Die Muttergesellschaft der New Yorker Börse, Intercontinental Exchange (ICE), will einem Medienbericht zufolge 2 Mrd. Dollar in die Wettplattform Polymarket investieren. Die Transaktion könnte Polymarket mit 8 bis 10 Mrd. Dollar bewerten, berichtete das „Wall Street Journal“ (WSJ) am Dienstag unter Berufung auf Insider.
Auf der Prognose-Plattform können Nutzer auf den Ausgang von Ereignissen aus Politik, Wirtschaft oder Sport wetten. Die ICE-Aktien legten nach dem Bericht im vorbörslichen Handel um 4,4 Prozent zu. Eine Stellungnahme von Polymarket lag zunächst nicht vor, ICE bestätigte den Bericht des WSJ.
Laut WSJ erhofft sich Polymarket vor allem breitere Akzeptanz durch den Deal mit ICE. Polymarket hat ein rasantes Wachstum seit 2020 hinter sich. Gegründet wurde es 2020 von Shayne Coplan, der auch weiter mit an Bord ist. Die Wettbörse gilt vielen allerdings als unseriös, weil sie nicht nur Wetten auf Wahlergebnisse ermöglicht, sondern so gut wie jedes erdenkliche Event abbildet. Anleger können sogar Wetten darauf abschließen, ob Jesus vor dem Verkaufsstart von GTA 6 wieder aufersteht.
Viele sehen in Polymarket einen verlängerten Arm der Reddit-Community, die dort ihren Spieltrieb auslebt. Die Wetten erstellt Polymarket dabei allerdings nicht selbst, sondern die Community. Polymarket verdient an jeder platzierten Wette einen kleinen Teil und außerdem an der Abrechnung und Zahlung über eine Blockchain. Der Zahlungsverkehr erfolgt über den Stablecoin USDC, deren Wert direkt an den US-Dollar gekoppelt ist.
Polymarket in den USA verboten
Nicht nur durch den Kryptobezug wird Polymarket aber als wenig seriös angesehen. Die Plattform ist in den Augen vieler Länder ein Glücksspielanbieter, der sich dem lokalen Gesetzesrahmen für Glücksspiele entzieht. In den USA ist Polymarket sogar de facto verboten – wenngleich sich das Verbot technisch leicht umgehen lässt.
Der Deal mit ICE könnte nun neue Bewegung in das laufende Verfahren in den USA bringen. Schließlich ist ICE mit einem Marktwert von mehr als 90 Mrd. Dollar ein globales Schwergewicht und an Seriosität kaum zu überbieten. Die Lobbykraft sei enorm, und darin liegt offensichtlich auch das Interesse von Polymarket, schreibt das WSJ. ICE mit Sitz in Atlanta teilte mit, dass es den Deal werde in bar bezahle und den Vertrieb der ereignisgesteuerten Daten von Polymarket übernehmen werde – eines der Herzstücke des Unternehmens. Zu den frühen Investoren gehörte etwa der Founders Fund von Peter Thiel. Ob Thiel nun Kasse macht, schreibt das WSJ allerdings nicht.