Uhren „Für uns als Einzelkämpfer bleiben Messen wichtig“

Karl-Friedrich Scheufele, Chopard u. Ferdinand Berthoud
Karl-Friedrich Scheufele, Chopard u. Ferdinand Berthoud
© Kostas Maros
„Grünes“ Gold, feinste Uhren, knatternde Oldtimer und, nicht zu vergessen, ein Weingut erster Güte – die Welt des Karl-Friedrich Scheufele ist purer, dabei betont langsamer Luxus

Gemeinsam mit seiner Schwester Caroline führtKarl-Friedrich Scheufeledas Schmuck- und Uhrenunternehmen Chopard, 2014 gründete er zudem Chronométrie Ferdinand Berthoud, eine auf hoch komplizierte Modelle spezialisierte Marke. Der passionierte Oldtimer-Sammler und Winzer sprach mit Horst von Buttlar und Siems Luckwaldt über faires Gold, Messen in der Krise und Uhrmacherei als Kulturgut.

Karl-Friedrich Scheufele, fünf Jahre nach dem Start der Uhrenmarke Ferdinand Berthoud die Frage, wie das Geschäft sich entwickelt?

Wir haben im Jahr 2018 unsere Kapazität voll ausgeschöpft und auch noch bis Ende dieses Jahres sehr gut zu tun. Wir reden hier schließlich von kleinen Stückzahlen und auch etlichen Unikaten, was bedeutet, das mancher Kunde die Tugend der Geduld wiederentdecken muss und die Vorfreude auf seine Uhr in vollen Zügen genießen darf. Für uns bedeutet dieses Projekt einfach pure Leidenschaft für die Haute Horlogerie, die hohe Kunst der Uhrmacherei. Sonst könnte man Modelle wie die Neuheiten FB 1.1-2 und FB 1.2-1 gar nicht entwickeln. Bei jeder neuen Idee akzeptieren wir kein „Das geht nicht“ und beißen uns bis zum Schluss durch. Das ist hochspannend!

Ist diese Marke so etwas wie Ihre „Arche“ für Disziplinen im Kunsthandwerk, die so kaum mehr jemand praktiziert?

Mag sein, aber ich finde es einfach wahnsinnig wichtig, dass wir diese traditionelle, ungemein anspruchsvolle Art der Fertigung nicht verlieren, als Kulturgut. Eine Zukunft der Uhrmacherei als Überwachung von C&C-Maschinen finde ich wenig reizvoll, und keinem Roboterarm gelingt die Handgravur auf den Böden unserer Uhren so wie unseren Meistern.

Mit Ihrer Schwester Caroline haben Sie im letzten Jahr für Chopard beschlossen, dass Gold, Platin sowie alle Edelsteine aus fairen Quellen kommen müssen. Auch die bei Ferdinand Berthoud verwendeten Edelmetalle stammen nun aus ethischer Produktion. Wie hat die Konkurrenz reagiert?

Ich gebe gern zu, dass wir die Branche mit unserem Vorpreschen vielleicht ein wenig unter Druck gesetzt haben. In Wahrheit aber wissen doch alle längst, wo die Reise hingehen, was geschehen muss. Der Kunde fordert das schließlich zunehmend ein! Und je mehr mitmachen, desto besser funktioniert die sozial- und umweltverträgliche Gewinnung unserer kostbaren Rohstoffe für Schmuck und Uhren. Mittlerweile kann ich sagen, dass wir spüren, etwas losgetreten zu haben.

Hat das Engagement unter dem Stichwort „Fairmined Gold“ auch private Auswirkungen gehabt, leben Sie jetzt grüner?

Absolut, unsere jüngste Tochter hat beispielsweise kürzlich beschlossen, dass in unserem Haus keine Plastikflaschen mehr gekauft werden, und uns alle mit Aluminiumflaschen ausgestattet. Auch unser Weinanbau geht in diese Richtung, in 2018 wurden wir bio-zertifiziert. Nur mein Faible für Oldtimer bleibt von zunehmender Nachhaltigkeit noch unberührt, die fahre ich weiterhin, auch wenn sie alles andere als verbrauchsarm sind. Aber solche Klassiker, wie man sie etwa beim von Chopard unterstützten Event der Mille Miglia sieht, einen Elektromotor zu verpassen, da wären meine historischen und ästhetischen Skrupel doch zu groß ...

Stichwort „Wein“: Wie wird er denn, Ihr Jahrgang 2018?

Sehr gut! Im Südwesten Frankreichs, wo unser Gut liegt, hatten wir sehr viel Regen im Frühjahr und dann wurde es richtig heiß. Die großen Niederschläge waren zwar eine Herausforderung aber der Hitzesommer erlaubte uns, die Ernte hinauszuzögern und die Qualität in den letzten Tagen und Wochen noch einmal deutlich zu steigern.

Kein Interview kommt derzeit ohne eine Frage nach der Zukunft der Uhrenmessen aus, ab 2020 rücken die SIHH und die BaselWorld nun näher zusammen, finden nacheinander Ende April und Anfang Mai statt. Reicht das aus?

Ich war immer schon ein großer Verfechter für eine terminliche Annäherung der beiden Veranstaltungen, die es im übrigen früher bereits gab. Es geht schließlich um größtmögliche Nähe zu unseren Kunden, um Orientierung und Kaufanreize auf effiziente Weise. Warum sollte dafür jemand zweimal im Abstand weniger Monate in die Schweiz reisen müssen?

Insofern bin ich froh über diese Entwicklung und bleibe ein Verfechter der Messe als einmalige Gelegenheit, mit vielen Geschäftspartnern ins persönliche Gespräch zu kommen, wie es so intensiv keine digitale Alternative bieten kann. Natürlich muss eine Messe gleichzeitig in die Zukunft blicken, experimentieren und neue Angebote schaffen. Dafür haben sich meine Kollegen und ich im Beirat der BaselWorld nachdrücklich eingesetzt und vieles davon wird der Besucher im nächsten Jahr live erleben können.

Teilen Sie die Kritik an einer Überteuerung der BaselWorld?

Unbedingt, und wir haben uns auch sehr dafür eingesetzt, dass die Messe wieder mehr Bodenhaftung braucht und Gespräche mit der Hotellerie nötig sind, um irreale Preisgestaltung wieder zu erden. Wie so oft brauchte es aber eine deutliche Krise, einen hoffentlich heilsamen Schock, um diese Diskussionen und Initiativen in Gang zu setzen.

Die SwatchGroup hat der Messe dennoch bis auf weiteres eine Absage erteilt, setzt auf eigene Formate für Händler und Fachpresse. Gäbe es für Chopard einen Plan B?

Zunächst ist die Swatch Group ein Markenverbund mit einem breiten Preisspektrum – von Einstieg bis Luxus – und wir sind ein familiengeführter Einzelkämpfer, da bleibt eine Messe als Plattform definitiv wichtig. Sicher, wir könnten auch auf große Roadshow gehen, unsere Juweliere und wichtigsten Märkte über Wochen einzeln besuchen. Doch wenn man das einmal durchspielt, und das haben wir getan, dann sieht man schnell, dass der Zeit- und personelle Aufwand immens ist und die Kostenersparnis allenfalls marginal.

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