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Rath checkt ein Stanglwirt in Tirol: Das legendäre Luxushotel am Wilden Kaiser

Aus der einstigen Weinschenke ist inzwischen ein Dorf im Dorf geworden, das sich auf zwölf Hektar erstreckt
Aus der einstigen Weinschenke ist inzwischen ein Dorf im Dorf geworden, das sich auf zwölf Hektar erstreckt
© Stanglwirt
Der Stanglwirt in Tirol ist legendär, Stars wie Arnold Schwarzenegger und Peter Maffay reisten schon zur Weißwurstparty an. Das Bio- und Wellnessresort in Going am Wilden Kaiser zeigt, dass ein Hotel Gestüt, Partylocation und kulinarischer Hotspot gleichzeitig sein kann
Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er ist Gründer des Hotel-Rankings „Die 101 besten Hotels“, das auch als Buch in Kooperation mit Capital erscheint. Hotels, über die er für Capital schreibt, bereist Rath auf eigene Rechnung.
Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er ist Gründer des Hotel-Rankings „Die 101 besten Hotels“, das auch als Buch in Kooperation mit Capital erscheint. Hotels, über die er für Capital schreibt, bereist Rath auf eigene Rechnung.

Wer mich ein wenig kennt, der weiß: Sobald ich auf einer einzigen Speisekarte sowohl Pizza als auch Thai-Curry, Sushi, Pasta und sogar Schnitzel erblicke, werde ich skeptisch. Höflich ausgedrückt. Was daran liegt, dass nach meiner Erfahrung die Qualität der servierten Speisen in einem Restaurant meist proportional zur Vielfalt der abgedeckten Länderküchen abnimmt. Ähnlich verhält es sich mit Hotels, die behaupten, gleichzeitig bei Design, Wellness, Sportangebot und Gastronomie absolute Spitze zu sein. Ja, das gibt es durchaus, wie regelmäßige Leser meiner Capital-Kolumnen wissen. Die Regel ist es jedoch keineswegs. Und kein Haus muss auf jedem Terrain grandios sein. Lieber sind mir ein oder zwei leidenschaftlich und dauerhaft verfolgte Konzepte.

Beim Stanglwirt in Going am Wilden Kaiser ist das erstaunlicherweise komplett anders. Hier gibt es wirklich fast alles, und das jeweils auf allerhöchstem Niveau. Wie den Machern dieser Kraftakt gelingt? Ich habe keinen Schimmer, und deshalb freue ich mich umso mehr auf meinen Test-Aufenthalt in Tirol.

In der Einrichtung der Zimmer findet sich viel Holz aus der Region, wie es früher bei Bauernhäusern üblich war
In der Einrichtung der Zimmer findet sich viel Holz aus der Region, wie es früher bei Bauernhäusern üblich war
© Stanglwirt

Das Motto im Stanglwirt: Go big or go home

Noch vor dem Check-in fällt mir bereits das enorme Spektrum des Angebotes auf, in Form von Pferden, die auf den Koppeln des Luxushotels grasen. Nicht irgendwelche, sondern die berühmten Lipizaner, quasi königliche Tiere. Am nächsten Tag ist mir nach einer Partie Tennis, für die ich mich zwischen acht Außen- und sechs Hallenplätzen entscheiden kann. Professionelle Trainer stehen natürlich auch zur Verfügung. Auch für die jüngeren Gäste ist mit einem Kinderdorf bestens gesorgt. Wobei es die Beschreibung „gigantischer, bunter Event-Space“ besser trifft.

Beim Stanglwirt ist die Standardgröße eben XXL, das Angebot so vielfältig wie luxuriös – und dennoch sehr persönlich. Was ich auch buche und probiere – die Qualität ist fantastisch. Gleiches gilt für die Marken, die dem Gast begegnen: von der Seife auf den 170 Zimmern und Suiten, die eigens entwickelt wurde, über die nachhaltig hergestellte Anti-Aging-Creme im Spa von The Good Conscious bis zu Sonnenbrillen im Shop, die der österreichische Bundestrainer Ralf Rangnick mit der Marke Gloryfy lanciert hat. Sicher, manches dieser Features findet sich auch in anderen Hotels, diese Fülle aber ist äußerst selten.

