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Beste Ausbilder Wie man Bestattungsfachkraft bei Ahorn wird

Jocelyn Zschächer steht vor Särgen
Für die 20-jährige Jocelyn Zschächer ist der Tod kein Tabuthema
© Marcus Glahn
Die Ahorn Gruppe ist ein Riese unter den Bestattungsunternehmen in Deutschland. Um für Nachwuchs zu sorgen, bietet die Firma mittlerweile 30 Ausbildungsplätze an. 

Bestatter – da denken viele an einen hageren Mann im dunklen Anzug. So beschreibt es die Ahorn Gruppe auf ihrer Internetseite, um natürlich gleich mit diesem Vorurteil aufzuräumen. Auch vor Ort in der Berliner Zentrale des Bestattungsunternehmens zeigt sich ein anderes Bild. Hier steht die 20-jährige Jocelyn Zschächner: gefärbte Haare, Tattoos auf den Armen. Die Leipzigerin hat vor zwei Jahren eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft begonnen. Ihre Mutter habe sie auf den Beruf aufmerksam gemacht; bei Recherchen habe sie den Tiktok-Kanal von Ahorn gefunden („Der Tod und wir“). In launigen Kurzvideos ist dort auch zu sehen, wie sich eine Moderatorin lebendig begraben lässt. 

Was hat das mit der Realität zu tun? Das hat Zschächner zunächst bei einem Praktikum getestet, bevor sie sich bei zwei Bestattern in Leipzig beworben hat. Letztlich entschied sie sich für Ahorn, weil das Unternehmen ihr die Fahrten und die Unterkunft für die Berufsschule in Bad Kissingen zahlt und ihren Führerschein bezuschusst. Das hätte der Wettbewerber nicht geboten. 

Die Ahorn Gruppe hat über 300 Bestattungsunternehmen in ganz Deutschland unter ihrem Dach zusammengeführt. In der Berliner Zentrale, wo Azubi Zschächner zu Besuch ist, sind die Personalabteilung, Buchhaltung und Geschäftsführung auf mehreren Etagen in hellen Büroräumen untergebracht. Im Keller baut ein Mitarbeiter gerade einen Sarg zusammen, eine Tür weiter liegen die Körper von Verstorbenen in einem Kühlraum. 

Die Mischung aus Büro und Bestattung macht die Ausbildung für Zschächner so spannend. Sie erzählt von Sterbeurkunden, die sie bei Standesämtern bestellt, und von Gesprächen mit Hinterbliebenen, die sie nach den vertraulichen Trauergesprächen und der Beerdigungszeremonie auch schon mal spontan in den Arm nehmen. 

Der Beruf des Bestatters ist nicht geschützt

Die Seelsorge hat es auch Thomas Büttner angetan. Der 40-Jährige arbeitet seit sieben Jahren bei Ahorn. Vorher war er Filialleiter bei Edeka. Irgendwann suchte er mehr Sinn in seiner Arbeit und startete als Quereinsteiger in den neuen Job. Das sei in der Bestattungsbranche durchaus üblich, sagt Ahorn-Ausbildungsleiterin Michelle Slawinski. Der Beruf ist nicht geschützt, theoretisch könne sich jeder Bestatter nennen. Bei Ahorn arbeiten Menschen, die vorher in der Gastronomie oder in der Pflege tätig waren, auch ein ehemaliger Arzt gehört zum Team. Viele finden den Zugang zu diesem Job nach einem persönlichen Schicksalsschlag. Ahorn bietet Quereinsteigern für die Umschulung zehn Module an, um alle Kenntnisse und die nötigen Handelskammerzertifikate zu erlangen. 

In der Ausbildung wird gelehrt, wie Särge gebaut werden, wie die Toten gewaschen, aufgebahrt oder auch verbrannt werden. All das sei Handwerk, sagt Büttner. Nur die richtige Dosis an Empathie müsse man selber mitbringen: Wer den Trauernden gefühllos gegenübertritt oder über jedes Gespräch mit den Hinterbliebenen nach Feierabend grübelt, sollte den Beruf lieber nicht ausüben.

Ahorn hat erst nach der Coronapandemie mit der systematischen Ausbildung angefangen. „Vorher war es ein Wildwuchs an Informationen“, sagt Slawinski. Sie fragte bei jeder Ausbildungsfiliale nach den gesetzlichen Anforderungen im jeweiligen Bundesland sowie nach weiteren Besonderheiten und Standards. Daraus hat sie einen Ausbildungskompass und eine digitale Lernplattform konzipiert. 

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Der erste Jahrgang hat die dreijährige Ausbildung in diesem Sommer abgeschlossen. Jeder, der wollte, wurde laut Slawinski übernommen, zwölf von 15 haben das Angebot angenommen. In den nächsten Jahren werden viele Mitarbeiter das Rentenalter erreichen, deshalb hat Ahorn seine Ausbildungsplätze mittlerweile auf insgesamt 30 erhöht. 

Erschienen in Capital 11/2025

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