Gute Geschäfte, verhaltener Optimismus, spärlich gebuchte Messehallen in Basel: So könnte eine Kurzbeschreibung der Stimmung in der Uhrenindustrie lauten, deren Schweizer Vertreter sich 2018 immerhin über ein mit 6,3 Prozent deutliches Export-Plus freuen konnten. Dennoch stehen insbesondere die Veranstalter der Basel World, allen voran Geschäftsführer Michel Loris-Melikoff, unter Druck und Beobachtung durch die gesamte Branche. Luftig war es in den Hallen, in denen erstmals sämtliche Marken der Swatch Group (Omega, Breguet, Blancpain etc.) fehlten.
Neuerungen wie ein Laufsteg für (Schmuck-)Modenschauen, Grünpflanzen und zu den Seiten aufragende Verkleidungen ungebuchter Flächen konnten über die andauernde Krise einer Messe, die von einst über 1200 Ausstellern auf 520 geschrumpft ist, kaum hinwegtäuschen. Auch die Besucherzahl fiel mit 81.200 Gästen noch einmal 22 Prozent geringer aus als im Jahr 2018 .
Mehr Multimedia, eine ganzjährige Betreuung von Marken und deren Kunden durch Newsletter und Satelliten-Veranstaltungen – vor allem in Asien – sowie ein zeitliches Zusammenrücken mit der Konkurrenzmesse SIHH in Genf ab 2020, und zwar auf Ende April bis Anfang Mai, sollen Dynamik beweisen und die Basel World wieder voranbringen. Sie will sich als „Erlebnis“ neu erfinden: mehr Raum für Gesprächspanels, eine Virtual-Reality-Zone, Ausstellungsflächen für Smartwatches und Wearables sowie besondere Angebote für Endkunden und passionierte Sammler.
Breitling setzt sich ab
Getrübt werden dürfte die Euphorie jedoch durch die Absage von Breitling zumindest für die nächste Basel World. Ein eigener „Summit“ ist nach Angaben des Unternehmens der Plan B der Marke. Bereits jetzt setzte Breitling auf ein Hybridmodell mit bombastischem Messestand und externer Location für eine großangelegte Neuheiten-Präsentation samt Party.
Überhaupt: Jede Marke hat einige To-dos auf der Agenda, glücklich der CEO, bei dem dahinter noch keine roten Ausrufezeichen vermerkt sind. Die wichtigsten Fragen: Was wollen die Kunden wann, wie und wo erwerben? Stirnrunzeln vor allem über die Begehrlichkeiten der jüngeren Generationen – ganz gleich ob M wie Millennials oder die jüngeren namens Y und Z. Ist die ausgestreckte Hand zum weltweiten Kader der Influencer die adäquate Reaktion, wie er nahezu überall zu sehen war? Hilft eine Quasi-Vertikalisierung des eigenen Angebotes, also ohne Juweliere und Webplattformen als Verkaufspartner sowie eigene Handelsplattformen für gebrauchte Modelle? Audemars Piguet verfolgt hier bereits konkrete Pläne, andere beschäftigen sich in Planspielen mit dem Thema.
Sind moderne, frische Unterlinien der Trumpf im Ärmel, statt die Ur-Marke kostspielieg und zuweilen auch verzweifelt einer Verjüngungskur zu unterziehen? Das zumindest scheint Baume & Mercier zum Start der nachhaltigen Tochter Baume bewogen zu haben. Oder ist auch das zu verkopft und führt der Königsweg zu den Youngstern über die Aquise von Marken, die bei dieser Kundschaft bereits hohes Prestige genießt. Also lieber Authentizität zukaufen statt sich selbst anzubiedern? So zumindest konnte man verstehen, was Efraim Grinberg, CEO der Movado Group, auf einem einwöchigen Präsentationsmarathon in Davos vor Juwelieren und Branchenbeobachtern erzählte. Viel Geld hat Movado es sich kosten lassen, um mit MVMT (sprich: movement) aus Kalifornien und Olivia Burton aus London zwei Favoriten der Instagram-Crowd im Portfolio zu haben. Man darf gespannt sein, ob die Konkurrenz diese Startegie für sich adaptiert. Die Branche, kein Zweifel, bleibt sichtbar in Bewegung und dürfte ihre Anstrengungen, den Test der Zeit zu bestehen, in den nächsten Monaten und Jahren deutlich verstärken – müssen.
Was bleibt und bei den vorgestellten Uhren deutlich wurde, von denen Sie hier unsere persönlichen Highlights sehen können: Innovationskraft, Besinnung auf alte Stärken und der Mut, neue Wege einzuschlagen. Oder wie es François-Henry Bennahmias , CEO von Audemars Piguet ausdrückte: „Wer den Grad des Risikos erhöht, vergrößert auch seine Erfolgschance.“ Inmitten einer tiefgreifenden digitalen Transformation sämtlicher Bereiche – von Kundenerwartung über Verkaufspunkte bis zum Marketing – vielleicht nicht das schlechteste Credo.
Das sind die Highlights des Uhren-Frühjahrs
Die schönsten Uhren-Neuheiten 2019

