Es waren glänzende Nachrichten, die Botsuana Ende August vermeldete: In dem Land hatte ein Minenunternehmen mithilfe moderner Röntgentechnik einen riesigen Rohdiamanten entdeckt - mit 2492 Karat der zweitgrößte der Welt. Bei der Regierung war die Freude über den Fund groß. Denn das Diamanten-Business, die Top-Branche des Landes, schreibt ansonsten gerade eher schlechtere Nachrichten. Denn das Business leidet unter den Folgen des Ukraine-Krieges.
Botswana verfügt nach Russland über die zweitgrößten Diamantenreserven der Welt. Nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zählte das Land im südlichen Afrika zählte zwar kurzzeitig zu den Profiteuren, wie Botsuana-Experte Thilo Schöne berichtet. Dann aber sei die Wirtschaft weltweit eingebrochen und die Nachfrage nach Luxusprodukten wie Diamanten gesunken, so Schöne im Podcast „Wirtschaft Welt & Weit“. Der Fund ist für ihn daher „eine kleine Ausnahme in einer sehr schwierigen wirtschaftlichen Zeit“: Denn Botsuana bekomme seine Diamanten „kaum noch exportiert“, was „arge Budgetprobleme“ verursache.
Wirtschaftsexpertin Wiebke Polomka kritisiert zudem mangelnde Einbindung afrikanischer Länder, etwa bei der Diskussion der G7-Staaten über Herkunftskontrollen für Rohdiamanten im belgischen Antwerpen. Für Botsuana würde das bedeuten, dass der Ausbau der Wertschöpfungskette im Land selbst sehr viel schwerer wäre. „Länder wie Botswana müssten mit den Konsequenzen leben“, kritisiert Polomka, und zwar, ohne dass mit über die wirtschaftlichen Auswirkungen für ihre Wirtschaft auch nur gesprochen wurde.
Welche Folgen hat das genau für Botsuanas Wirtschaft? Schließlich sind die Diamanten der Grundstein für die Wirtschaftsentwicklung und damit auch für die Stabilität des Landes. Und was bedeutet das für die geopolitische Perspektive? Seit Jahren reden wir von einem anderen Verständnis zwischen globalen Süden und globalen Norden“, sagt Thilo Schöne. Bestrafe man jetzt Länder wie Botsuana, „die eigentlich auch sehr unterstützend“ gegenüber der Ukraine waren? Über das und mehr spricht Host Andrea Sellmann mit ihren beiden Gästen in der neuen Podcast-Folge.
Thilo Schöne leitet das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Gaborone, der Hauptstadt des Landes. Und Wiebke Polomka hat Botsuana als Senior Managerin Südliches Afrika für den Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft im Blick.