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Auch illegaler Abbau Ghana hält sich mit Gold über Wasser

Eine illegale Goldmine auf dem Gelände einer ehemaligen Kakaofarm in Kwabeng, Ghana
Illegale Goldmine auf dem Gelände einer ehemaligen Kakaofarm in Ghana
© Paul Ninson/Bloomberg / Getty Images
Ghana ist reich an Gold und steckt zugleich tief in der Wirtschaftskrise. Weil Jobs fehlen, wird auch illegal nach dem Edelmetall gegraben. Was geschieht mit diesem Gold – und landet es auch bei uns?

Wer auf Ghana schaut, kommt am Thema Gold nicht vorbei: Denn das Edelmetall ist das mit Abstand wichtigste Exportgut des westafrikanischen Landes. Doch es stammt nicht nur aus großen Goldminen, sondern wird auch in Handarbeit abgebaut. „Galamsey“ wird diese Praktik genannt, frei nach dem englischen Ausdruck „gather them and sell“. In vielen kleinen Projekten sammeln Einzelpersonen Gold und verkaufen es anschließend. 

Julian Hilgers ist Wirtschaftsjournalist und Afrika-Experte. Im Podcast „Wirtschaft Welt & Weit“ berichtet er von seinen Recherchen zum Goldabbau in Handarbeit. Der wird auch als „Small-Scale-Mining“ bezeichnet – und ist mit einer entsprechenden Lizenz durchaus erlaubt. „Das ist theoretisch legal“, sagt Julian Hilgers: „Praktisch ist es aber gerade so, dass es kaum überblickt wird, wer hier eigentlich gerade eine Lizenz hat und wer auch innerhalb seiner Lizenz operiert.“

Goldabbau in Handarbeit mache etwa 30 Prozent der Goldexporte Ghanas aus, berichtet Julian Hilgers. Ein wichtiger Faktor, denn schließlich steckt das Land in einer schweren Wirtschaftskrise. Durch die Coronapandemie und den Ukrainekrieg kam es zu Inflation und steigenden Lebensmittelpreisen. Der Goldpreis ist hoch, und gepaart mit einem Mangel an Jobs bietet der Goldabbau für viele Menschen eine Chance. Rund eine Million Menschen sind seinen Recherchen zufolge direkt in diesem Bereich tätig, weitere vier bis fünf Millionen profitieren indirekt.

Schwere Umweltschäden

Was genau mit dem Gold weiter passiert, bleibt meist im Dunkeln. Normalerweise muss „das ganze Gold über die Zentralbank in Ghana das Land verlassen“, sagt Julian Hilgers. „Aber auf dem Weg dahin verschwimmt illegales und legales Gold komplett“, erzählt er weiter. Ghana exportiere Gold in die Vereinigten Arabischen Emirate, aber auch nach Indien und China. Zudem werde das Edelmetall in großem Maßstab außer Landes geschmuggelt. Und ist es erst mal als legal klassifiziert, kann auch illegal abgebautes Gold wieder bei uns in Europa landen.

Was also tun, fragt sich auch Hilgers: „Ghana wird es möglicherweise nicht alleine schaffen, da den Daumen drauf zu halten und diese Regeln strenger zu kontrollieren“, konstatiert er. Hilfreich könnte sein, die „internationalen Länder bei diesem Thema stärker in die Pflicht zu nehmen“. Und auch die Verbraucherinnen und Verbraucher könnten verstärkt Informationen beim Goldkauf einfordern.

Bis dahin bleibt der illegale Goldabbau ein massives Problem für Ghana, und das gleich in doppelter Hinsicht: Zum einen kommt es zu schweren Umweltbelastungen durch Chemikalien, die die Landwirtschaft schädigen und verteuern – und Kakao etwa ist ebenfalls ein Exportgut von großer wirtschaftlicher Bedeutung für das Land. Und zum anderen entgehen Ghana immense Steuereinnahmen. „Dabei wäre ein wirtschaftlicher Aufschwung für dieses Land wirklich wichtig“, mahnt Julian Hilgers, „damit die vielen jungen Menschen irgendwie Arbeit finden.“

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