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Wärmepumpen-Sparte Viessmann-Verkauf: Habeck prüft Milliarden-Deal

Eine Luft- und Wasserwärmepumpe von Viessmann steht an einem Wohnhaus
Wärmepumpe von Viessmann: Carrier Global bezahlt 12 Mrd. Dollar für die Sparte
© IMAGO / U. J. Alexander
Der Mittelständler Viessmann verkauft seine Wärmepumpen-Sparte an einen US-Konzern. Der Deal sorgt für Streit in der Koalition: Die FDP bringt das Geschäft in Zusammenhang mit der Heizungswende, die Grünen weisen das zurück. Wirtschaftsminister Habeck will den Verkauf prüfen

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will den Verkauf der Viessmann-Wärmepumpensparte in die USA unter die Lupe nehmen. „Wir werden uns das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anschauen und sind im Gespräch mit dem Verkäufer und dem Investor, damit das Projekt unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient“, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch. Die Vorteile der deutschen Energiepolitik und Gewinne, die damit erwirtschaftet würden, müssten weiter dem Standort Deutschland zugutekommen. Gerade deutsche Unternehmen hätten die Wärmepumpentechnik vorangebracht, sagte Habeck.

„Der Fall Viessmann zeigt, wie sich die hastige und komplizierte Heizungswende von Robert Habeck negativ auf die deutsche Wirtschaft auswirken kann“, sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai dem „Handelsblatt“. „Der deutsche Mittelstand darf nicht unter die Räder kommen.“ Die Kritik der FDP wies Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge zurück. „Wenn Unternehmen mit viel Investitionskapital nun in diesen Markt einsteigen, dann zeigt das, dass hier ein großes Wachstumspotenzial erwartet wird. Schon jetzt sei klar, dass die Wärmewende ein Motor für Beschäftigung und Wohlstand sein werde, sagte sie der Zeitung.

„Die Meldung lässt vermuten, dass Viessmann auf die Klimapolitik Habecks reagiert“, sagte Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Verbands „Die Familienunternehmer“, dem „Handelsblatt“. Es zeichne sich ja schon einige Zeit ab, „dass Viessmanns bisheriges Kerngeschäft mit Gasbrennern quasi verboten wird, während Wärmepumpen ab Jahreswechsel zum Standard werden, wobei die hohen Subventionen inzwischen internationale Wettbewerber anlocken“.

Viessmann hat bereits Werke im Ausland

Die für die Heizwende wichtigen Wärmepumpen werden nach Einschätzung von Experten künftig vor allem außerhalb Deutschlands gebaut. Schon vor dem Verkauf der Viessmann-Klimasparte an den US-Hersteller Carrier sei zunehmend im europäischen Ausland investiert worden, berichtet das Münchener Beratungsunternehmen S&B Strategy. Beispiele seien Werke von Bosch und Viessmann in Polen sowie von Vaillant in der Slowakei. Dort lockten schnellere Genehmigungsverfahren, geringere Energiepreise und niedrigere Lohnkosten.

Die asiatischen Hersteller produzierten heute schon wettbewerbsfähiger und könnten aufgrund der ähnlichen Technik zu Klimaanlagen weitere Synergien in der Wertschöpfung realisieren, schreiben die Analysten Florian Moll und Christoph Blepp. Insbesondere für kleinere Heizungshersteller werde das Marktumfeld bei diesem Wettrüsten langfristig schwieriger. Sicher sei ein Anstieg der Importe zu erwarten. „Die Wärmepumpe wird deutlich internationaler sein als die klassische Gas- oder Ölheizung.“

Für die Kunden werde der Wettbewerb langfristig niedrigere Preise bei den Geräten bringen, erwartet S&B. Wesentlicher Preistreiber bleibe aber die meist mit hohem Aufwand verbundene Installation. In den entsprechenden Gewerken herrsche weiter Fachkräftemangel. Die starke Bindung der Handwerksbetriebe an die Hersteller bleibe ein entscheidender Vorteil der heimischen Anbieter gegenüber der neuen Konkurrenz aus Asien. Diese erarbeite sich aber eine gute Position beim Elektro-Handwerk, das zunehmend die Installation von Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen übernehmen könne.

Carrier Global zahlt 12 Mrd. Euro

Carrier Global bezifferte den Preis auf 12 Mrd. Euro, von denen der Großteil in bar und 20 Prozent als Aktienpaket an die verbleibende Viessmann-Gruppe gehen sollen. Diese wird damit nach eigenen Angaben einer der größten Anteilseigner des US-Konzerns. Das Geschäft soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein. Der Kaufpreis entspreche dem 13-Fachen des für 2023 erwarteten operativen Gewinns (Ebitda), teilte Carrier in der Nacht auf Mittwoch mit.

Beide Seiten hätten sich auf langfristige Garantien geeinigt, teilte Viessmann mit. So seien betriebsbedingte Kündigungen für drei Jahre ausgeschlossen, wichtige Standorte für fünf Jahre gesichert und Allendorf an der Eder für zehn Jahre als Hauptsitz gesetzt. An die Mitarbeiter der Sparte sollen 106 Mio. Euro als Sonderprämie „für 106 Erfolgsjahre“ ausgeschüttet werden.

Der Beitrag ist zuerst auf stern.de erschienen

dpa/tkr

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