Capital: Herr Bauzá, Sie arbeiten als Sales Manager für „The Setai“. Bei meinem Besuch vor 20 Jahren wirkte das Hotel asiatisch. Was erwartet Gäste heute?
IVÁN BAUZÁ: Miami hat sich zwar stark verändert, aber wir versuchen, so viel wie möglich von seinem ursprünglichen Charakter zu bewahren. Wir sind inzwischen beim zweiten Eigentümer und der dritten Managementgesellschaft, doch das Kernteam ist seit 15 Jahren dabei. Besonders wichtig bleibt das asiatische Ambiente, das uns von Anfang an ausgezeichnet hat. Ein einzigartiges Element ist beispielsweise unser Austauschprogramm mit Bali: Jedes Jahr kommen 40 bis 50 Studenten renommierter Hotelfachschulen für ein Jahr ins „The Setai“. Diese Initiative haben wir bis heute beibehalten, als einziges Hotel der Stadt.
Welche Orte würden Sie Gästen in Miami besonders ans Herz legen?
Miami verändert sich so schnell, dass man die Empfehlungen alle paar Monate anpassen müsste. Spannend finde ich das Pérez Art Museum, das mit seinem Konzept immer dynamischer wird. Auch die Stadtviertel entwickeln sich ständig: Im Design District, in Wynwood, Coconut Grove und Coral Gables warten heute zahlreiche neue Galerien und gastronomische Angebote. Ich sage oft: Miami ist wie ein Flughafen mit vielen unterschiedlichen Städten drumherum – jede hat ihren ganz eigenen Charakter, aber alles liegt nah beisammen.
Was gehört dringend auf die Sightseeing-Liste?
Die geführte Tour „Art Deco District Architectural Walk“ mit George Neary oder Führungen von der Miami Design Preservation League, bei der versteckte Dachterrassen und restaurierte Privatgebäude zu besichtigen sind, wie die Villa Casa Casuarina, in der einst Gianni Versace wohnte. Auch die „Historic Overtown Jazz & Soul Tour“ ist empfehlenswert, auf der Historiker durch dieses legendäre afroamerikanische Viertel führen, inklusive eines Live-Konzertes im The Lyric Theater oder einer Jam-Session im Dunns Josephine Hotel. Wer sich für das Kunstmuseum der vermögenden Familie Rubell interessiert, kann eine „Private Breakfast Tour“ buchen und bei dessen Artists in Residence ein Werk beauftragen.
Es sind keine leichten Zeiten in den USA. Wie nehmen Sie die aktuelle politische Situation wahr?
Natürlich gibt es dauerhaft wechselnde politische Bestimmungen, die jede neue Regierung mit sich bringt. Wir versuchen, uns auf neue Chancen zu konzentrieren und die Herausforderungen mit dynamischem Management zu überwinden. Qualifiziertes Personal ist in der Hotellerie in Miami nach wie vor schwierig zu finden, deshalb organisieren wir regelmäßig interne Trainingsprogramme mit „Forbes Travel Guide“ und „The Leading Hotels of the World“.
Sie sagen, Miami habe sich stark verändert. Wie?
Miami hat sich in den letzten Jahren komplett neu erfunden. Früher galt es als Ziel für Pensionäre, heute ist es eine dynamische, vielfältige Metropole. Nach der Pandemie sind viele Menschen aus New York, Los Angeles oder Chicago hierhergezogen – die Einwohnerzahl hat sich in einigen Phasen fast verdoppelt. Das hat Miami beflügelt und zur Top-3-Stadt in den USA gemacht.
Wie wirken sich die politischen Turbulenzen auf die kreative Szene aus und auf Großevents wie die Kunstmesse Art Basel Miami?
Ich glaube nicht, dass sie der Art Basel Miami schaden. Die Messe ist international so stark, dass sie nahezu auf Augenhöhe mit den Ausgaben in Basel, Hongkong oder Paris steht. Natürlich gibt es Bedenken in der Kreativ-Community, doch letztlich bleibt die Art Basel Miami ein Magnet. Unsere Gäste buchen oft sehr kurzfristig – aber sie kommen, weil „alle anderen“ aus der Szene eben auch hier sind. Ich hatte Anfang des Jahres mehr Bedenken, inzwischen bin ich sehr optimistisch: Business ist Business, und die Kunst ist ein Teil davon.
Miami wird politisch stärker wahrgenommen, auch durch den neuen Präsidenten. Spüren Sie das?
Ja. Seit Donald Trump in Mar-a-Lago wohnt, ist Miami ein Anlaufpunkt für Politiker, Investoren und Lobbyisten geworden. Das beflügelt die ganze Entwicklung, vor allem im Finanz- und Immobilienbereich, aber auch kulturell. Es lässt sich nicht leugnen, dass diese Dynamik viele Menschen und reichlich Investitionen nach Miami zieht.
Das klingt, als würden Sie Miami heute fast als „Washington D.C. mit Strand“ sehen.
Eine schöne Formulierung. Tatsächlich fühlt sich Miami internationaler, aktiver, bunter und kosmopolitischer an als jemals zuvor – und irgendwie ganz anders als viele Teile der USA.
Wie behauptet sich „The Setai“ in dieser Lage wirtschaftlich?
Sehr gut. Die ersten sieben Monate 2025 waren sehr ereignisreich, ergiebig und durchaus vergleichbar mit bisher besten Jahren. Wir sind sehr zufrieden mit der Kontinuität. Ein Grund ist sicher die politische Strahlkraft Miamis. Aber wichtiger ist unsere eigene Arbeit und die Zufriedenheit aller unserer Gäste: Wir sind ein unabhängiges, ideenreiches Hotel und passen uns schnell an neue Trends an.
Was bieten Sie ihnen?
Wir haben ein außergewöhnliches Mitarbeiterverhältnis: mehr als drei Angestellte pro Zimmer und Suite. Dazu Auszeichnungen wie den besten „Clef d'Or“-Concierge in Florida, fünf Sterne „Forbes Travel Guide“ seit elf Jahren in Folge, zwei Schlüssel im „Guide Michelin“ und den „Five Diamond“-Status der AAA. Service und Persönlichkeit, das steht für uns an erster Stelle.
Hat sich das Hotel in den vergangenen Jahren architektonisch sehr verändert?
Nein, wir sind nach wie vor im mittlerweile berühmten Gebäude von damals. Aber das Angebot wurde deutlich ausgebaut, insbesondere die Gastronomie. Heute betreiben wir drei Restaurants, die in Miami zu den bekanntesten und erfolgreichsten gehören – nicht nur bei Gästen, sondern auch bei Einheimischen. Das war uns wichtig: „The Setai“ ist kein Museum, sondern Teil des Lebensstils dieser Stadt. Luxus heißt für uns heute, sich stärker mit Miami und Miami Beach selbst zu beschäftigen und zu vernetzen.
Gab es zum 20-jährigen Jubiläum besondere Neuheiten?
Ja, wir haben im Herbst ein drittes Restaurant eröffnet: „Japón“, mit japanischer Küche, das unsere asiatische DNA noch stärker hervorhebt. Zudem renovieren wir unsere Lobbybar komplett, gestaltet vom selben Architekten, der auch das neue Restaurant entworfen hat. Und für die Zukunft planen wir ein umfassendes Re-Design von Zimmern und Suiten.