Erinnerungswürdige Partys mit vielen VIPs – dafür ist das Bio-Wellness-Resort Stanglwirt europaweit bekannt
Erinnerungswürdige Partys mit vielen VIPs – dafür ist das Bio-Wellness-Resort Stanglwirt europaweit bekannt
© Stanglwirt/Franz Oss Photography

Erst Weinschenke, heute Luxusresort

Gar nicht leicht, zu beschreiben, was der Stanglwirt nun eigentlich ist: ein Wellnesshotel, ein kulinarischer Hotspot, ein Sportresort oder ein alpiner Bio-Bauernhof? Sie ahnen die Antwort, sie lautet: sowohl als auch. Hier wird ausgelassen und meist mit Prominenz gefeiert, wie bei der legendären Weißwurstparty – und anschließend dominieren wieder Stille und Achtsamkeit. 

Während viele Hotels in den Alpen aus Bauernhöfen entstanden, sich jedoch der Landwirtschaft nach und nach entledigten, steht im Stanglwirt der Misthaufen seit über 400 Jahren an derselben Stelle. Das Resort wurde quasi drumherum gebaut und ist über die lange Zeit zu einer Art Dorf im Dorf gewachsen. Purer Luxus trifft bäuerliche Bescheidenheit, dieser komplexe Charakter macht das Haus für mich ungemein authentisch, menschlich und rundum liebenswert.

Rund 25 Lipizaner-Schimmel leben derzeit auf dem Gestüt des Stanglwirts; Gäste können in der Reithalle trainieren
Rund 25 Lipizaner-Schimmel leben derzeit auf dem Gestüt des Stanglwirts; Gäste können in der Reithalle trainieren
© Stanglwirt

Besonders gut gefällt mir die Selbstverständlichkeit. Natürlich gibt es hier Pferde, wie zu Beginn der Geschichte des Stanglwirts im 16. Jahrhundert. Damals war das heutige Luxushotel eine Weinschenke für die Knappen, die in den Kupfer- und Silberminen der Region schufteten. Mit dem Ausbau des Handels ratterten immer mehr Post- und Frachtkutschen durch den Ort Going. Die geschäftstüchtigen Betreiber der Schenke legten sich ein paar kräftige Pferde zu, die sie als Vorspannpferde vermieten konnten. Für die steilen Bergpässe dieser Gegend sollten es nämlich besser ein paar PS mehr sein.

Diese Tradition wollte Balthasar Hauser, Seniorchef des Stanglwirts, in den 1980er-Jahren wiederaufleben lassen und schaffte ebenfalls Pferde an. Nicht irgendwelche, sondern Lipizaner, die Pferde der legendären Wiener Hofreitschule. Mittlerweile züchtet man die edlen Tiere auch hier, in Zusammenarbeit mit dem Bundesgestüt Piber in der Steiermark. Dass Hauser sich für Lipizaner entschied, hatte zwei Gründe. Zum einen passten die „Kaiserpferde“ perfekt zur Lage des Hotels am Gebirgszug Wilder Kaiser, und zum anderen gelten die Tiere als äußerst musikalisch. 

Wo gesungen wird, da lass dich ruhig nieder – die Hoteliersfamilie Hauser musiziert gern und viel für ihre Gäste
Wo gesungen wird, da lass dich ruhig nieder – die Hoteliersfamilie Hauser musiziert gern und viel für ihre Gäste
© Stanglwirt

Wer hier eincheckt, gehört quasi zur Familie

Und das gilt unbedingt auch für die Besitzerfamilie Hauser. Der Seniorchef Balthasar, seine Frau Magdalena, die erwachsenen und im Betrieb tätigen Kinder Maria, Elisabeth und Johannes sowie deren Kinder treten regelmäßig mit Volksmusik vor den Gästen auf. „Beim Stanglwirt“, so brachte es Balthasar Hauser einmal auf den Punkt, „wird viel musiziert, viel philosophiert und wenig politisiert“. Es ist wohl dieses Familiäre, das die Stimmung im Stanglwirt so persönlich macht. Und das bäuerlich Bodenständige.

