Der Benediktinermönch Anselm Grün ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und Doktor der Theologie. Er studierte Philosophie und Betriebswirtschaft. Als Autor von über 300 Büchern mit mehr als 20 Millionen verkauften Exemplaren und als Vortragsredner ist er mit seinen 74 Jahren noch immer viel gefragt und viel unterwegs – und das weltweit.
Lena Wittneben über die Erkenntnisse des Machers hinter Klostermauern.
#1 Auf Bedürfnisse antworten
Faszination und Inspiration für seine Bücher findet Pater Anselm Grün in den Lehren Karlfried Graf Dürckheims, der Zen-Meditation mit der Psychologie Carl Gustav Jungs verband. Ferner bei frühen Mönchsvätern des alten Christentums, Mitbrüdern sowie dem Priester und Psychologen Henri Nouwen und dem Theologen Karl Rahner.
Für das Schreiben seiner Werke bedarf es guter Disziplin. Wöchentlich widmet sich Pater Anselm für sechs Stunden seinen Texten. Seine Triebfeder: die reine Lust am Schreiben, kein perfektionistisches Tun. Ein Anfangen, ein Beginnen, sich anregen lassen, Themen und Informationen sammeln, wachsen lassen.
Schreiben bedeutet für ihn ein Ort, an dem er neue Gedanken entwickeln kann, sich lebendig fühlt und jung hält. Letztlich begreift Pater Anselm sein Schreiben als eine „verlängerte Antwort“ auf die Fragen, die Menschen bewegen und das organische Beantworten von Bedürfnissen.
#2 Dankbarkeit leben
Nach einer schweren Erkrankung ist Pater Anselm noch dankbarer für das wertvolle Geschenk des Lebens und wünscht sich noch lange bei guter Gesundheit arbeiten zu können. Doch seine Dankbarkeit umfasst auch das Vertrauen, das ihm Seminarteilnehmer entgegenbringen. Dankbarkeit, um die Dankbarkeit der Menschen. In seiner Rückschau nicht zuletzt auch für den eigenen Weg - denn der junge Anselm hatte zunächst sehr wenig Selbstvertrauen und zu viel Ehrgeiz beim Wunsch, die Kirche zu erneuern.
#3 Führen heißt, Leben wecken
Auch in der Wirtschaftswelt ist der promovierte Theologe, studierte Philosoph und Betriebswirt, der 36 Jahre lang als Cellerar die Abtei des Kloster Münsterschwarzach leitete, erfolgreich unterwegs. Bei Vorträgen und Führungskräfteseminaren spürt er deutlich die aktuellen Bedürfnisse der Entscheider: Angst vor Überforderung, Angst vor Druck von oben und von unten, Erschöpfung. Die Sehnsucht danach menschlich zu führen.
Erschöpfung entstehe, sobald wir zu sehr auf die Erwartung anderer getrimmt und nicht mehr in Kontakt mit unseren eigenen Bildern und Wünschen seien, sagt Pater Anselm. Seine Definition von Führung: „Führen heißt Leben wecken“ - Menschen (wieder) für ihre eigenen Quellen begeistern oder finden lassen. Wo fällt es mir leicht, wo kann ich mich spielerisch darin verlieren, um daraus eine Verbindung von Qualitäten zum Beruf zu schaffen.
#4 Verwandlung statt Veränderung
Pater Anselms Gedanke: „Der größte Feind der Verwandlung ist ein erfolgreiches Leben.“ Sein Ansatz und Impuls nicht nur für Führungskräfte: verwandeln statt verändern. Eine menschenfreundliche und wohlwollende Haltung, die beschreibt, dass alles so sein darf, wie es ist. Der Mensch ist vielleicht nur noch nicht der, der er vom Wesen her sein könnte.