Die Unternehmensberatung EY hat die Bilanzen der weltweit führenden Pharmakonzerne analysiert und kommt zu dem Schluss: Die Umsätze der Branche sind weitgehend stabil und die Margen im Vergleich zu anderen Branchen ausnehmend hoch. Doch die Experten warnen auch vor den Veränderungen, die der digitale Wandel im Gesundheitsmarkt mit sich bringen wird. Hier treten dynamische Start-ups gegen die Konzerne an. Doch sie sind nicht die einzigen Konkurrenten: Auch Amazon und Google drängen auf den Gesundheitsmarkt.
Der Trend geht in die Richtung einer individuellen Medizin, bei der jedem Patienten eine eigens auf ihn zugeschnittene Therapie geboten werden soll. Das bedeutet nach Meinung einiger Experten, dass die großen Konzerne sich noch weiter spezialisieren und ihr Angebot schlanker gestalten müssen. Die Forschung wird noch spezifischer eine Erkrankung ins Visier nehmen. Spezialisten werden den digitalen Umbruch überleben, Generalisten nicht.
Und mit der Digitalisierung kommen ganz neue Medikamente auf den Markt. Es gibt bereits zugelassene Medikamente, die über einen Sensor registrieren, ob die Pille eingenommen wurde. Insbesondere bei psychischen Erkrankungen kann diese Funktion wichtig sein.
Noch stimmt die Bilanz
2017 legten, laut Studie, die Erlöse leicht auf insgesamt 448 Mrd. Euro zu. Bei einigen der Unternehmen gingen die Erlöse jedoch zurück. Eklatante Rückgänge musste das amerikanische Unternehmen Gilead Sciences hinnehmen. Der Erlös brach um mehr als 20 Prozent ein, was auf Absatzschwierigkeiten bei zwei Hepatitis-C-Medikamente zurückgeführt wird.
Die Gewinne gemessen am Ertrag vor Zinsen und Steuern (Ebit) in der Branche gingen insgesamt um 2,4 Prozent zurück. Das lag insbesondere an höheren Ausgaben, die die Unternehmen in Forschung und Entwicklung steckten. 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr, floss in die F&E-Abteilungen der Pharmakonzerne. Trotz des leichten Rückgangs der Gewinne bleiben die Gewinnmargen hoch. Die Ebit-Marge betrug 2017 26,5 Prozent. Zum Vergleich: In der Autoindustrie liegt die durchschnittliche Gewinnmarge bei circa 6,5 Prozent. Das sind die zehn umsatzstärksten Pharmakonzerne:
Die 10 größten Pharmakonzerne der Welt
#10 Amgen: Die Abkürzung Amgen steht für Applied Molecular Genetics. Amgen ist das größte Biotechnologie-Unternehmen mit etwa 20.000 Mitarbeitern und Standorten auf der ganzen Welt (im Bild der Firmensitz in Thousand Oaks in Kalifornien). 2017 setzte das Unternehmen 20,6 Mrd. Euro um. Zwei Hauptsäulen im Medizingeschäft sind die Blockbuster (Medikamente mit einem Umsatz von über 1 Mrd. Euro) von Amgen Epogen (zur Behandlung von Blutarmut) und Neupogen (Mittel zur Bekämpfung von Infektionen während der Chemotherapie).
#9 Gilead Sciences: Das Unternehmen aus Kalifornien erzielte 2016 einen Umsatz in Höhe von 27,5 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr gingen die Erlöse dann auf 23 Mrd. Euro zurück. An dem Konzern wird immer wieder Kritik geübt, da für einige Produkte die Preise in keinem Verhältnis zu den Kosten standen. So kostete eine Zwölf-Wochentherapie zur Bekämpfung von Hepatitis-C 60.000 Euro, während die Herstellungskosten sich auf etwas mehr als 100 Dollar beliefen.
#8 Abbvie: Das Pharmaunternehmen aus Illinois konnte 2017 einen Umsatz von 25 Mrd. Euro vermelden. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen mehr als 29.000 Mitarbeiter. Der Sitz des deutschen Ablegers befindet sich in Wiesbaden. Eine Produktionsstätte und ein Forschungszentrum unterhält Abbvie zudem in Ludwigshafen am Rhein.
#7 Glaxosmithkline: Das erste europäische Unternehmen in diesem Ranking kommt aus London. Der Umsatz betrug 2017 25,6 Mrd. Euro. Der Konzern blickt auf eine lange Skandalchronik zurück. 2013 beispielsweise erhob die chinesische Polizei schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen. Glaxosmithkline soll über Jahre chinesische Ärzte geschmiert haben, um sie zum Kauf ihrer Produkte zu überreden. Einige Fälle sind auch bekannt in denen GSK versucht haben soll kritische Artikel über ihre Artikel und klinische Studien zu deren Wirksamkeit zu verhindern.
#6 Novartis: Das Schweizer Unternehmen war lange Zeit als potentieller Fusionspartner von GSK im Gespräch. Mittlerweile ist der Schweizer Konzern größer als der britische Konkurrent. Der Umsatz betrug 2017 mehr als 29 Mrd. Euro. Hervorgegangen ist das Unternehmen aus einem Konglomerat mehrerer Farbproduzenten aus dem 19. Jahrhundert. Der Zusammenschluss der beiden Firmen Sandoz und Ciba-Geigy zu Novartis war 1996 die bis dahin größte Fusion der Welt.
#5 Sanofi: Der französische Konzern ist das erste Unternehmen in dem Ranking mit mehr als 100.000 Mitarbeitern. Besonders umtriebig ist Sanofi auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Mehr als ein Drittel seines 30 Mrd. Euro hohen Umsatzes generiert Sanofi mit solchen Produkten.
#4 Merck & Co.: Das US-Unternehmen war einst ein Tochterunternehmen des Darmstädter Pharmakonzerns E. Merck (heute Merck KGaA). Nach dem Ersten Weltkrieg spaltete sich das Unternehmen ab und ist gemessen am Umsatz deutlich größer als die einstige deutsche Muttergesellschaft. 2017 setzte das Unternehmen 31,3 Mrd. Euro um. Zum Vergleich: Die deutsche Merck KGaA erzielte im gleichen Zeitraum einen Umsatz von 7 Mrd. Euro.
#3 Johnson & Johnson: Gerade so aufs Treppchen kommt das US-Unternehmen Johnson & Johnson. Die Pharmasparte des Konzerns, der auch als Konsumgüterhersteller bekannt ist, firmiert unter dem Namen Janssen Pharmaceutica. Im Jahr 2017 lag der Umsatz des Konzerns im Pharma-Bereich bei 32 Mrd. Euro.
#2 Roche: Der Schweizer Konzern ist der führende Hersteller im Bereich Onkologie. Mehr als Drei Viertel seines 39 Mrd. Euro hohen Umsatzes erwirtschaftet Roche mit Krebstherapien. In diesem Bereich sind laut EY-Studie die höchsten Umsätze einzufahren. Dennoch hat es für das Unternehmen mit knapp 100.000 Mitarbeitern, nicht ganz für den Spitzenplatz gereicht.
#1 Pfizer: Das US-amerikanische Unternehmen wurde einst von Karl Pfizer einem Deutschen aus Ludwigsburg gegründet. Mit einem Umsatz von 43,5 Mrd. Euro ist es das größte Pharmaunternehmen der Welt. Neben dem Medikament Lyrica, das zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt wird, ist Viagra das mit Abstand bekannteste Medikament von Pfizer.