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Duft des Erfolgs Annick Ménardo: „Patschuli ist kühn und raffiniert, wie ein Maßanzug“

Annick Ménardo
Annick Ménardo
© Coty
1998 gelang der Meister-Parfümeurin Annick Ménardo und ihrem Team mit „Boss Bottled“ ein Bestseller, der auch 25 Jahre später nichts von seiner Zugkraft eingebüßt hat. Im Interview spricht Ménardo über Parfüms für CEOs, den Duft ihrer Kindheit und Vanillearomen, die Liebhabern ähneln

Wie riecht eigentlich Geld? Und was macht ein Eau zum Bestseller? Diese und weitere Fragen stellen wir in unserer Interviewreihe „Duft des Erfolgs“ den wichtigsten Parfümeuren der Gegenwart. Diesmal: Annick Ménardo, die für den Duft(stoff)riesen Symrise tätig ist. Anlässlich der Lancierung des neuen Parfums „Boss Bottled Elixir“ stellte sie sich abermals unserem Fragebogen. Gerade rechtzeitig zum 25. Jubiläum des ebenfalls von ihr komponierten Ur-Duftes „Boss Bottled“. Ein erstaunlicher Meilenstein übrigens, wenn man bedenkt, dass sich von weltweit circa 1000 Duftneuheiten pro Jahr gerade einmal ein Prozent länger als zwei Jahre im Parfümerie-Regal halten können.

Capital: Welche Note beziehungsweise Komposition ist ideal für einen CEO?
ANNICK MÉNARDO: Goldenes Patschuli und Vanille, weil ich den Kontrast zwischen diesen beiden Aromen so liebe. Auf der einen Seite Patschuli – groß und selbstbewusst – und auf der anderen Seite die Vanille mit ihrer verführerischen Würze. Ein CEO sollte einen unverwechselbaren Duft tragen, einen, der seine berufliche Durchsetzungskraft und kühne Vision ebenso ausdrückt wie den inspirierenden Privatmann hinter der Anzug-Fassade. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf habe ich „Boss Bottled Elixir“ geschaffen.

Welcher Geruch beschreibt Ihre Kindheit?
Der frische Duft eines blühenden Gartens. Meine Mutter stammt aus der Parfümstadt Grasse und ein Teil meiner Familie hat Blumen gezüchtet und verkauft. In unserem Garten habe ich das erste Mal und ganz handfest etwas über Botanik gelernt.

Welche Duftzutat beziehungsweise welcher Rohstoff inspiriert Sie gerade besonders?
Ich mag einen sehr intensiven, frischen Auftakt, etwa mit Bergamotte, rosa Pfeffer oder Mandarine, wie bei unserer auf Nachhaltigkeit bedachten (Eigen-)Marke Maison Lautier 1795. Die Früchte dafür werden von Frauen in Madagaskar von Hand gepresst und die Duftöle besitzen ein sehr reichhaltiges Profil. Ich arbeite auch gern mit charakterstarken Ingredienzien wie Tabak oder Weihrauch. Das sind mutige, kapriziöse Zutaten. Ihre Intensität freizusetzen und zugleich zu zähmen, für ein regelrecht entfesseltes Parfüm, das ist eine spannende Aufgabe.

Welche Note ist leider in Vergessenheit geraten?
Bestimmte Inhaltsstoffe gehören der Vergangenheit an, aus unterschiedlichsten Gründen. Glücklicherweise gibt es in Frankreich spezielle Institutionen, welche die Geschichte des Parfums erforschen und so lebendig erhalten. Doch insgesamt denke ich, dass sich das Parfum als Produkt und Kunstform wundervoll entwickelt. Es spiegelte schließlich schon immer die die jeweilige Zeit und den Geist ihrer Menschen wider, und neue Technologien ermöglichen uns, dabei noch kreativer und innovativer vorzugehen. Für völlig neue, überraschende Kompositionen, die zur Dynamik dieser Ära passen.

Very Important Fragrance: Mit Düften der (Lizenz-)Marke Boss erzielt Kosmetik-Gigant Coty etwa 30 Prozent des Umsatzes. Daher sind Neuheiten wie „Boss Bottled Elixir“ extrem wichtig.
Very Important Fragrance: Mit Düften der (Lizenz-)Marke Boss erzielt Kosmetik-Gigant Coty etwa 30 Prozent des Umsatzes. Daher sind Neuheiten wie „Boss Bottled Elixir“ extrem wichtig.
© PR

Welches Parfüm tragen Sie privat sehr häufig?
Ich habe keinen wirklichen Lieblingsduft, dafür gefallen mir zu viele unterschiedliche Dinge, Hölzer und Gewürze. Diese Vielfalt meines Berufes habe ich mir ja ganz bewusst ausgesucht.

Was können Sie wirklich nicht mehr riechen?
Das Aroma von Gurke. Aber nicht aufgrund des wässrigen Effektes, sondern wegen seiner Aldehyd-Note. Als ich jung war, liebte ich diese Art von Duft, aber so entwickelt sich der persönliche Geschmack eben weiter. Als Parfümeurin analysiere ich ganz nüchtern alle Formen von Gerüchen, zerlege sie in ihre molekularen Bestandteile. Deshalb mag ich vielleicht manche Kombinationen oder Assoziationen einer Note nicht, aber würde nie deren ganze Duftfamilie ablehnen.

In aller Kürze: Wie duftet …
… Glück?
Nach einem blühende Sommergarten, dem Paradies meiner Kindheit.

… Erfolg?
Nach goldenem Patschuli: kühn und raffiniert, wie ein Maßanzug.

… Liebe?
Ganz intensiv nach Vanille: großzügig und spicy, wie ein Liebhaber.

… Geld?
Nach einer Überdosis Amberholz: vielschichtig und opulent.

… Stille?
Nach Sauberkeit, also weißem Moschus.

… Spaß?
Nach Äpfeln, mit Zimt eingekocht. Und nach der Freude, davon mit seinen Liebsten zu kosten.

Was ist die spezielle Herausforderung in der Männer-Parfümerie?
Etwas ganz Neues zu kreieren, einen echten Newcomer mit zeitloser Begehrlichkeit. Ein Duft, der zur Visitenkarte vieler Männer wird, so wie es uns mit „Boss Bottled“ vor 25 Jahren gelungen ist. Das war und ist eine seltene Erfolgsgeschichte.

Welches Parfüm werden wir im Jahr 2030 aufsprühen?
Warum nicht das neue „Boss Bottled Elixir“? Oder weiterhin „Boss Bottled“, das ich immer noch sehr oft auf der Straße an Männern rieche. Mit ein bisschen Stolz, das gebe ich zu.

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