Vor zehn Jahren begeisterte dieses Modell mit raffinierter Digitalanzeige erstmals die Fachwelt, jetzt fügte man in aufwändiger Entwicklungsarbeit ein elegantes gläsernes Ringdatum mit roter Anzeige des aktuellen Tages hinzu. Werk: Kaliber L043.8 (Handaufzug), Gehäuse: Weißgold, Durchmesser: 44,2mm, Preis: circa 89.000 Euro

Vom ungewohnten Sandwich-Gehäuse mit achteckigem Kern zwischen rundem Ober- und Unterteil bis zum nachtblauen Zifferblatt aus Aventurin – diese Uhr mit ewigem Kalender und Mondphase betritt nicht bloß wegen ihres kryptischen Namens Neuland. Werk: Kaliber 5134, Gehäuse: Roségold, Durchmesser: 41mm, Preis: circa 75.100 Euro

Das Material Titan, aus dem der Korpus dieses Klassikers besteht, ist wie gemacht für den Tauchgang, weil extrem resistent gegen Wasser und Meersalz. Wie beim Vorgänger in Stahl beträgt die Gangreserve fünf Tage. Werk: Kaliber 1315, Gehäuse: Titan, Durchmesser: 45 mm, Preis: circa 14.550 Euro

Das charakteristische Blau der 1775 gegründeten Maison erstrahlt bei dieser neuen Version auf dem gesamten, in aufwändiger Handwerkskunst emaillierten Zifferblatt. Auf dem prangt der Markenname, wie ihn ihr Gründer einst schrieb. Werk: Kaliber 777Q, Gehäuse: Weißgold, Durchmesser: 38mm, Preis: circa 22.900 Euro

Wiederauflagen begehrter Sammlerstücke wie diesem Urtyp von 1959 sind heikel, man kann es nicht allen recht machen. Es sei denn, man hört den Experten der Community zu: Dann gelingt ein nahezu perfektes Comeback bis in die letzte Lünetten-Perle dieser Pilotenlegende. Werk: Kaliber B09 (Handaufzug), Gehäuse: Edelstahl, Durchmesser: 40,9mm, Preis: circa 7700 Euro

Ohne Urkunde scheint der italienische Juwelier Basel nicht verlassen zu wollen. Zum fünften Mal in Folge ein Weltrekord, diesmal für den flachsten Automatik-Chronograph, der zudem noch Heimat- und Reisezeit anzeigt. Werk: Kaliber BVL 318, Gehäuse: Titan, Durchmesser: 42 mm, Preis: circa 17.400 Euro

Als Hommage an Uhren der 1960er- und 70er- Jahre will das Haus aus Luzern diese Vintage-Variante der komplizierten (Chronographen-)Familie verstanden wissen. Die Gangreserve liegt bei 42 Stunden, das Armband ist aus Kudu-Leder. Werk: Automatikkaliber CFB 1970, Gehäuse: Roségold, Durchmesser: 43 mm, Preis: circa 15.900 Euro

Das Modehaus hat sich mit großem Fleiß einen guten Ruf im seriösen Fach der Uhrenbranche erarbeitet. Die Beteiligung an der Werkschmiede Kenissi unterstreicht das ebenso wie diese düstere Keramik-Variante eines Modells von 2016. Werk: Calibre 1 (Handaufzug), Gehäuse: Keramik, Durchmesser: 42 mm, Preis: circa 26.000 Euro

Stolze 65 Stunden Gangreserve besitzt das neue Automatikkaliber in dieser schlanken Neuheit mit fliegendem Tourbillon und wunderschön guillochiertem Zifferblatt. Der Clou: Was gülden glänzt, ist ethisch korrekt gewonnen und trägt das Siegel „Fairmined“. Werk: Kaliber L.U.C 96.24-L, Gehäuse: Roségold (Fairmined), Durchmesser: 40mm, Preis: circa 109.000 Euro

