Jedes Mal, wenn ich in diesem Hotel einchecke, plagt mich ein echtes Luxusproblem: Lieber Wasserski mieten oder eine gemütliche Bootstour vom Hafen Port d’Ouchy buchen? Gut, ein Rundflug wäre auch nett, um auf den im Sonnenlicht funkelnden Genfer See hinunterzublicken, der in der französischsprachigen Schweiz Lac Léman heißt. Vom Wasser aus kann man dann nach Herzenslust heranzoomen an das bildschöne „Beau-Rivage Palace“, seine Stuckfassade, Balkone, Terrassen sowie die prachtvolle Ornamentik von Belle Époque und Jugendstil. Nicht zu vergessen die leuchtend gelben Markisen über den Buntglasfenstern.
Das Hotel besteht aus Gebäuden, die etwas versetzt vom Ufer inmitten eines vier Hektar großen Parks stehen. Der imposante Hauptbau stammt aus dem Jahr 1861, der stattliche Anbau von 1908 und die berühmte Rotunde, beliebt als Location für Empfänge und Hochzeiten, verbindet beide Häuser seit 1914. Einst reiste der Adel für mehrwöchige Aufenthalte in Pferdekutschen hier an, etwa zur Sommerfrische, und noch heute befinden sich unter den Gästen gekrönte Häupter, Regierungsmitglieder und Stars, nicht Sternchen! Und trotz seiner beachtlichen Historie wirkt das elegante, auf Hochglanz polierte Luxushotel nie museal, sondern rundum atemberaubend.
Grandezza liegt in der Luft und im Service
Warum das so ist, erklärt mir General Manager Benjamin Chemoul am Abend an der Bar, deren langer Tresen und gemütliche Sitzecken die stimmungsvolle Beleuchtung so goldig schimmern lässt wie der Whisky in meinem Glas. Ein Platz, wo man sich in Lausanne zum Apéro trifft und im schicken Outfit unter die Hotelgäste mischt. Sehen und gesehen werden.
Chemoul ist Jahrgang 1981, recht jung für seine beachtliche Karriere, und führt das Haus seit drei Jahren. Zuvor arbeitete er bereits fünf Jahre an der Seite seiner Vorgängerin Nathalie Seiler-Hayez und kennt daher die Anforderungen eines Grandhotels ebenso wie die Geheimnisse perfekter Schweizer Gastfreundschaft. Dass der Service zwischen Kronleuchtern, Goldbrokat und Gemäldesammlung so rund läuft wie immer in den letzten 164 Jahren, ist auch seiner Aufmerksamkeit zu verdanken.
„Wir haben immer die höchsten Gipfel vor Augen“, erklärt er mit der charmanten Bescheidenheit des Schweizers. Der Blick ins Mont-Blanc-Massiv, bei guter Sicht, scheint ihn und sein Team also zu motivieren. Ein Beispiel: Bei unserem Plausch an der Bar erwähne ich Chemoul gegenüber zwei Kleinigkeiten, die mir beim Frühstück aufgefallen sind. Am nächsten Morgen sind meine Anregungen umgesetzt. Das geschieht nur in Häusern von Weltklasse, den Besten der Besten, wie dem „Beau-Rivage Palace“, das zu den „Sandoz Foundation Hotels“ und damit der Familie Sandoz gehört.
Hotel-Restaurants: kulinarische Meisterklassen
So wie auch das „Hôtel Angleterre“ und das „Château d’Ouchy“ in nächster Umgebung mit ihren vorzüglichen Restaurants. Doch bei sechs gastronomischen Konzepten im „Beau-Rivage Palace“ bleibt für kulinarische Ausflüge nur bei längeren Aufenthalten genug Zeit. Die Auswahl im Hotel ist ohnehin grandios: Im Zwei-Sterne-Restaurant „Pic au Beau-Rivage Palace“ kreieren die ausgezeichnete Köchin Anne-Sophie Pic und ihr Küchenchef Jordan Theurillat ein raffiniertes französisches Menü, und auch das japanische Restaurant „Kaigan“ mit seiner offenen Sushi-Bar ist eine echte Empfehlung.
Diesmal habe ich das exquisite, weniger formelle „Café Beau-Rivage“ für mein Abendessen ausgesucht, und auch von dieser klassischen Brasserie mit ihrer intimen Salon-Atmosphäre bin ich begeistert. An diesem heißen Sommerabend bekomme ich einen schönen Tisch auf der Terrasse, zwischen duftenden Blumen und Kräutern. Die Karte bietet alles, was ich mir von einem Grillrestaurant wünsche: Fisch, Fleisch und spannende Vorspeisen.
Zur Wärme passend starte ich mit roter Wasser-, orangefarbener Cavaillon-Melone und Riesengarnelen. Auch für Familien ist die Brasserie ein Tipp: Es gibt ein tolles Drei-Gänge-Menü samt Schokoladenmousse, das alle glücklich machen wird. Und das zum Preis von 99 Schweizer Franken, was gerade in dieser Umgebung angemessen ist.
Königliches Wohnen und Schlafen
Auch sonst ist die Auswahl im ersten Haus am Platz gigantisch: 168 individuell eingerichtete Zimmer stehen für die Gäste bereit, darunter 26 Junior-Suiten und acht Signature- sowie Executive-Suiten. Alle diese eleganten Wohneinheiten wurden vom französischen Innenarchitekten Pierre-Yves Rochin eingerichtet und sind großzügig bemessen. Natürlich steht der Champagner schon kalt und es gibt einen abendlichen Turn-Down-Service, in jeder Preiskategorie. Legt man Wert auf einen privaten Balkon oder Terrasse, muss man etwas tiefer in die Tasche greifen: Zimmer mit Blick in den Garten und auf den See kosten um die 550 Schweizer Franken (inkl. Frühstück), die „Imperial Suite“ mit 140 Quadratmetern und 65 Quadratmeter großer Terrasse kostet knapp 6000 Schweizer Franken pro Nacht. Dafür lässt sich dann auch das Wasser in der Dusche individuell parfümieren. Erstaunlich!
Nach einem Tennismatch mit dem Trainer und anschließendem Frühstück besuche ich den Guerlain-Spa, wo meine Erwartungen abermals übertroffen werden. Das traditionsreiche Parfüm- und Kosmetikhaus aus Paris hat gemeinsam mit Lausannes Hotel-Flaggschiff ein grandioses Refugium entwickelt, wo selbst die Duftflakons auf Wunsch den gravierten Namen des Gastes tragen. Nach Hammam und Sauna schlafe ich bei der Massage ein. So viel Luxus und Genuss will schließlich auch erst einmal verarbeitet werden.