Nein, weder Kaiserin Elisabeth von Österreich noch Franz Joseph I. haben je hier eingecheckt. Doch wäre ihr Besuch möglich, durch einen Knick im Zeitstrahl, so würde das gekrönte Paar wohl wie gewohnt in einem Landauer anreisen. Statt mit so einer noblen Pferdekutsche werden die Gäste hier heute allerdings in Luxuslimousinen chauffiert. Während meines Aufenthaltes fand zudem ein externes Event statt, dessen Teilnehmer Touren mit rasanten Sportwagen machten. Zu meinem Leidwesen wurden diese Boliden bereits in der Früh vorgefahren und eingeparkt, samt röhrendem Zwischengas. Doch temporärer Motorenlärm bleibt das Einzige, was mich am Rosewood Schloss Fuschl stört.
Am 1. Juli 2024, nach aufwendiger Renovierung, eröffnete das Ultra-Luxushotel als Teil der Gruppe Rosewood Hotels & Resorts aus Hongkong. Die Anfänge des Schlosses reichen ins Jahr 1461 zurück. Damals erbaute man es als Jagdhaus für die Fürsterzbischöfe von Salzburg. Erst 1950 wurde ein Hotel daraus. Fünf Jahre später diente das märchenhaft am Fuschlsee gelegene Haus als Kulisse des ersten „Sissi“-Films, dessen Star Romy Schneider während der Dreharbeiten hier logierte. Der Erfolg machte es zur Fan-Pilgerstätte.
Zum Glück gelingt dem Anwesen der Spagat zwischen prunkvoller Historie und den Ansprüchen moderner Luxusreisender. Seit rund 18 Monaten führt Managing Director Andreas Pade das Hotel. Er besitzt dänisch-schweizerische Wurzeln und bringt mit, was der Job verlangt: Pade ist freundlich, aufmerksam und präzise. Beim Gang durch das Sisi-Museum erzählt er, dass vor allem Amerikaner nicht genug bekämen von dem Kaiserpaar aus dem späten 19. Jahrhundert. Das erklärt hübsche Ideen wie den Sisi Teesalon mit Törtchen vom Wagen, Schokolade sowie traditionellen Häppchen zum Champagner.
Auf dem Fuschlsee sind Motorboote nur elektrisch erlaubt, und die Wälder ringsum schlucken jedes Geräusch. Auch in den verwinkelten Gängen des Hotels vernimmt man keinen Laut. An den holzgetäfelten Wände hängen Gemälde aus der Sammlung der bayerischen Besitzerfamilie Schörghuber, die Böden sind mit weichem Teppich ausgelegt.
Die 98 Zimmer, darunter 42 Suiten und sechs Chalets, sind klassisch-elegant eingerichtet. Das Design ist eher schlicht, die Atmosphäre gemütlich. In Serviette, Bademantel und Kissen sind meine Initialen eingestickt. Neben meiner Sonnenbrille, die ich einmal im Zimmer lasse, liegt abends ein Reinigungstuch. Und das von der heimischen Künstlerin Marie Hartig handbemalte Minibar-Schränkchen ist optisch wie inhaltlich – mit großer Getränkeauswahl – vorbildlich.
Dank der Ruhe fällt das Entspannen leicht, etwa im Infinitypool, wo ich nah am Wald und oberhalb des Sees schwimme. Ein Rundgang durch den neu gestalteten Außenbereich, den geräumigen Wintergarten und das aus Holz und Glas gebaute Fitnessstudio stimmt mich auf eine Massage bei Georgina ein. Die zugewandte Attitüde der 26-jährigen gebürtigen Griechin passt wie bei allen Mitarbeitern wunderbar in den Ultraluxus-Bereich.
Das ist auch bei Philipp Gödde nicht anders, dem Assistant F&B Manager, den ich noch aus seiner Zeit im Schweizer Bürgenstock Resort kenne. Zur Neueröffnung des Rosewood Fuschl hat er Küchenchef Julian Schwamberger zurückgeholt. Dieser hatte vor vielen Jahren bereits hier gekocht und bringt internationale Erfahrung mit, etwa aus dem berühmten Burj Al Arab in Dubai. Die beiden Profis haben sechs verschiedene Gastro-Konzepte für das Haus entwickelt: Während die rustikale Vinothek zum schnellen Lunch lädt, interpretieren die Seeterrasse und das Schloss Restaurant die kulinarische Tradition des Salzkammerguts neu. Der See Club bringt mediterranes Flair in die Alpen, und die Schloss Bar sowie der Sisi Teesalon runden das Angebot ab.
Ich entscheide mich für das Schloss Restaurant und für Fisch. Die Bouillabaisse von Fuschl-Fischen aus hoteleigener Fischerei ist traumhaft, die kräftige Hummerbouillabaisse eine Offenbarung. Die Riesengarnelen aus der Steiermark serviert man mir mit Blunzn-Tascherl und Sauerkraut Beurre blanc. Ein Gedicht. Mutig: Julian Schwamberger bietet etwa während der Spargel-Saison einfach mal kreative Pilzgerichte an. Der Weinkeller des Hotels führt 8 000 Flaschen, darunter erste Lagen Österreichs, Grand Crus von der Mosel und weniger bekannte Tropfen zum Entdecken. Überhaupt werde ich bei meinem Aufenthalt oft positiv überrascht, mit zahllosen Details, die Weltklasse-Häuser vom „normalen“ Fünf-Sterne-Hotel trennen. Mein Tipp an die Bleifüße: Parken Sie die Autos ohne Zwischengas, die Gäste werden sich freuen.