Es gibt viele Hotelketten und -vereinigungen, doch der Name „Relais & Châteaux“ hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Ganz gleich wo auf der Welt ich eines der Häuser und Restaurants besuche, die Teil dieses illustren Verbundes sind, jedes Mal erlebe ich Tradition, authentische Gastfreundschaft und eine fantastische Küche. Da spielt es keine Rolle, ob das Hotel in Frankreich, Indien oder Japan ist.
Für diese Ausgabe meiner Kolumne habe ich mir drei österreichische „Relais & Châteaux“-Häuser genauer angeschaut. Der Grund: Für das kommende Jahr planen wir, das Ranking „Die 101 Besten Hotels“ auch in Österreich zu etablieren. Wir schließen so nach Deutschland und der Schweiz mit Südtirol den Kreis der DACH-Region.
Tradition, die man schmeckt
Das erste Ziel meiner Test-Reise ist der „Gasthof Post“ in Lech am Arlberg. Die renommierte Herberge ist seit über 80 Jahren im Besitz der Familie Moosbrugger, die sich bis heute mit viel Hingabe um Besucher aus aller Welt kümmert. Und zwar so, wie es für die „Relais & Châteaux“-Mitglieder typisch ist: persönlich, herzlich, nah am Gast. Was auch daran liegt, dass viele der Mitarbeitenden seit Jahren im Haus sind und die Stammgäste kennen.
Der „Gasthof Post“ verfügt über 46 großzügige Zimmer. Meines ist rustikal und mit Liebe zum Detail eingerichtet, die verwendeten Materialien sehr hochwertig. Das Highlight ist der atemberaubende Blick in die alpine Landschaft, in die das Hotel eingebettet ist. Daran kann ich mich kaum sattsehen.
Satt essen kann ich mich an den Menüs, die Küchenchef Michael Volcanjsek in seinen Restaurants serviert. Davon besitzt das Hotel gleich fünf, am besten gefällt mir der „Postblick“ mit abermals fantastischer Aussicht. Hier esse ich landestypische Gerichte mit einem modernen, internationalen Dreh. Die Zutaten stammen aus der Region, die Steinschafe beispielsweise aus der eigenen Almwirtschaft, wie eine Mitarbeiterin erzählt.
Die anderen Restaurants wie die „Jägerstube“ im Jagdhausstil und die „Emostube“ sind nur in der Wintersaison geöffnet. Schade. Dafür fühle ich mich im Restaurant „Sonnenterrasse“, wo es inmitten herrlicher Blumen und frischer Bergluft internationale sowie österreichische Klassiker gibt, fast wie auf einer Alm. Entspannt, frei, leicht.
Zu Gast bei Österreichs Koch des Jahres
Ich verlasse Lech am Arlberg und reise weiter nach Schützen im Gebirge, ein kleiner Ort im Osten des Landes. Mein Ziel ist das „Taubenkobel“, das als eines der besten Restaurants Österreichs gilt. Es wurde 1984 von Eveline und Walter Eselböck als „Taubenschlag“ eröffnet. Heute führen Barbara Eselböck und Alain Weissgerber dieses Zwei-Sterne-Restaurant mit ganz besonders gutem Ruf. Denn was der französische Küchenchef hier auf die Teller zaubert, das habe ich in der gesamten DACH-Region nur selten gekostet. Kein Wunder, dass Alain Weissgerber im vergangenen Jahr vom Gault&Millau zum „Koch des Jahres“ in Österreich gekürt wurde.
Ein Abendessen in einem gehobenen Restaurant ist für mich mehr als nur eine Mahlzeit, sondern ein hoffentlich stimmiges Gesamterlebnis. Schon der persönliche Empfang durch den Küchenchef und das Team macht deutlich, dass hier Wert auf Form und Stil gelegt wird. Der Service ist angenehm unaufdringlich und zugleich gut informiert, etwaige Fragen zur Herkunft der Lebensmittel werden offen und ausführlich beantwortet.
Die Atmosphäre im „Taubenkobel“ ist entspannt, das Interieur minimalistisch – der perfekte Rahmen für die nun folgenden 15 Akte des Menüs. Auf die feinen Amuse-Bouches folgt geeiste Gänseleber mit Artischocken und Rosinen. Der gefüllte „Black Pearl“-Pilz überrascht mit einer Haselnusscreme, die ich am liebsten kiloweise einpacken würde. So geht es – über Taube, Zander und Champagner-Granité – weiter bis zum Dessert, wo abermals die Haselnuss auftaucht. Diesmal in Kombination mit roter Rübe. Ganz großes Küchen-Kino!
Nach 15 Gängen und sechs Gläsern der Weinbegleitung möchte nur noch in mein Bett. Zum Glück ist der Weg dorthin kurz, er führt einen Gang entlang und die Treppen des ehemaligen Bauernhauses hinauf. Ich schlafe sofort ein und träume von ... Haselnusscreme.
Adjektive kann man nicht schmecken
Ich setze meine Tour fort und fahre über Wien weiter nach Feuersbrunn, das in der Weingegend Wagram in Niederösterreich liegt. Erneut hat mein Stopp kulinarische Gründe, ich bin gespannt auf die Fähigkeiten von Toni Mörwald, einem der bekanntesten Köche des Landes. Er ist Eigentümer des „Mörwald Hotel am Wagram“, das sich auch als „Institut für Trink- und Esskultur“ bezeichnet.
Mit 19 Zimmern, Suiten und Villen ist für ausreichend Möglichkeiten zur Übernachtung nach einem fulminanten Dinner bestens gesorgt. Die Zimmer sind modern eingerichtet und verfügen über Komfort wie etwa eine Nespresso-Maschine. Auch über eine Sauna verfügt das Hotel. Von den drei Restaurants wurden zwei bereits mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet: das „Toni M.“ und das „Zur Traube“.
Jedes Restaurant hat sein ganz eigenes Profil. So genieße ich in der „Kochbar im Wirtshaus“ bodenständige Küche, während im „Zur Traube“ raffinierte Neuinterpretationen von österreichischen Klassikern und regionale Zutaten auf der Karte. Das „Toni M.“ wiederum serviert eine moderne, internationale Gourmetküche auf höchstem Niveau. Die Kellnerin an diesem Abend ist exzellent, man spürt ihre Freude am Gastgeben, und der Sommelier empfiehlt mir mit einem Augenzwinkern meinen Lieblingswein. Was für eine Intuition.
Weiße Schokoladenmousse mit Erdbeere und Rose – mit dieser grandiosen Nachspeise endet meine kleine Österreich-Tour, die mich von den Alpen in die Weinberge von Wagram geführt hat. Bei aller Abwechslung in der Landschaft gab es eine Konstante: die köstliche Gastronomie, für deren Speisen auch Adjektive wie „erstklassig“ oder „harmonisch“ hohl klingen. Solch ein Genuss ist einfach unbeschreiblich. Zum Glück gehören in Österreich insgesamt 14 Hotels und Restaurants zu „Relais & Châteaux“, somit bleiben mir elf gute Gründe für eine Rückkehr.