Anzeige

Sportartikelkonzern Adidas-Aktie rauscht in die Tiefe

Adidas-Chef Björn Gulden
Adidas-Chef Björn Gulden traut sich keine Prognoseanhebung zu
© Daniel Löb / Picture Alliance
Eigentlich steht Adidas besser da als die Konkurrenten. Doch wegen der Zollrisiken traut sich der Dax-Konzern keine Prognoseanhebung zu. Das kommt an der Börse schlecht an

Der Zollstreit der USA mit fast allen Ländern verunsichert den Sportartikelriesen Adidas und dessen Anleger. Adidas-Vorstandschef Björn Gulden schreckte vor einer von Analysten erwarteten Erhöhung der Gewinnprognose für das laufende Jahr zurück und will erst abwarten, ob und wann die Konkurrenz in den USA die Preise erhöht. „Wir wissen immer noch nicht, wie hoch die Zölle für die USA letztendlich sein werden“, sagte Gulden am Mittwoch in Herzogenaurach. Die jüngsten Ankündigungen erhöhten die Kosten für Adidas-Produkte in den USA in diesem Jahr um bis zu 200 Mio. Euro, so der Adidas-CEO. Deshalb bleibe es trotz des florierenden Geschäfts bei der Erwartung, dass der operative Gewinn 2025 auf 1,7 bis 1,8 (2024: 1,34) Mrd. Euro steigen werde.

„Wir sind im Moment zuversichtlich, dass wir das erreichen werden“, sagte Gulden. „Natürlich kann sich das ändern – auch nach oben, falls der Gegenwind schwächer ausfallen sollte, als wir derzeit annehmen.“ Analysten hatten auf eine Erhöhung auf mehr als 2 Mrd. Euro spekuliert. Dass es nicht so kam, enttäuschte die Börsianer. Die Adidas-Aktie war mit einem Minus von mehr als acht Prozent auf 181 Euro der größte Verlierer im Leitindex Dax. Zwischenzeitlich notierte das Papier sogar 15 Prozent im Minus.

„Wenn wir die finalen Zölle kennen, werden wir überlegen, ob und wo wir die Preise erhöhen müssen. So lange warten wir“, sagte Gulden in einer Telefonkonferenz. Außerhalb der USA werde es aber keine Preiserhöhungen geben. Adidas werde auch nicht den ersten Schritt machen, das sei eher Sache des Branchenriesen Nike. 

Relevant für Adidas sind nicht die Zölle zwischen Europa und den USA, sondern diejenigen, die die US-Regierung gegen die asiatischen Länder verhängt hat, in denen Adidas wie fast alle Konkurrenten produziert: 30 Prozent der für die USA bestimmten Waren kommen aus Vietnam, 23 Prozent aus Indonesien, aber nur noch zwei Prozent aus China.Von der Volksrepublik aus sei der Export in die USA zurückgefahren worden – in China werde fast ausschließlich für den chinesischen Markt produziert. Einflüsse gebe es in Ländern wie Vietnam, Indonesien, Pakistan, Kambodscha und Jordanien, von wo aus der US-Markt beliefert werde. 

Adidas will in USA „überinvestieren“

Trotz der Zölle bekannte sich Gulden zum größten Markt für Sportartikel weltweit: „Wenn man eine globale Marke sein will, muss man in den USA sein.“ Adidas habe seine Sache dort in den vergangenen Jahren nicht gut gemacht, mit einem neuen Management soll sich das ändern. „Wir müssen in den USA amerikanischer werden.“ Primäres Ziel sei, den Umsatz dort zu verdoppeln – auch indem man „überinvestiere“, sagte Finanzchef Harm Ohlmeyer.

Dabei läuft es bei Adidas operativ deutlich besser als bei Nike und Puma, weil die Schuhe und Shirts bei den Kunden als „in“ gelten. Im zweiten Quartal steigerte das fränkische Unternehmen den Umsatz währungsbereinigt um acht Prozent, ohne den „Yeezy“-Schlussverkauf im vergangenen Jahr wären es sogar zwölf Prozent gewesen. In Euro blieb davon nur ein Zuwachs von zwei Prozent auf 5,95 Mrd. Euro. Der schwache Dollar habe den Umsatz um 300 Mio. Euro gedämpft. Analysten hatten mit 6,15 Mrd. Euro Umsatz gerechnet. Das Betriebsergebnis stieg aber stärker als erwartet um mehr als die Hälfte auf 546 (2024: 346) Mio. Euro. Der Nettogewinn legte sogar um gut drei Viertel auf 375 Mio. Euro zu.

Der Konzern hatte seine Prognose in diesem Jahr nicht angehoben – aber auch nicht abgesenkt, wie dies etwa vor wenigen Tagen der in die Verlustzone gerutschte Lokalrivale Puma tun musste. Das Unternehmen sei kerngesund, sagt Adidas-Finanzvorstand Harm Ohlmeyer. Das eigentlich für 2026 anvisierte Ziel, eine operative Marge von zehn Prozent zu erzielen, sei mit derzeit 9,6 Prozent fast erreicht. VorstandschefGulden ist aber noch nicht damit zufrieden: „Es gibt immer noch viel, was wir verbessern müssen“, sagte er. „Wir sind weit davon entfernt, unser Geschäftsmodell optimiert zu haben.“ Höhere Margen versprechen will Gulden noch nicht: „Gibt es ein Leben jenseits von zehn Prozent? Ja. Aber wir müssen das erst mal liefern, bevor wir höher gehen.“ 

rtr/dpa/kb

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel