Der erste Otto Katalog war noch handgebunden und hatte eingeklebte Fotos. Aus dem kleinen Hamburger Schuhhandel wurde ein weltweit tätiger Handels- und Dienstleistungskonzern. Heute umfasst er sowohl Plattformen als auch Einzelhandel (zum Beispiel Sportscheck), Finanzdienstleistungen (EOS) und Service (Hermes Gruppe).
Die Otto Group gehört nach eigenen Angaben zu den weltweit größten Onlinehändlern mit einem Onlineumsatz von zuletzt 10,8 Mrd. Euro. Sie ist in ganz Europa und in den USA präsent mit rund 41.000 Mitarbeitenden. Im Geschäftsjahr 2022/23 lag der Gesamtumsatz bei 16,2 Mrd. Euro.
Die Geschichte von Otto in Bildern
Der Werner Otto Versandhandel startete am 17. August 1949 in Hamburg mit drei Mitarbeitern. Der Firmengründer war damals 40 Jahre alt. 1950 erschien der erste Katalog in einer Auflage von 300 Exemplaren. Damals handelte Otto noch ausschließlich mit Schuhen. 28 Modelle waren anfangs im Angebot. „Unter dem Motto ‚Vertrauen gegen Vertrauen‘ führt Otto als erster Versender den Kauf auf Rechnung ein“, heißt es in der Unternehmenshistorie.
Das Konzept, bequem von Zuhause aus einzukaufen, kam bei den Kunden an. Schon beim zweiten Katalog 1951 erhielten sie mehr Auswahl. Neben Schuhen gab es Hosen, Regenmäntel und Aktentaschen. Die Auflage stieg von 300 auf 1500 Exemplare. Das Unternehmen setzte erstmals eine Million D-Mark um.
1956 nahm Otto Elektrogeräte und Fahrräder in das Sortiment auf. Gestrichen wurde hingegen der Samstag als Arbeitstag. Mitarbeiter mussten nur noch eine Fünf-Tage-Woche arbeiten. Das tat dem Erfolg keinen Abbruch. 1958 erzielte Otto einen Umsatz von 100 Millionen D-Mark. Damit gehörte der einstige Schuhhändler zu den Großunternehmen in Deutschland. 1961 speicherte der erste Computer bei Otto Kundendaten und Bestellungen. Er füllte noch einen ganzen Raum.
1966 endete beim Otto Versand eine Ära. Firmengründer Werner Otto übergab den Vorsitz an Günter Nawrath. Im selben Jahr wurde in Hongkong das erste Einkaufsbüro in Asien eröffnet. 1967 erschien der Katalog erstmals in einer Auflage von über einer Million Exemplaren. Im Sortiment waren auch Kreationen der Luxusmarke Dior. 1970 durchbrach der Umsatz die Marke von einer Milliarde D-Mark.
Ab 1974 stieg der Otto Versand bei immer mehr Unternehmen ein und entwickelte sich zunehmend zum internationalen Konzern. Mit Zukäufen im Jahr 1987 wurde Otto zum größten Versandhändler der Welt. Zwischenzeitlich hatte Michael Otto (Mitte), Sohn des Firmengründers (links), den Vorstandsvorsitz der Gruppe übernommen. 1998 gründete Otto mit dem spanischen Konzern Inditex die Zara Deutschland GmbH. 2010 trennte sich das deutsche Unternehmen von seinen letzten Anteilen.
1994 veröffentlichte Otto sein Sortiment erstmals digital auf CD-ROM. 1995 wurde der Internetauftritt unter Otto.de freigeschaltet. Im Jahr 2000 stieg die Otto Group laut eigenen Angaben nach Amazon zum zweitgrößten Online-Händler im Endverbrauchergeschäft auf.
2002 strich der Konzern das deutsche Wort „Versand“ und schrieb sich fortan OTTO. Zum Konzern gehört übrigens das nach eigenen Unternehmensangaben größte automatische Retourenlager der Welt. Es ist Teil des Hermes Fulfilment Versandzentrums in Haldensleben und soll etwa eine Million Artikel abfertigen können.
2007 wurden alle Mitgesellschafteranteile von der Familie Otto zurückgekauft. 2011 starb der Firmengründer Werner Otto im Alter von 102 Jahren. 2015 stieg Enkel Benjamin Otto (Bild) als gestaltender Gesellschafter in die Gruppe ein. Werner Ottos jüngster Sohn Alexander Otto ist CEO der ECE Projektmanagement GmbH, dem europäischen Marktführer im Bereich Einkaufszentren. Die Firma wurde 1965 von Werner Otto unabhängig von der Otto Group gegründet.
Nun leitet der 80 Jahre alte Michael Otto den bereits vorgesehenen Generationenwechsel ein. Bis 2026 übergibt er die Führung der Otto Group schrittweise an seinen Sohn Benjamin, der unter anderem Mitbegründer der börsennotierten Konzerngesellschaft About You ist. „Bei der Otto Group tritt mit meinem Sohn die dritte Generation in die Gesamtverantwortung für die Unternehmensgruppe“, sagt Michael Otto. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass Benjamin die Otto Group nicht nur wirtschaftlich in eine gute Zukunft führen, sondern auch die besonderen Werte unseres Familienunternehmens lebendig halten wird.“ Benjamin ist derezeit auch stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats und Gesellschafterrats sowie Mitglied des Aufsichtsrats der Otto Group.
Und es stehen weitere Personalwechsel an, bereits 2025: Dann soll der heutige CEO Alexander Birken Michael Otto an die Spitze des Aufsichtsrates nachfolgen. Birken kennt die Otto Group aus über 30 Jahre langer internationaler Tätigkeit und ist im Aufsichtsrat mehrerer Unternehmen. Neue Vorstandsvorsitzende wird Petra Scharner-Wolff, die seit 2015 Finanz- und Personalvorständin von Otto ist. Auf ihre Position soll dann Katy Roewer rücken. Sie ist ebenfalls schon viele Jahre im Konzern und war bisher im Controlling tätig.