Die Frachtraten für Supertanker sind im Zuge des sich verschärfenden Handelsstreits zwischen den USA und China stark gestiegen. Auslöser sind gegenseitige drastische Erhöhungen von Hafengebühren sowie US-Sanktionen gegen ein wichtiges chinesisches Öl-Terminal. Die sogenannte Spot-Rate für einen Supertanker (VLCC) auf der wichtigen Route vom Nahen Osten nach China kletterte am Montag auf ein Zwei-Wochen-Hoch. Am Mittwoch lag sie nach Angaben von Schiffsmaklern zwar etwas niedriger, mit rund 6,2 Mio. Dollar pro Schiffsladung aber immer noch deutlich über dem Niveau von vor einer Woche.
Hintergrund des Anstiegs sind chinesische Vergeltungsmaßnahmen gegen höhere US-Hafengebühren für chinesische Schiffe. Die am Freitag angekündigten chinesischen Gebühren für Schiffe mit US-Bezug würden die Transportkosten Händlern zufolge um mehr als sieben Dollar pro Barrel (159 Liter) Rohöl erhöhen. Dies entspreche einer Gebühr von rund 15 Mio. Dollar pro Schiff. „Die Raten sind in der Tat gestiegen, da dies den Pool an verfügbaren Tankern verringert, die die Kriterien erfüllen, um die hohen Hafengebühren zu vermeiden“, sagte June Goh, Analystin bei Sparta Commodities. Eine gewisse Entlastung schaffe jedoch, dass die Regierung in Peking später in China gebaute Schiffe von den Abgaben ausnahm. Beide Gebühren traten am Dienstag in Kraft.
Chinas Gebühren treffen zwölf Prozent der Tanker
Zudem haben am Freitag verhängte US-Sanktionen gegen das Öl-Terminal Rizhao in der Provinz Shandong die Lage verschärft. Handelsfirmen leiten nun mehr Schiffe zum Hafen von Zhoushan um, was dort zu Engpässen führen könnte. „Die Sanktionierung des Rizhao-Ölterminals trug zur Volatilität der Frachtraten im Osten bei“, sagte Brendan Bos, Marktanalyst bei Gibson Shipbrokers. Dies habe bereits zu größeren Ineffizienzen im Handel geführt, da mehrere Supertanker umgeleitet worden seien. Die mittelfristigen Auswirkungen dürften jedoch begrenzt sein, da wahrscheinlich neue Absatzwege für das Rohöl gefunden würden.
Dem Analysehaus Clarksons Research zufolge sind nach der chinesischen Ausnahmeregelung für in China gebaute Schiffe etwa zwölf Prozent der weltweiten Rohöltankerflotte von den neuen Gebühren betroffen. Ein Schiffsmakler erklärte, dass die Nachfrage nach Tankern für Transporte vom Nahen Osten, Europa, Afrika und den USA nach Asien im Oktober wahrscheinlich höher sein werde als im September, was die Raten stützen dürfte. Die aktuellen Raten liegen nicht weit von den im September erreichten Zweijahreshochs entfernt. Damals hatten ein Anstieg der Exporte aus dem Nahen Osten und ein größeres Arbitrage-Angebot nach Asien das Angebot an Tankern verknappt.