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Junge Elite Nora Blum: „Auch bei Gegenwind an die eigene Idee glauben“

Nora Blum, Gründerin von Selfapy
Nora Blum, Gründerin von Selfapy
© Selfapy
Nora Blum ist 26 Jahre alt und leitet ein Unternehmen mit 20 Mitarbeitern. Mit Selfapy will sie die psychologische Versorgung in Deutschland verbessern. Im Interview spricht sie über ihren Werdegang und ihre Pläne mit der Firma

Nora Blumhat Psychologie studiert und bei Rocket Internet gearbeitet, bevor sie Selfapy gründete. Sie ist gehört zur Jungen Elite von Capital.

Capital: Nora, kurz bevor Du Dich mit der Therapie-App Selfapy selbstständig gemacht hast, hast Du für den Lieferservice Foodora gearbeitet. Wie kam es zu diesem Wechsel?

Nach dem Psychologie-Studium habe ich bei Rocket Internet angefangen. Ich hatte mich dort beworben, weil ich mit Blick auf meine eigene Gründung lernen wollte, wie ein junges Unternehmen aufgebaut ist. Im Global Venture Development Programme habe ich dann Einblicke in verschiedene Bereiche bekommen und konnte bei Foodora in Hamburg sogar schon meine Management-Skills üben. Das war die perfekte Vorbereitung für die Selbstständigkeit.

Die Gründung hattest Du die ganze Zeit schon im Hinterkopf?

Genau. Schon während dem Studium habe ich die Idee zu Selfapy mit meiner Freundin Kathi entwickelt. Uns war da schon klar, dass wir das machen wollen, aber den Zeitpunkt hatten wir noch nicht definiert. Wir wollten uns erst beide noch weiter bilden – ich bei Rocket, sie an der Charité in Berlin.

Selfapy-Gechäftsführung: COO Kati Bermbach, CMO Farina Schurzfeld, CEO Nora Blum (v.l.)
Selfapy-Gechäftsführung: COO Kati Bermbach, CMO Farina Schurzfeld, CEO Nora Blum (v.l.)
© Selfapy

Wann wusstet Ihr, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist?

Als ich vor der Entscheidung stand, ein neues Projekt bei Rocket zu übernehmen, war auch für Kathi gerade ein guter Zeitpunkt für einen Umbruch. Also habe ich gekündigt.

Wie habt Ihr Eure Idee umgesetzt?

Neben unseren Jobs hatten wir an Wochenenden schon einen „Proof of Concept“ gemacht – wir wussten, dass die Versorgungssituation im psychologischen Bereichen suboptimal war, da wollten wir eine Lösung anbieten. Nach der Kündigung saßen wir jeden Tag zusammen und haben die Online-Kurse geschrieben, die wir anbieten wollten. Dann haben wir eine super einfache Website aufgesetzt und unsere ersten Nutzer über Onlinewerbung mit Google Adwords gefunden.

Größte Herausforderung bei der Gründung: Auch bei Gegenwind überzeugt von der Idee bleiben

Das nächste große Thema war sicher die Finanzierung. Wie seid Ihr da vorgegangen?

Wir haben mit vielen Leuten gesprochen: Wir hatten Unterstützer aus der Charité, Kontakte durch das Studium, haben uns mit anderen Start-ups aus der Health-Branche getroffen. Dadurch sind auch immer wieder Kontakte zu Investoren entstanden.

Was war die größte Herausforderung?

Auch bei Gegenwind überzeugt von der eigenen Idee zu bleiben. Wir haben anfangs oft Kritik von Psychotherapeuten einstecken müssen, die nicht an den Erfolg von Online-Therapie glauben.

Wie seid ihr damit umgegangen?

Da wir auch viele Unterstützer hatten, haben uns die Gespräche mit ihnen immer wieder motiviert. Auch die Erfolge der Online-Therapie in anderen Ländern haben uns gezeigt, dass wir das Richtige tun.

Welche Erfahrungen aus Deinem früheren Ausbildungs- und Berufsleben haben Dir für die Gründung am meisten weitergeholfen?

Das psychologische Fachwissen aus der Uni war natürlich grundlegend, aber auch das Aufsetzen von Prozessen bei Rocket. Und insgesamt war mein Netzwerk sowohl aus der Ausbildungs-, als auch aus der Arbeitszeit wichtig.

Bürohunde als Feelgood-Manager

Ihr arbeitet unter anderem mit Zalando zusammen. Warum bieten Unternehmen kostenlos die Nutzung einer Therapie-App für ihre Mitarbeiter an?

Zum einen merken vor allem mittelständische Unternehmen zunehmend, dass viele Mitarbeiter wegen Depressionen ausfallen. Das kann unter Umständen richtig teuer werden. Zum anderen geht es auch um Employer Branding – man muss als Unternehmen zeigen, dass man sich für seine Mitarbeiter interessiert. Nur so gilt man als attraktiver Arbeitgeber.

Ist die moderne Arbeitswelt mit ihrer Flexibilität und ständigen Erreichbarkeit nicht auch schuld daran, dass viele Menschen unter Depressionen und Burn-out leiden?

Die moderne Arbeitswelt spielt da sicher eine Rolle, aber Stress hat immer verschiedene Ursachen. Da sind nicht nur äußere Faktoren entscheidend, sondern auch der eigene Umgang mit Stress, die eigene Einstellung dazu.

Wie geht Ihr bei Euch im Team mit dem Thema Stress um?

Unser Psychologen-Team bekommt wöchentlich eine Supervision unserer leitenden Psychologin. Wir tauschen uns außerdem auch privat viel darüber aus, wie es uns geht, und damit jeder weiß, was bei den Kollegen so los ist, haben ein tägliches Stand-up, bei dem jeder erzählt, an was er gerade arbeitet. Und nicht zu vergessen: Wir haben drei Büro-Hunde als Feelgood-Manager.

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