Der Immobilienmarkt in Krefeld
In der Warteschleife - Die besten Wohnlagen in Krefeld
Die Stadt am Niederrhein hat Potenzial. Aber noch bewegt sich wenig. Schuld ist vor allem die Politik: Entscheidungen dauern oft zu lang.
Glänzend ist die Situation nicht gerade, aber immerhin: Man ist in Krefeld leicht optimistisch. Der Markt in der 230.000-Einwohner-Stadt hat ein ordentliches Jahr hinter sich, wie im Rest der Republik gibt es wieder ein größeres Interesse an Immobilien.
Das war Anfang 2011 nicht unbedingt zu erwarten. Doch die Euro-Krise und der günstige Zinssatz haben auch den Krefelder Markt erreicht, viele haben hier Häuser und Wohnungen als sichere und renditestarke Anlageobjekte erworben. Oder sind gleich selbst ins neue Eigentum eingezogen. Oder haben ihre Kinder dort einziehen lassen. Die monatliche Belastung einer Finanzierung war oft nicht höher als die entsprechende Miete.
Für viele ist Krefeld der ideale Wohnort. Die Stadt bildet einen Verkehrsknoten an der Kreuzung der Autobahnen 44 und 57 und ist ein wichtiger Schnittpunkt der Wirtschaftsregionen Niederlande, Niederrhein, Ruhrgebiet und Rheinland. Neue Einfamilienhäuser kosten in guten und in Toplagen zwischen 250.000 und 800.000 Euro, Eigentumswohnungen liegen zwischen 1100 und 3400 Euro pro Quadratmeter.
Toplage heißt vor allem: Musikerviertel. Schöne Häuser aus der Gründerzeit mit altem Baumbestand, aber auch mittlerweile Kult gewordene Bauten aus den 60er-Jahren sind hier die beliebten Objekte. In seltenen Fällen sind die Häuser bis zu 1,5 Mio. Euro wert.
Ebenfalls begehrt sind Wohnungen und Häuser am Stadtwald oder in Verberg und Traar, in Bockum und in Fischeln ganz im Süden der Stadt. Die Wohnlagen sind gut bis sehr gut, der Standard der Immobilien hoch. Wer dort investiert, kann mit stabilen, oft sogar mit steigenden Preisen rechnen. Eine Marktlücke – und damit besonders interessant für Investoren – ist in Krefeld das altersgerechte Wohnen.
Fernhalten sollten sich Käufer aber immer noch vom großen Sorgenkind der Stadt: der Mitte. Vor allem im Südbezirk der City, der vor wenigen Jahren noch als eine Art Mini-Berliner-Friedrichshain gefeiert wurde, weil die Mieten so günstig und die Atmosphäre so multikulti-künstlerisch schienen, passiert kaum etwas. Und so bleiben auch die schönsten Häuser eine Niete, selbst wenn sie nur 50.000 Euro kosten.
Die Zufahrtsmöglichkeiten ins Zentrum sind zu schlecht, der Zustand der Wohnungen ebenfalls. Außerdem passt ihre Größe nicht: Gesucht sind zwischen 120 und 150 Quadratmeter, die Wohnungen im Zentrum sind meist kleiner. Bis zu 6500 Wohnungen sollen in der Innenstadt leer stehen. Damit läge die Leerstandsquote über fünf Prozent, was deutlich höher ist als in vergleichbaren Städten.
Die Probleme sind selbst verschuldet. Anfragen von Investoren zur Standortverbesserung der Innenstadt gab es in der Vergangenheit genug. Doch oft hat die Stadt zu lang gezögert, die Interessenten vertröstet oder gar nicht erst angehört.
Nun gibt es aber einen Hoffnungsschimmer: Ein Großinvestor hat sich gemeldet, der das leer stehende Horten-Haus im Zentrum bis Ende kommenden Jahres wiedereröffnen will. Der Berliner Projektentwickler ist bereits mit möglichen Mietern im Gespräch, die planen, dort Kleidungs-, Sport- und Schuhgeschäfte zu eröffnen. Sollten die Mietverträge unterschrieben werden, will der Investor das Gebäude kaufen. Und 40 Mio. Euro investieren.
Würde der Umbau des Geschäftshauses zustande kommen, brächte das wieder mehr Leben in die Stadtmitte – und ein lebendiges Zentrum wäre für ganz Krefeld ein Gewinn.