Der Sportartikelhersteller Adidas hat nach eigenen Angaben Ärger mit dem Zoll und dem Finanzamt. Das Unternehmen bestätigte, dass es am Dienstag in der Konzernzentrale in Herzogenaurach und an weiteren Standorten Durchsuchungen durch die Behörden gegeben habe. Dabei sei es um die „Einhaltung von zoll- und steuerrechtlichen Vorschriften bei der Einfuhr von Produkten nach Deutschland“ gegangen.
Die Auseinandersetzung zwischen Adidas und den Behörden zieht sich seit mehreren Jahren hin. Nach Konzerninformationen betreffen die Untersuchungen Produktimporte aus der Zeit von Oktober 2019 bis August 2024. „Adidas kooperiert mit den Behörden und stellt die erforderlichen Unterlagen und Informationen zur Verfügung“, teilte das Unternehmen weiter mit. Es gehe um Fragen, die sich „auch durch unterschiedliche Auslegungen deutschen und europäischen Rechts“ ergeben hätten.
Zuerst hatte das „Manager Magazin“ von einer Steuerrazzia bei Adidas berichtet. Dem Bericht zufolge schauten sich bayrische Steuerfahnder und Zollbeamte in Herzogenaurach, dem Werk im fränkischen Scheinfeld und im Logistikzentrum in Rieste bei Osnabrück um.
Der weltweit zweitgrößte Sportartikelkonzern produziert kaum Ware in Deutschland und muss den Großteil der für den europäischen und deutschen Markt bestimmten Kleidungsstücke, Schuhe, Accessoires und Sportausrüstungen importieren. So werden etwa 97 Prozent der Schuhe laut des aktuellen Geschäftsberichts für 2023 von Auftragnehmern in Asien hergestellt. Die wichtigsten Zulieferer für Adidas-Schuhe sitzen in Vietnam, Indonesien und China. Von den Textilien mit Adidas-Logo entstehen 91 Prozent in Asien, vor allem in Kambodscha, Vietnam und China.
Adidas-Aktie erholt sich schnell
„Signifikante finanzielle Auswirkungen“ für das Unternehmen seien durch den Zollstreit nicht zu erwarten, teilte Adidas mit. In der Konzernbilanz für das Geschäftsjahr 2023 hat Adidas 253 Mio. Euro für Zölle zurückgestellt, 70 Millionen davon langfristig. Beim Ansatz und der Bewertung von Rückstellungen für Zollrisiken orientiere sich das Management „insbesondere an externen Rechtsgutachten“, heißt es dazu im Geschäftsbericht.
Die Zolldurchsuchung bei Adidas beeindruckte die Anleger nur kurz. Während die Adidas-Aktie am Dienstagabend bei 240,30 Euro schloss, eröffnete das Papier 237,70 Euro. Im Laufe des Mittwochmorgens rutschte der Kurs zwar auf 236,10 Euro ab, erholte sich aber schnell. Aktuell steht die Aktie des Sportartikelherstellers bei 242,40 Euro.
Grund dafür, dass die Anleger Adidas die Treue halten, dürften die guten Geschäftszahlen sein: In den ersten neun Monaten 2024 stieg der Umsatz währungsbereinigt um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 17,7 Mrd. Euro. Der Konzern erhöhte seine Jahresprognose deshalb erneut und rechnet nun mit einem Jahresergebnis von 1,2 Mrd. Euro.