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Diamanten Luxus statt Bergbau: Wie sich De Beers für die Börse aufhübschen möchte

Pinzette mit einem ungeschliffenen Diamanten
De Beers fördert Diamanten, denkt aber über einen Strategiewechsel in Richtung Luxuskonzern nach
© Chris Ratcliffe/Bloomberg / Getty Images
Der auf Diamanten spezialisierte Bergbaukonzern De Beers möchte ein bisschen mehr wie LVMH sein und möglicherweise in London an die Börse gehen. Zwei afrikanische Länder könnten dabei ein gewichtiges Wort mitsprechen wollen

Dieser Börsengang könnte der zuletzt gebeutelten Londoner Börse wieder etwas Glanz verschaffen: Die britische Hauptstadt gilt als bevorzugter Börsenplatz für einen möglichen Börsengang des Diamanten-Förderkonzens De Beers. Der bisherige Haupteigentümer, der Bergbaukonzern Anglo American, will zur Abwehr einer feindlichen Übernahme durch den Konkurrenten BHP Beteiligungen abstoßen.

Der Börsengang des 1888 in Südafrika gegründeten Unternehmens, das heute in London seinen Hauptsitz hat, wäre eine der Optionen für eine Trennung. Bislang wird darüber allerdings mehr spekuliert, als dass es bereits Ankündigungen gibt wie etwa die Mandatierung einer Investmentbank. Diese lassen den Markt mittels Nachrichten aus „Kreisen“ gern wissen, dass sie ein lukratives Mandat an Land gezogen haben. 

Für die Londoner Börse LSEG wäre eine Notierung des prestigeträchtigen Unternehmens ein Gewinn, nachdem sich zuletzt einige Unternehmen nach New York bzw. wie Tui nach Frankfurt davon gemacht haben. Unklar ist allerdings, wie groß ein IPO von De Beers überhaupt ausfallen könnte. Die Spanne der Schätzungen des Unternehmenswertes reicht der „Financial Times“ zufolge von 1,5 bis 7,5 Mrd. Dollar.

Die große Spanne resultiert daraus, dass Analysten nicht genau wissen, wie sie De Beers bewerten sollen, als Bergbau- oder als Luxuskonzern. Weil Bergbau kapitalintensiv und risikoreich ist, werden Unternehmen aus diesem Bereich deutlich niedriger bewertet als solche aus dem hochmargigen und kapitalarmen Luxussegment.

Kein Wunder also, dass das Management von De Beers derzeit versucht das Unternehmen als Luxuskonzern zu positionieren, um einen höheren Firmenwert zu erzielen. Dazu zählen offenbar auch Meldungen, wonach das Unternehmen in das Endkundengeschäft mit Diamanten einsteigen könnte, einschließlich eigener Ladengeschäfte. De Beers würde damit in direkte Konkurrenz etwa zu den Juwelierketten Cartier oder Tiffany treten. Durch solch einen Schritt könnte De Beers, auf das etwa ein Drittel der globalen Rohdiamenten-Produktion entfällt, seine Margen hochhalten.

„Wenn ich mir die Zukunft der Diamanten anschaue, geht sie weit über den Bergbau hinaus“, sagte Konzernchef Al Cook kürzlich der „Financial Times“. „Ich bin wirklich begeistert von der Idee, dass wir unsere gesamte Strategie einsetzen können, um das größte Schmuckhaus der Welt zu schaffen, das nicht zu einem Bergbauunternehmen gehören würde.“

Preisverfall bei Rohdiamanten

Im Kerngeschäft der Diamantenförderung steht das Unternehmen dagegen unter Druck wegen des anhaltenden Preisverfalls. Grund dafür ist der Aufstieg künstlich hergestellter, günstiger Diamanten für industrielle Anwendungen etwas in der Bohrtechnik. Der vom Datenanbieter Paul Ziminsky Diamand Analytics berechnete Rohdiamanten-Index ist im laufenden Jahr um sechs Prozent gefallen. Auf Sicht von zehn Jahren beträgt das Minus 16,5 Prozent.

Die Spekulationen um die Schaffung einer Luxusmarke De Beers hat an den Kapitalmärkten offenbar Diskussionen über den Einstieg eines Luxuskonzerns wie LVMH, Kering oder Richemont aufkommen lassen. Analysten sind allerdings skeptisch, ob das für eine diese Firmen sinnhaft wäre. Sie betreiben ein „capital light“ genanntes Geschäftsmodell, erzielen also mit relativ geringem Kapitaleinsatz hohe Margen. De Beers hingegen betreibt ein sehr kapitalintensives Geschäft und hat in den vergangenen sechs Jahren laut FT im Schnitt jeden Jahres 524 Mio. Dollar an Investitionen gestemmt.

Nicht genügend Cashflow

Im vergangenen Jahr habe De Beers einen Free Cashflow von 180 Mio. Dollar erzielt, zitiert die FT den Analysten Tony Robson von Global Mining Research. Das Unternehmen selbst hat keine Zahlen veröffentlicht. Robson zufolge würden De Beers allerdings die Mittel fehlen, sich von einem Bergbaukonzern auf ein auf Endkunden und Luxus hin ausgerichtetes Unternehmen zu transformieren. Zudem seien die liquiden Mittel zu gering, um dies über Schulden zu finanzieren.

Bei allen Überlegungen zu Transformation und Börsengang wird ohnehin ein Akteur ein gewichtiges Wort mitsprechen. Botswana, wo das Hauptfördergebiet von De Beers liegt, hält 15 Prozent an dem Bergbaukonzern – und denkt offenbar über eine Aufstockung des Anteils nach. Präsident Mokgweetsi Masisi sagte in einem Interview mit dem Branchenmediuem „JCK News“, ein Verkauf von De Beers durch Anglo American wäre „die beste Sache“, die dem Diamantenkonzern passieren könnte. De Beers fördert 70 Prozent seiner Diamanten in dem Land im Südosten Afrikas. 

Ein weiteres wichtiges Förderland ist Namibia, das Masisi zufolge ebenfalls über einen Einstieg nachdenkt. Zusammen könnten die beiden afrikanischen Länder somit starken Einfluss auf das Unternehmen nach einem möglichen Börsengang ausüben.

Die Pläne des Bergbaukonzerns Anglo American spielen auch eine Rolle in der neuen Folge unseres Aktien-Podcasts „Aktien fürs Leben“:

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