Klimawandel, Armut, Flüchtlingskrisen: Die Welt ist voller Probleme. Capital stellt in der Serie „Großes Problem, smarte Lösung“ Unternehmen vor, die die großen Herausforderungen unserer Zeit angehen und dabei innovative Wege finden. Diesmal: Das Berliner Start-up Boreal Light und sein „Winture Planet Cube“
Das Problem:
Egal ob in Plastik- oder Glasflaschen, Wasser finden wir im Supermarkt – und das recht günstig. Wer es noch einfacher haben möchte, hält zuhause ein Glas unter den Wasserhahn. Was in Deutschland eine Selbstverständlichkeit ist, ist in vielen afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Ländern aufgrund der dortigen Wasserknappheit ein rares Gut. Dieses Glück teilen allerdings nicht alle Menschen. Geht man nun dort in den Supermarkt, übersteigen die Kosten einer Flasche Wasser oft das Budget. Während wir in Deutschland durchschnittlich 117 Euro pro Tag zur Verfügung haben , sind es beispielsweise in Uganda nicht einmal zwei. Daher können sich nur sehr wenige dort Wasser leisten.
Die Konsequenz: Jeder vierte Mensch hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Aus der Not heraus wird verunreinigtes Wasser getrunken. Krankheitserreger wie Bakterien und Viren, Giftstoffe oder ein zu hoher Salzgehalt beeinträchtigen über kurz oder lang die Gesundheit.
Die Lösung:
Mit seinem Wasserkiosk, dem „Winture Planet Cube“, hat das Start-up Boreal Light eine solarbetriebene Wasseraufbereitungsanlage entwickelt. Er filtert Schadstoffe und Krankheitserreger aus dem Wasser, entsalzt und desinfiziert es. Das Ergebnis: absolut hygienisches Trinkwasser. Dabei spielt es keine Rolle, aus welcher Quelle das Wasser stammt. Getestet wurde das Entsalzen mit Wasser des Toten Meeres, das einen Salzgehalt von immerhin 33 Prozent hat.
Bis zu 25.000 Liter schafft die Anlage täglich. Angetrieben von der Sonne ist der „Winture Planet Cube“ emissionsfrei und unabhängig von anderen, zum Teil kostenpflichtigen Energiequellen. Auch Aufbau und Wartung sind einfach gehalten und funktionieren mit Schraubenzieher und Zange. Für die Bauteile „Made in Germany“ lässt sich global jederzeit Ersatz finden – das war den Gründern wichtig. Das heißt, Reparaturen vor Ort sind schnell möglich. Mittlerweile stehen schon Entsalzungsanlagen unter anderem in Kenia, Indonesien und im Jemen.
Noch ist der Markt klein. Bislang gibt es weltweit nur vier Firmen, die Wasseraufbereitungssystem produzieren. Boreal Light zählt mit seinem Wasserkiosk zu den kostengünstigeren Varianten. Für umgerechnet 50 Cent bekommt man 1000 Liter gefiltertes Trinkwasser. Allein im letzten Jahr verschickte das Unternehmen 55 Anlagen nach Afrika. Daraus resultierte unter anderem auch die Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation „Oxfam“ , bei der Boreal Light die Wasseraufbereitungsanlage für 2500 Einwohnerinnen und Einwohner im ostafrikanischen Oog bereitstellte.
Der Kopf dahinter:
Hinter dieser smarten Lösung für solch ein grundlegendes Problem stecken Ali Al-Hakim und Hamed Beheshti. Die beiden lernten sich bei einem Forschungsprojekt in Berlin kennen. Daraufhin gründeten sie gemeinsam ein Windturbinen-Start-up, merkten jedoch schnell auf ihrer Afrika-Reise, dass die Bedürfnisse der Menschen viel grundlegender sind.
Auf der Reise habe man am eigenen Körper festgestellt, wie lebensnotwendig Wasser sei – und wie teuer, erinnert sich Ali Al-Hakim. „Wir hatte uns bei Boreal Light vorgenommen, praktische und alltagfähige Konzepte und Lösungen für das Leben von Menschen in Afrika zu kreieren“, erklärt er. Neben der Wasseraufbereitung haben man außerdem mehrere Wirtschaftszweige für die Kommunen erstellt, wie die Fischzucht oder Vertical Farming. Mit dem Zusatzsystem „Planet Green“ lässt sich dabei auch die Bewässerung in der Landwirtschaft verwalten.
Für den Wasserkiosk haben die Gründer noch weitere Pläne und wollen ihr Konzept unter anderem auf weitere Länder ausweiten, darunter Indonesien, Philipien, Latein- und Mittelamerika. „Gleichzeitig haben wir letztes Jahr drei neue Anlagen entwickelt und sind dieses Jahr dabei,auch Produkte mit grünem Wasserstoff in Afrika zu installieren“ , erzählt Al-Hakim.