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Parfümeriekette Euphorie verduftet: Douglas-Aktie enttäuscht bei Börsenrückkehr

Außenansicht der Börse Frankfurt mit Douglas-Werbebannern
Zum zweiten Börsengang der Parfümeriekette Douglas war die Frankfurter Börse in Mintgrün plakatiert
© Capital
Die Parfümeriekette Douglas schafft den Sprung zurück an die Börse. Doch die Anwesenden in Frankfurt machen schnell lange Gesichter: die Aktie rauscht zum Start ab

1850 Filialen in 22 Ländern, rund 18.000 Mitarbeitende und künftig wieder ein Platz an der Börse: Dorthin kehrt Douglas am Donnerstag nach elf Jahren Pause wieder zurück. Das Frankfurter Börsenparkett ist an diesem Morgen mintgrün gefärbt. Fast alle zum Comeback geladenen Mitarbeitenden tragen T-Shirts in der Douglas-Farbe und verbreiten feierliche Stimmung. In Anzug und Krawatte hat sich für dieses Event nur die Unternehmensführung geworfen. Und diese tritt kurz vor 9 Uhr am Kopf des Börsensaals unter dem Dax-Chart zusammen.

Ein aufregender Tag sei es heute für die Parfümeriekette, sagt Douglas-CEO Sander van der Laan. Man feiere das Erblühen des Unternehmens. Schließlich ist das Comeback ein Meilenstein in Douglas‘ Wachstumsstrategie „Let it Bloom“. Auch Henning Kreke, Aufsichtsratsvorsitzender und Mitglied der Gründerfamilie, betont in einer kurzen Ansprache den „historischen Moment“ für Douglas. Die Hoffnung auf einen duften Börsengang ist groß.

Börsenglocke läutet nur kurz

Um 9.15 Uhr dann der große Moment: der erste Kurs der Douglas-Aktie wird ausgerufen. Der Preis liegt bei 25,50 Euro. Im Frankfurter Handelssaal wird applaudiert und die Börsenglocke, die den Handel für die Parfümeriekette eröffnet, schwingen die Douglas-Chefs gemeinsam. Die Mitarbeitenden unterstützen mit kleineren Glocken, die mit mintfarbenen Schleifchen verziert sind. Doch nach nur einer Minute verstummen Jubel und Läuten und der Saal wird nahezu still.

Parkett der Frankfurter Börse mit Douglas-Beschäftigten
Jubel zum Börsengang: Douglas-Beschäftigte lassen die Börsenglocke läuten
© Capital

Während Sekt verteilt wird, verduften Euphorie und Aufregung bei den Anwesenden langsam. Schnell zeigt sich in einigen ernüchterten Gesichtern, dass der erste Aktienkurs enttäuscht. Mit 25,50 Euro liegt dieser 50 Cent unterhalb des Ausgabepreises von 26 Euro – und das, obwohl Douglas die Titel bereits am unteren Ende der bis 30 Euro reichenden Angebotsspanne zugeteilt hatte. Deutsche-Börse-Vorstand Thomas Book versucht mit einem Griff zum Mikrofon die Stimmung zu retten: So viel Passion und Spaß habe er selten von einem Unternehmen erlebt.

Aktien sacken trotz positivem Börsenumfeld deutlich ab

Währenddessen markierte der Leitindex Dax bei 18.171,06 Punkten ein neues Rekordhoch. Die Anleger am deutschen Aktienmarkt scheinen in Kauflaune. Nur bei Douglas halten sie sich zurück. Bis zum Nachmittag wird der Kurs zwischenzeitlich weiter auf 22,66 Euro absacken.

Dabei sollen die Parfümerie-Aktien in den Wochen zuvor heiß gehandelt worden sein, die Orderbücher der Investmentbanker hatten sich angeblich schnell gefüllt. Die Nachfrage der Investoren übersteige das Angebot, teilten die beteiligten Banken schon kurz nach Beginn der Zeichnungsfrist in der vergangenen Woche mit. Kaum verwunderlich, dass Daniel Pindur vom Mehrheitseigner CVC vor dem Läuten der Börsenglocke noch Zuversicht versprühte: Douglas sei nie in besserer Form gewesen. 

Börsengang soll Schuldenberg reduzieren

Alles nur heiße Luft? Die Parfümeriekette, die in der Pandemie gelitten hatte, konnte sich zuletzt im operativen Geschäft erholen. Douglas hatte in der Zeit von Oktober bis Ende Dezember 2023 mit dem für Einzelhändler besonders wichtigen Weihnachtsgeschäft seinen Umsatz um acht Prozent auf rund 1,56 Mrd. Euro gesteigert. Operativen Ertrag und Gewinn schraubte die Kette ebenfalls die Höhe.

Vorstandschef van der Laan sieht Douglas mit seinen Filialen und Online-Shops auf Wachstumskurs. Bis 2026 will er den Jahresumsatz von zuletzt 4,1 Mrd. auf fünf Mrd. Euro steigern. Die Rückkehr an den Aktienmarkt markiere nun „den Beginn einer neuen Phase in der Douglas-Geschichte", sagte der Parfümerie-Chef beim Börsengang.

Börsenglocken in Miniaturform
Mit mintgrünen Schleifen verzierte Börsenglöckchen warten auf die Douglas-Beschäftigten
© Capital

Andererseits sitzt Douglas auf einem ordentlichen Schuldenberg in Höhe von mehr als 3 Mrd. Euro, den das Unternehmen in den vergangenen Jahren angehäuft hatte. Beziehungsweise: einen Schuldenberg, den die Private Equity-Unternehmen Advent und CVC durch den Leveraged-Buyout anhäuften. Diesen will man durch die Erlöse des Börsengangs abbauen. Mit dem Schritt kommen etwa 32,7 Mio. Aktien in den Handel, knapp 32 Prozent des Unternehmens. Der Verkauf der Anteile soll der Parfümeriekette voraussichtlich brutto 850 Mio. Euro einbringen.

Der Börsengang verschiebt die Besitzverhältnisse bei Douglas: Zwar bleiben der Finanzinvestor CVC sowie die Gründerfamilie Kreke Hauptaktionäre, doch ihre Beteiligungen sinken. CVCs Anteil wird künftig 54,4 statt 84 Prozent betragen, die Familie von Aufsichtsratschef Kreke reduziert ihren Anteil von 16 auf 10,2 Prozent. Beide Mehrheitseigner verkaufen bei der Emission keine Aktien, sondern schießen noch 300 Mio. Euro zu, so dass Douglas seinen Schuldenberg um etwa 1,3 Mrd. Euro abbauen kann.

Douglas war 2013 nach der gemeinsamen Übernahme durch den Finanzinvestor Advent und der Eigentümerfamilie Kreke von der Börse genommen worden.

Mit Reuters

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