Klimawandel, Armut, Flüchtlingskrisen: Die Welt ist voller Probleme. Capital stellt in der Serie „Großes Problem, smarte Lösung“ Unternehmen vor, die die großen Herausforderungen unserer Zeit angehen und dabei innovative Wege finden. Diesmal: Das Start-up Rebowl und sein Mehrweg-Geschirr zum Mitnehmen
Das Problem:
Von Jahr zu Jahr gibt es einen neue Höchststände beim Verpackungsmüll . Allein 2019 fielen in Deutschland pro Einwohner 72 Kilogramm an privatem Verpackungsmüll an, vier Kilogramm mehr als noch in 2018 . Laut Nabu ist zwischen 1994 und 2017 das Abfallaufkommen um 44 Prozent gestiegen. Das liege unter anderem an vermehrtem Fast-Food-Verzehr. So fielen 2017 fast 350.000 Tonnen Abfall für Einweggeschirr an. Davon machen Papier, Pappe und Karton den größten Teil aus (64 Prozent). Die Pizzakartons und Kaffeebecher zum Mitnehmen stapeln sich in den Mülleimern.
Etwa ein Prozent des Einwegbestecks oder der -teller bestand 2017 laut der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung aus pflanzlichen Materialien. Hier ist eine steigende Tendenz zu beobachten. Dennoch benötigt auch dieses Geschirr Ressourcen wie Zuckerrohr und Palmblätter sowie Energie in der Produktion. Schlussendlich landet es ebenfalls in der Müllverbrennung – in Sachen Nachhaltigkeit sind sie daher nur bedingt vorteilhafter.
Die Lösung:
Statt Einweg setzt das Unternehmen Rebowl auf Mehrweg. Das Start-up bietet ein Pfandsystem für To-Go-Verpackungen und -Becher in ganz Deutschland. Restaurants, Cafés und Bäckereien können für eine Pfandgebühr von 5 Euro das Mehrweggeschirr leihen. Das gleiche Prinzip gilt für die Kunden: Sie bestellen das Essen in der Rebowl und hinterlegen den gleichen Betrag im Lokal. Nach Rückgabe bei einem beliebigen Rebowl-Partner bekommen sie das Geld zurück. Den Abwasch übernehmen dann die Restaurants selbst.
Die Rebowls sind auslaufsicher und mikrowellengeeignet. So können auch Suppen sicher transportiert werden. Außerdem sind sie frei von Bisphenol A (BPA), einem chemischen Stoff, der bei Plastikflaschen und Konservendosen eingesetzt wird und gesundheitlich als besonders problematisch gilt. Die Schüsseln bestehen aus dem häufig für Verpackungen verwendeten Polypropylen. Obwohl es sich dabei auch um einen Kunststoff handelt, zeichnet sich dieser durch Langlebigkeit und einem geringen Energieverbrauch bei der Herstellung aus. Außerdem sind die Schüsseln leicht. Eine Schüssel kann mindestens 200-mal verwendet werden und spart somit genau diese Menge an Einweggeschirr ein.
Vor allem in der Coronapandemie ist das Konzept beliebt, wie das Unternehmen berichtet: „Die Nachfrage an der Rebowl aus der Gastronomie ist sehr stark. Allein im Januar wurden über 35.000 Bowls vorbestellt. Die Gastronomen sind derzeit komplett auf ihr Take-away Geschäft angewiesen und uns wird auch gespiegelt, dass die Kunden gezielt nach einer nachhaltigen Alternative zu Styropor und Plastik verlangen.“
Die Köpfe dahinter:
Dass sich die Gründer Florian Pachaly und Fabian Eckert kennengelernt haben, sei einem Zufall zu verdanken. Die beiden hatten im Sommer 2016 die gleiche Idee: Sie wollen die Coffee-to-go-Branche revolutionieren und das Konsumverhalten verändern. Beide waren aber an unterschiedlichen Unis und in unterschiedlichen Ländern. Julia Post, seit 2020 im Münchener Stadtrat, vermittelte allerdings den Kontakt und kurz darauf starteten die beiden ihr Pilotprojekt Recup mit Mehrweg-Kaffeebechern in Rosenheim. Inzwischen gibt es deutschlandweit 5000 Ausgabestellen für die Recups, vor allem in großen Städten. Seit Anfang des Jahres setzt auch die Tankstellenkette Aral das Recup-Pfandsystem ein.
Mit Rebowl hat Recup seit Juli 2020 eine kleine Schwester, die sich vor allem auf Geschirr konzentriert. An der Spitze von Rebowl stehen ebenfalls zwei neue Gesichter. Niklas Guggenberger, Gründer und ehemaliger Geschäftsführer der Interior-Design-Marke style Green und Benjamin Harr vom Berliner Marketing-Tech-Start-up UpReach.
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