Weil alles an einer Uhr en miniature ist, verleiht jede Farbänderung ihr ein neues Gesicht. Wie bei dieser limitierten Version des Kultmodells, dessen Stundenring türkis leuchtet und von orangefarbenen Zeigern umgeben ist. Darunter: das nackte Werk. Werk: Caliber C.677S (Handaufzug), Gehäuse: Edelstahl, Durchmesser: 44 mm, Preis: circa 8560 Euro

Mit einer Tauchtiefe von maximal 200 Metern und zwei mitgelieferten Armbändern – in Edelstahl und in Kautschuk – ist diese robuste Uhr ready for action. Werk: ETA 2824, Gehäuse: Edelstahl, Durchmesser: 41 mm, Preis: circa 1850 Euro

Nach dem positiven Echo der grünen Version von 2018 erstrahlt das Zifferblatt der Sixties diesmal in Orange, das Resultat zahlreicher Lackschichten und anschließendem Ofenbrand. Werk: Kaliber 39-47, Gehäuse: Edelstahl, Durchmesser: 39 mm, Preis: circa 6300 Euro

Zeiger ohne Sekunden-„Rucken“ dank einer ausgeklügelten Mischung aus mechanischem und Quarzwerk – dafür steht die „Spring Drive“-Technologie von Grand Seiko. Zu ihrem 20. Geburtstag ließ sich das Design der Marke für einige besondere Modelle vom König der Tiere inspirieren (etwa Mähnen-Muster auf dem Zifferblatt der SBGC231), dem Markensymbol. Werk: 9R96, Gehäuse: Titan, Durchmesser: 44,5 mm, Preis: circa 13.700 Euro

Egal wo auf der Welt man in den Nachthimmel blickt, dank zweier fester Mondscheiben bildet dieses außergewöhnliche Zifferblatt (aus Perlmutt und Meteorit) exakt ab, was ist: ob Sichel, Voll- oder Halbmond. Werk: H1837, Gehäuse: Weißgold, Durchmesser: 43mm, Preis: circa 23.000 Euro

Kaum eine Marke ist umtriebiger mit Partnerschaften als Hublot. Dieser Chronograph entstand als Hommage an den Ferrari GT. Entworfen wurde die Uhr gemeinsam mit Ferrari-Designer Flavio Manzoni, was u.a. an der neu geformten Lünette sichtbar wird. Werk: HUB1280 Unico, Gehäuse: Rotgold, Durchmesser: 45 mm, Preis: circa 38.300 Euro

Größte Uhrmacherkunst trifft unvergessenen Erfolgsautor, so könnte der Pitch dieses Modells lauten. Hier die raffinierte Antriebstechnik, die 96 Stunden Gangautonomie bei gleichem Drehmoment ermöglicht, da die Mondphase, die den kleinen Prinzen zeigt. Werk: Kaliber 94895 mit Handaufzug, Gehäuse: Hartgold, Durchmesser: 46,2mm, Preis: circa 230.000 Euro

Inspiriert von den Taschenuhren der Uhrenmanufaktur Minerva, deren 161 Jahre Tradition Montblanc seit der Übernahme 2006 nutzen kann, sorgt dieses Modell mit 718 Einzelteilen für Gesprächsstoff. Mondphase in 3-D, ExoTourbillon, Weltzeit-Globus … Werk: Kaliber MB M67.60 (Handaufzug), Gehäuse: Weißgold, Durchmesser: 50mm, Preis: circa 230.000 Euro

Dass Buzz Aldrin seine Speedmaster auf dem Mond ausführte, ist exakt 50 Jahre her. Zeit also für eine optische Party am Handgelenk, ihm zu Ehren. Die Optik (burgunderrote Lünette, „Omega Moonshine Gold“) hält sich an das Modell, das man 1969 in Texas den erfolgreichen Astronauten überreichte. Werk: Master Chronometer Kaliber 3861, Gehäuse: Gold, Durchmesser: 42 mm, Preis: circa 31.700 Euro

Die 1860 in Florenz gegründete Marke bleibt auch mit diesem Modell ihrem Marine-Erbe treu, wenn auch in Landgang-tauglicher Optik. Stolze 300 Meter taucht die Bronzeuhr (entwickelt Patina) mit brauner Keramikeinlage auf der Lünette, die Gangreserve hält drei Tage. Werk: Kaliber P.9010, Gehäuse: Bronze, Durchmesser: 47mm, Preis: circa 16.000 Euro