Der „Gasthof Stangl“ hat eine über 400-jährige Geschichte. Von seiner Gaststube blicken die Gäste direkt in den Kuhstall
Der „Gasthof Stangl“ hat eine über 400-jährige Geschichte. Von seiner Gaststube blicken die Gäste direkt in den Kuhstall
© Stanglwirt

Diese familiäre Atmosphäre soll nun das kulinarische Angebot wieder stärker prägen. Derzeit setzt Johannes Hauser, der für die Land- und Forstwirtschaft und die Gastronomie zuständig ist, dafür im Hotelrestaurant auf ein neues Konzept. Denn: Das bisherige Fine-Dining-Menü mit acht Gängen ist weniger beliebt als die traditionsreiche Gaststube, wo die Gäste bei leichter Küche à la carte durch die Fenster direkt in den Kuhstall blicken können. Dieser Erkenntnis folgend lässt Johannes Hauser die Kaminstube zum Family-Style-Restaurant umbauen, wo alles in großen Schüsseln und Platten serviert wird – zum Teilen. Wie früher auf dem Bauernhof, als gemeinsam gegessen, geredet und gelacht wurde. Eine tolle Idee, die wunderbar zum Stanglwirt passt, wo man seit jeher mit den unterschiedlichsten Menschen an großen Tischen zusammen saß und aß.

Exklusive Einblicke in die Welt der Luxusreisen

Neben den regelmäßigen Kolumnen „Rath checkt ein“ veröffentlicht Capital gemeinsam mit dem Hotelexperten und Herausgeber der „101 Besten“, Carsten K. Rath, den Sammelband „Die 101 besten Hotels: Deutschland 2025“. Eine Bestellung des Buches ist per E-Mail an board@i-sle.ch möglich oder online unter www.die-101-besten.de/buchband.

Schon früh reisten bekannte und meist vermögende Persönlichkeiten, Adlige und Politiker aus Großstädten wie Wien, Salzburg, Zürich oder München nach Tirol, um beim Stanglwirt einzukehren. Darunter beispielsweise Soraya, die zweite Frau des letzten Schahs von Persien. Wirtin Lena Hauser ahnte nicht, wer damals um die Mittagszeit vor ihr stand, und vermutlich wäre es ihr egal gewesen. Jeder Gast ist wichtig. Die Gaststube war voll und so setzte Lena Hauser die (Exil-)Kaiserin kurzerhand zu drei Arbeitern aus der Umgebung, die sich gerade in ihrer Pause stärkten. Und siehe da, das ungleiche Quartett verstand sich prächtig.

Auf der rustikalen „Stangl Alm“ werden Käse, Quark und Butter für die Hotelküche und -buffets hergestellt
Auf der rustikalen „Stangl Alm“ werden Käse, Quark und Butter für die Hotelküche und -buffets hergestellt
© Stanglwirt/Michelle Hirnsberger

Es scheint wirklich der genius loci zu sein, der besondere Geist dieses Ortes, der den Stanglwirt einzigartig macht. Wer hier durch die Tür spaziert, legt mit dem Mantel auch die Welt draußen ab, ihre Sorgen und Nöte. Für eine Zeit. Einfach mal bloß Mensch sein.

Tipps für Ihren Aufenthalt

Auszeit auf dem Berg: Das Chalet Hüttlingmoos am Wilden Kaiser gehört zum Stanglwirt und bietet völlige Abgeschiedenheit. Hier können Sie mit Familie oder Freunden mitten in der Natur feiern und entspannen – oder direkt zu einer Bergtour starten.

Wanderung: Eine besonders schöne Route führt vom Hotel zur Graspoint-Hochalm, auch „Stangl Alm“ genannt. Hier produziert Käserin Anna den hauseigenen Bergkäse, Butter, Joghurt und Quark.

Fliegenfischen: Ein ganz besonderes Erlebnis ist das Fliegenfischen an den Gebirgsbächen Reither- und Kitzbüheler Ache. Juniorchef Johannes Hauser steht Interessierten gern mit hilfreichen Tipps zur Seite.

Raths Reise-Rating

1 Ganz großes Kino

2 Wenn’s nur immer so wäre

3 Meckern auf hohem Niveau

4 So lala, nicht oh, là, là

5 Besser als im Hostel

6 Ausdrückliche Reisewarnung
 

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