Marken des Uhren-Imperiums Richemont
Vom südafrikanischen Tabakgeschäft zu einem der größten Luxusgüterkonzerne und einer beherrschenden Schweizer Marke für Uhrenliebhaber – dies ist die Geschichte der Compagnie Financiere Richemont. Johann Rupert – der aktuell zweitreichste Mann Afrikas – gründete das Schweizer Unternehmen 1988 als internationales Spin-off des südafrikanischen Tabak-Konglomerats Rembrandt seines Vaters Anton. Damals gehörten bereits fast 50 Prozent von Cartier zu Richemont. Der 1847 gegründete französische Schmuck- und Uhrenhersteller wurde zur Keimzelle des Luxusgüterkonzerns. Der hatte in der ersten Hälfte des Geschäftsjahrs 2024/25 einen Umsatz von 10,1 Mrd. Euro gemeldet (minus 1,0 Prozent).
Im Gründungsjahr 1988 stellte Cartier mit zwei Übernahmen klar: Uhren werden der Schwerpunkt von Richemont werden. Der Luxusgüterkonzern übernahm mit Piaget und Baume & Mercier zwei traditionsreiche Schweizer Uhrenmacher und stärkte damit auch sein Profil am eidgenössischen Firmensitz. Piaget begann 1874 als Werkstatt des Uhrmachers Georges Edouard Piaget auf dem Bauernhof seiner Eltern im Juragebirge. Bereits 1830 hatten die Brüder Louis-Victor und Célestin Baume ihre Firma gegründet. 1918 tat sich der spätere Baume-Firmenchef mit dem Uhrmacher Paul Mercier zusammen und gründete das auf Armbanduhren spezialisierte Unternehmen Baume & Mercier.
Die nächste große Acquisition von Richemont auf dem Uhrenmarkt war Vacheron Constantin. 1755 gründete der Uhrmacher Jean-Marc Vacheron in Genf eine Werkstatt. Aus der wurde die nach eigenen Angaben älteste ununterbrochen tätige Uhrenmanufaktur der Welt. Sie gehört seit 1996 zu Richemont. Unter dem Dach des Luxusgüterkonzerns versammeln sich außerdem Marken wie Montblanc, Dunhill, Chloé und Karl Lagerfeld.
Richemont streckte seine Fühler Ende des Jahrtausends auch gen Italien aus. 1997 erwarb der Luxusgüterkonzern die Traditionsmarke Officine Panerai. Deren Hauptsitz befindet sich in Mailand, produziert werden die Uhren in der Schweiz. Panerai wurde 1860 gegründet. Bekannt wurde die Marke später vor allem für ihre Taucheruhren mit der Leuchtmasse Radiomir, die ab 1938 für die italienische Marine entwickelt worden waren.
Kurz vor Ende des Jahrtausends ging Richemont auf ausgedehnte Einkaufstour. 1999 stieß der französische Schmuck- und Uhrenhersteller Van Cleef & Arpels zu dem Luxusgüterkonzern. Das Unternehmen wurde 1896 von dem holländischen Diamantenschleifers Alfred Van Cleef und seinem Schwiegervater Salomon Arpels gegründet. Florale Motive, für die das Haus bekannt sind, finden sich auch in den Haute Joaillerie-Kreationen von Van Cleef & Arpels.
Auch einige der teuersten Uhren deutscher Hersteller gehören zu Richemont. Im Jahr 2000 übernahm das Genfer Unternehmen A. Lange & Söhne. Die Firma geht auf die Uhrenmanufaktur A. Lange & Cie. zurück, die 1845 von Ferdinand Adolph Lange in Glashütte bei Dresden gegründet wurde. 103 Jahre später endete die Firmengeschichte unter der sowjetischen Besatzung. 1990 knüpfte der Urenkel des Gründers, Walter Lange, an die Firmentradition an und sicherte sich von der Treuhandanstalt die Rechte an der Marke A. Lange & Söhne.
Im selben Jahr wie A. Lange & Söhne übernahm Richemont zudem die International Watch Company (IWC). Die Manufaktur aus dem Schweizerischen Schaffhausen wurde 1868 von dem US-amerikanischen Uhrmacher Florentine Ariosto Jones gegründet und bereits sechs Jahre später in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 2000 kam auch das 1833 gegründete Schweizer Unternehmen Jaeger-LeCoultre zu Richemont.
Richemont setzt aber nicht nur auf traditionsreiche Uhrenhersteller. 2008 übernahm der Luxusgüterkonzern 60 Prozent an dem erst 1995 gegründeten Unternehmen Roger Dubuis. 2016 folgte die komplette Übernahme. Firmengründer Roger Dubuis (gestorben 2017) hatte unter anderem bei Longines und Patek Philippe gearbeitet, ehe er seine eigene Manufaktur gründete. Die Maison aus Meyrin im Kanton Genf ist unter anderem berühmt für ihre extravaganten, auf wenige Exemplare limitierten „Ritter der Tafelrunde“-Uhren.