Neben dem Datum und dem Wochentag zeigt dieses neue Modell die Kalenderwoche an und berücksichtigt dabei auch Jahre, in denen es 53 Wochen gibt (nach ISO-Standard). Die Typografie auf dem Zifferblatt basiert auf der Handschrift eines Designers der Marke. Werk: Kaliber 26-330 S C J SE, Gehäuse: Edelstahl, Durchmesser: 40mm, Preis: circa 30.100 Euro

Ideal für Vielflieger oder Daytrader ist der hoch innovative Zeitzonen-Mechanismus dieser Neuheit: Mit Betätigung des Drückers springt der Stundenzeiger vor und zurück, während die Sekunden kontinuierlich weiterlaufen. Die Anzeige für Tag und Nacht sowie das Datum reagieren auf die Ortszeit, die home time bleibt ebenfalls im Blick. Werk: Sellita SW 200 (Basis), Gehäuse: Titan, Durchmesser: 42 mm, Preis: circa 6450 Euro

Über Gehäuse, Ziffernblatt und Armband dieser Uhr aus Hightech-Keramik hat die russische Künstlerin Evgenia Miro ein zartes Federmuster verteilt, eingraviert wurde es per Laser. Auf dem Saphirglasboden: ein üppiger Vogel. Werk: Quarz, Gehäuse: Keramik, Durchmesser: 39 mm, Preis: circa 2320 Euro

Entwickelt wurde dieses Modell im kernigen Rennwagen-Look gemeinsam mit Lamborghini Squadra Corse. Kein Wunder, dass es Anspielungen auf den Namensgeber gibt: Armband im Reifendesign, Rotor in Felgenoptik und 60 Stunden Gangreserve. Werk: RD630 Automatic 12° Balance, Gehäuse: Titan, Durchmesser: 45mm, Preis: circa 52.500 Euro

Schon die Lünette aus mattschwarzer Keramik mit polierten Relief-Ziffern beeindruckt an dieser sportlichen Neuheit, in der das hochgenaue Kaliber 3235 mit höchstens -2/+2 Sekunden Abweichung pro Tag seinen Dienst tut. Das patentierte Armband verbindet Metallfederblätter mit anschmiegsamem Kunststoff. Werk: Kaliber 3235, Gehäuse: Weißgold, Durchmesser: 42 mm, Preis: circa 25.250 Euro

Der vor zwei Jahren in Basel vorgestellte Chronograph wurde deutlich überarbeitet: blaues Farbschema, schmale Lünette sowie weitere veränderte Details. Im Werk selbst kommt eine neuartige Graphen-Spiralfeder, entwickelt mit Karbon-Nanotechnologie, zum Einsatz. Werk: Calibre 5, Gehäuse: Edelstahl, Durchmesser: 42 mm, Preis: circa 3250 Euro (für Lederband-Variante)

Eine Pilotenuhr zum Kampfpreis: Nichts weniger ist dieses Modell aus Glashütte, dass sich in seiner Sachlichkeit an Vorgänger der 1940er-Jahre anlehnt. Die skelettierten Zeiger sind mit Superluminova beschichtet, ebenso die Zahlen. Und mit orangefarbenen Akzenten wirkt auch das anthrazitfarbene Zifferblatt frisch. Werk: Kaliber Tutima 330, Gehäuse: Edelstahl, Durchmesser: 41mm, Preis: circa 1350 Euro

Der Februar mit nur 28 Tagen, ein Schaltjahr? Für einen ewigen Kalender kein Problem. Bis darauf, dass der clevere Mechanismus reichlich Energie raubt, wenn der Uhrenbesitzer seinen Schatz vom Arm nimmt. Das gleicht ein innovativer Stand-by-Modus aus, der Gangautonomie über stolze 65 Tage sichert. Werk: Kaliber 3610 QP (Handaufzug), Gehäuse: Platin, Durchmesser: 42mm, Preis: circa 217.000 Euro; vacheron-constantin.com

Ganz ohne Unruh und Spiralfeder kommt diese Serienversion einer 2017 vorgestellten Uhr aus, bei der stattdessen ein Silizium-„Oszillator“ den Gang (Reserve: gut 50 Stunden) reguliert. Haptisches Highlight: Die Lünette ist aus „Aeronith“, einem Aluminiumschaum mit rauher Oberfläche. Werk: Manufakturkaliber ZO 9100, Gehäuse: Titan, Durchmesser: 44 mm, Preis: circa 17.600 Euro