Herausforderung
Sportartikel sind deutlich anspruchsvoller als normale Mode. Das liegt an der intensiveren Nutzung. Viele Recyclinglösungen aus der Mode funktionieren deshalb nicht. Adidas gilt hier als Pionier, weil sein Polyester bereits zu 99 Prozent recycelt ist, vor allem aus Plastikflaschen. Plastikflaschen sind aber endlich. Deshalb will Adidas nun auf Polyester aus recycelten Textilfasern umsteigen. Zentrales Problem sind hier saubere Rohstoffe (Clean Feedstocks). Also eine saubere Trennung von altem Textil in seine Einzelbestandteile vor dem Recycling.
Innovation
Ideal ist für Adidas ein Reinheitsgrad von über 95 Prozent beim Clean Feedstock. Darunter würde die Qualität beeinträchtigt und das Garn zu schnell reißen. Adidas arbeitet daher mit verschiedenen Start-ups und Unternehmen daran, die Vorsortierung zu verbessern. Im Zentrum steht dabei unter anderem künstliche Intelligenz, die etwa die verschiedenen Materialien identifiziert. Hier laufen aktuell vielversprechende Pilotprojekte in Europa und Asien.
Ziele
Adidas will mindestens zehn Prozent seines Polyestervolumens bis 2030 aus altem Textil gewinnen. Daneben geht es auch um die noch elastischeren Polyamide, wo der Recyclinganteil bislang nur bei etwa 80 Prozent liegt.
„Können unsere Standards nicht herabsetzen“
Sigrid Bührle, Adidas
Sind Kunden bereit, mehr für Nachhaltigkeit zu zahlen?
SIGRID BÜHRLE: Nein. Viele reden zwar über Nachhaltigkeit, aber am Ende entscheiden Preis und Qualität. Deshalb geben wir die höheren Kosten auch nicht an unsere Kunden weiter, sondern neutralisieren diese durch Skalierung.
Wann ist eine grüne Innovation für Sie interessant?
Wir schauen uns alles an, aber eines können wir nicht machen: unsere Qualitätsstandards herabsetzen. Der Produktlebenszyklus ist einer unser zentralen Hebel für die grüne Transformation.
Wo tut sich die Branche noch am schwersten?
Ganz eindeutig bei Sport- und vor allem bei Laufschuhen. Das sind Hochleistungsprodukte, vor allem die Sohlen. Wir versuchen, einen Teil der fossilen Rohstoffe, die in die Schäume fließen, durch biobasierte Materialien zu ersetzen. Aber es bleibt auf nicht absehbare Zeit ein Rest fossil.