort: Bis zum Jahr 2025 erwartet das Statistische Landesamt einen ...
Immobilien- und Mietpreise in Bochum
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Der Immobilienmarkt in Bochum
Jagdsaison im Revier - Die besten Wohnlagen in Bochum
Immobilien sind in Bochum deutlich günstiger als im Rest des Ruhrgebiets. Die Nachfrage ist groß, das Angebot überschaubar, vor allem in der Innenstadt. Das hat jetzt auch die Stadt erkannt. Sie fängt an, mit Bauprojekten gegenzusteuern Auf den ersten Blick passen die Markteinschätzungen nicht zusammen. Der eine, Makler Ralf Lapan, Chef des Bochumer Büros von Engel & Völkers, spricht davon, dass die Inflationsangst das Immobiliengeschäft auch in Bochum kräftig ankurbele, und von einem „Nachfrageboom, der die Preise für Wohnimmobilien nach oben treibt“. Der andere, der örtliche Gutachterausschuss für Grundstückswerte, behauptet genau das Gegenteil: Mieten und Kaufpreise hätten sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert.
Beide haben recht. Sie sprechen von unterschiedlichen Segmenten. Die Gutachter werten den gesamten Bochumer Grundstückshandel aus. Engel & Völkers-Mann Lapan bezieht sich lediglich auf einen kleinen Teil des Marktes: Wohnungen und Häuser ab einem Preis von 250.000 Euro. Im Klartext: Der Markt ist gespalten.
Bochum zählt zu den preiswerteren Wohnstandorten im Revier. In Dortmund etwa beginnt die Preisklasse der besseren Lagen und hochwertigen Immobilien bei 500.000 Euro. Grund für das Gefälle ist Bochums im Vergleich zum Rest des Ruhrgebiets schwache Wirtschaft. Laut dem Wohnungsmarktreport der LEG NRW lag das verfügbare Einkommen der Bochumer 2011 im Schnitt bei 19.285 Euro. Unter den Städten Nordrhein-Westfalens rangiert der frühere Kohle- und Stahlstandort damit im unteren Drittel. Zudem ist die Einwohnerzahl in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken. Diese Entwicklung setzt sich fort: Bis zum Jahr 2025 erwartet das Statistische Landesamt einen Rückgang um 6,7 Prozent.
Das Geschäft mit Immobilien läuft trotzdem. 2011 wurden in der Opel-Stadt für rund 465 Mio. Euro Wohnimmobilien gekauft, deutlich mehr als im Vorjahr (412 Mio. Euro).
Leerstände sind selten. Thomas Hegel, Geschäftsführer des Wohnungsanbieters LEG NRW, beziffert den Anteil unvermieteter Wohnungen „selbst in eher einfachen Lagen wie Riemke und Grumme“ auf nur etwa zwei Prozent. In manchem Duisburger Stadtteil stünden dagegen fast zehn Prozent leer. „Der momentane Nachfrageboom erfasst beinahe alle Lagen“, sagt auch Kirsten Gehrmann, Leiterin der Immobilienabteilung der Bochumer Stadtsparkasse.
Eine Bochumer Besonderheit: Lupenreine Toplagen gibt es nicht. In den Reichenquartieren Bochums wie Stadtpark, Ehrenfeld, Weitmar oder Wiemelhausen ist man nicht unter seinesgleichen. Selbst im noblen Wiemelhausen finden sich zahlreiche alte Zechenhäuser. Und in Ehrenfeld und Stadtpark „stehen weniger hübsche 50er-Jahre-Bauten an jeder zweiten Ecke“, so Gehrmann. Die Preisspanne für Immobilien sei in diesen Stadtteilen entsprechend groß.
Trotz guter Nachfrage ist die Bochumer Wohnungswirtschaft nicht zufrieden. Es ginge noch mehr. Das zeigt ein Blick auf das Wohnungsbarometer 2011, das jährlich auf Basis einer Befragung von Maklern, Wohnungsunternehmen, Entwicklern, Architekten und Mietervereinen erstellt wird. Fazit: zu wenig große und bezahlbare Wohnungen und vor allem zu wenig Bauland. Das bremst den Anstieg von Mieten und Kaufpreisen.
Die Stadt versucht gegenzusteuern. Im Stadtteil Riemke nördlich der City bietet sie derzeit Neubaugrundstücke für rund 65 Wohneinheiten an. 27 Parzellen mit 230 bis 670 Quadratmetern können zu einem Festpreis direkt von der Stadt erworben werden. Weitere 15 Grundstücke für Reihen- und Doppelhäuser werden über Bauträger vermarktet. Das Angebot soll sich an Familien mit geringen bis mittleren Einkommen richten.
Nach Einschätzung von Sparkassen-Immobilienchefin Gehrmann geht diese Rechnung nicht auf. „Die meisten Parzellen sind für Einfamilienhäuser gedacht. Das kann sich in Riemke kaum jemand leisten. Reihenhäuser und Doppelhaushälften wären hier sicher die bessere Lösung gewesen.“
Auch in der Innenstadt wird gebaut, allerdings braucht der Käufer da mehr Kapital. An der Wittener Straße entsteht auf dem ehemaligen Betriebshof der Straßenbahn das Quartier 100 mit Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern.
Sparkassen-Frau Gehrmann spricht von „enormer Nachfrage“ und macht einen Trend aus: „Immer mehr Kaufinteressenten wollen in die City.“ Die Folge: Einige der teuren Bochumer Außenquartiere geraten preislich unter Druck. Vor allem, wenn eine eigene Infrastruktur mit Geschäften fehlt. Wer heute in den einst angesagten und sicher nach wie vor sehr schönen Randlagen sein Haus verkaufen will, hat häufig Schwierigkeiten, den einstigen Kaufpreis zu bekommen.